Donnerstag, März 28, 2024
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Sulfotools: Saubere Peptidsynthese ohne organische Lösungsmittel

Start-up Sulfotools stellt seine Clean Peptide Technology vor: Saubere Peptidsynthese ohne organische Lösungsmittel

Bei Peptiden handelt es sich um kleine Proteine, die zum einen im Körper jedes Menschen vorkommen und eine Vielzahl wichtiger physiologischer Funktionen erfüllen. Da Peptide bioaktiv sind und eine größere Effektivität und Spezifität als andere niedermolekulare Substanzen bieten, können sie auch in vitro, d.h. „im Glas“, für den Gebrauch in Pharma-, Kosmetik- oder Chemieprodukten genutzt werden. Eine industrielle Herstellung von Peptiden bedeutet aber, dass jährlich Tonnen an Sonderabfall entstehen. Dies ist auf die Verwendung toxischer, organischer Lösungsmittel in dem chemischen Prozess zurückzuführen.

Die beiden Gründer und Geschäftsführer von Sulfotools, Dr.-Ing. Christina Uth und Dipl.-Ing. Sascha Knauer, haben eine saubere Alternative für die Industrie entwickelt – die sogenannte Clean Peptide Technology (CPT). Dank dieser können zukünftig organische Lösungsmittel für die Peptidherstellung einfach durch Wasser ersetzt werden. Im November wird das Spin-off der Universität Darmstadt als einer von sechs Finalisten live beim Finale des Green Alley Awards 2017 pitchen, einem Gründerwettbewerb rund um das Thema Circular Economy. Erfahre im Interview mehr über die CPT und die Geschichte dahinter:

Wie erklärt ihr jemandem ohne jeglichen chemischen Hintergrund eure Technologie? Und was genau ist revolutionär an eurer Entdeckung?
Wir haben eine Technologie entwickelt, mit der man wichtige Biomoleküle (Peptide) in Wasser, anstatt in giftigen, organischen Lösungsmitteln herstellen kann. Diese Biomoleküle bestehen aus 2-100 Aminosäuren und werden chemisch schrittweise aufgebaut. Je nach ihren biologischen Eigenschaften werden sie hauptsächlich als aktive Wirkstoffe in Therapeutika, Kosmetika und in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt.
Für die herkömmliche chemische Herstellung dieser Biomoleküle benötigt die Industrie jährlich zehntausende Tonnen der giftigen, umweltschädlichen und teuren Lösungsmittel.

Mit unserer Clean Peptide Technology, die auf neuen wasserlöslichen Bausteinen für die Peptidherstellung basiert, können wir diese komplett durch Wasser ersetzen und damit nicht nur die Produktionskosten um bis zu 50 Prozent senken, sondern auch die Risiken für Mensch und Umwelt reduzieren. Gleichzeitig kann durch die Verwendung unserer Clean Peptide Technology die Menge an Sondermüll reduziert und der Einsatz von chemischen Ressourcen effizient gestaltet werden. Wir haben zusätzlich eine effiziente Aufreinigungsstrategie und ein Konzept für die Abwasseraufbereitung entwickelt.

Das Revolutionäre an unserer Entdeckung ist, dass einer der dreckigsten chemischen Prozesse nun weitaus nachhaltiger und ressourceneffizienter gestaltet werden kann und zusätzlich noch einen Kostenvorteil mit sich bringt.

Die Technologie ist Ergebnis eines Zufallsexperiments. Was war das eigentliche Forschungsziel, während ihr zufällig auf die Clean Peptide Technologie gestoßen seid?
Sascha Knauer hat im Rahmen seiner Doktorarbeit an speziellen Schutzgruppen für die Peptidherstellung geforscht. Ein Experiment hat nur unter sehr brachialen Bedingungen (in reiner Schwefelsäure) funktioniert und als Nebenprodukt ist der Grundbaustein für unsere Clean Peptide Technology entstanden.

Sulfotools ist eine Ausgründung der TU Darmstadt. Wann habt ihr wahrgenommen, dass eure Technologie neben dem wissenschaftlichen Forschungserfolg großes Vermarktungspotential für die peptidherstellende Industrie birgt?
Eine Publikation des General Directors von PolyPeptide Laboratories France, Dr. Olivier Ludemann-Hombourger („The ideal peptide plant“, Speciality Chemicals Magazine, May 2013) beschreibt den idealen Prozess der Peptidherstellung und was dieser erfüllen muss, um die Peptidherstellung nachhaltiger zu gestalten. Deshalb haben wir, nachdem die Technologie zum Patent angemeldet war, renommierte Unternehmen aus der Peptidindustrie kontaktiert und gefragt, ob ein industrieller Bedarf für unsere Technologie besteht. Durch das sehr positive Feedback, dem anhaltenden Interesse der Industrie und vielen Auszeichnungen bei renommierten Wettbewerben, konnten wir uns von dem Potential überzeugen.

Wie kann die Pharma-, Chemie- und Kosmetikindustrie von einem Wandel zur Clean Peptide Technology überzeugt werden?
Ein wichtiges Argument dabei ist die Europäische Chemikalienverordnung REACH (Regulation, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals), nach der die in der Peptidherstellung am häufigsten verwendeten organischen Lösungsmittel als besonders besorgniserregend eingestuft sind (SVHC, substance of very high concern). Nach Auflistung einer Substanz als besonders besorgniserregend unterliegt diese einer Zulassungspflicht, d.h. sie darf erst eingesetzt werden, wenn sie für die jeweilige Verwendung zugelassen wurde. Zusätzlich sind diese Lösungsmittel fruchtschädigend und gesundheitsschädlich und bergen damit signifikante Risiken für Mensch und Umwelt. Weiterhin sind natürlich die möglichen Prozesskosteneinsparungen von bis zu 50 Prozent ein großer Anreiz und zusätzlich, besonders im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika, die Möglichkeit lösungsmittelfreie Endprodukte herzustellen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Christina Uth und Sascha Knauer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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