Samstag, April 20, 2024
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Lasst euch nicht von Rückschlägen entmutigen

StockPulse macht die Psychologie der Börse mit Hilfe von Big Data greifbar

Stellen Sie sich und ihr Startup StockPulse doch kurz unseren Lesern vor!
StockPulse macht die Psychologie der Börse mit Hilfe von Big Data greifbar. Jeden Tag diskutieren hunderttausende Anleger in Online-Foren oder auf Twitter über Aktien und Finanzmärkte. Unsere Computersysteme beobachten diese Kommunikation in Realtime und unsere eigenentwickelten Algorithmen leiten daraus zuverlässig Stimmungsdaten ab. Aus Millionen von Tweets, Kommentaren, Nachrichten und Forenbeiträgen lässt sich so gut herauslesen, ob die Mehrheit der Marktteilnehmer gerade positiv zu einer Aktie wie der Deutschen Telekom eingestellt ist oder ob die Stimmung – das Sentiment – zum Beispiel zum US-Leitindex Dow Jones eher negativ ist. Für professionelle Anleger sind solche Informationen besonders wertvoll und sie zahlen uns dafür auch gutes Geld.

Besonders gefragt sind aktuell natürlich Sentiment-Daten rund um Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum oder unsere Analysen zu Werten aus Asien – seit Anfang des Jahres verstehen unsere Algorithmen auch Texte in chinesischer Sprache. Das hat übrigens dazu geführt, dass das Datenvolumen, das wir täglich analysieren, explosionsartig gestiegen ist.

Seit einigen Monaten bieten wir wir unsere grundlegenden Systeme wie Crawler, Relevant-Zuordnung, Spam-Erkennung und strukturierter Analyse auch für Big Data-Analysen außerhalb von Finanzmarktthemen an. Erste Kunden lassen zum Beispiel Preise und Bewertungen für ihre Produkte auf verschiedenen eCommerce-Plattformen in Echtzeit auswerten; oder automatisiert nach Startups suchen, die kurz vor einem Wachstumsschub stehen könnten und deshalb für Frühphasen-Investoren interessant sind.

Ich selbst bin Gründer und Geschäftsführer von StockPulse. Wir haben das Unternehmen im Jahr 2011 gegründet und uns über Exist-Mittel des Bundeswirtschaftsministeriums vorübergehend finanziert. 2012 und 2013 haben wir zwei Finanzierungsrunde abgeschlossen, seit 2015 sind wir profitabel. Im nächsten Jahr wollen wir vor allem unseren Vertrieb in den USA ausbauen und planen dafür auch die Eröffnung eines Büros in New York, für 2019 ist eine Dependance in Hongkong vorgesehen.

Wie ist die Idee zu StockPulse entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Meinen Mitgründer Jonas Krauß kenne ich aus dem Studium an der Universität zu Köln. Nachdem wir beide mehrere Jahre in den USA und der Schweiz wissenschaftlich im Bereich Collective Intelligence geforscht und unter anderem ein Modell zur Prognose der Oscar-Gewinner entwickelt hatten, wollten wir mit diesen Erkenntnissen unternehmerisch tätig werden. Deswegen war die Gründungsidee: „Was für Filme gut funktioniert, klappt auch mit Aktien!“ Es hat sich schnell gezeigt, dass intelligent ausgewertete Daten aus Aber-Millionen von Social-Media-Beiträgen und Kommentaren zu überaus wertvollen Analysen für den Finanzmarkt verdichtet werden können.

Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Eine der größten Herausforderungen war es, bereits im Jahr 2011 die ersten Investoren für ein so hochkomplexes Thema wie Big Data zu begeistern. Heute redet praktisch jeder über Big Data und Fintech, damals war es aber eine kaum beachtete Nische. Wir hatten aber Glück und haben zügig einen VC und zwei Business Angels gefunden, die uns finanziell und mit ihren Netzwerken unterstützt haben. Eine weitere, echte Herausforderung liegt im Recruiting: Es war und ist alles andere als einfach, gute Mitarbeiter zu finden, die exzellente Kenntnisse für IT-Themen und für Finanzgeschäfte haben. Ohne eine große Leidenschaft für die Börse funktioniert es einfach nicht.

Wer ist die Zielgruppe von StockPulse?
Zu unseren Kunden zählen Hedgefonds, Banken, Finanzdienstleister, aber auch Verlage und Online-Broker. Damit wäre die Haupt-Zielgruppe auch genannt, klassisches B2B-Geschäft eben. Unsere Daten stehen aber auch über Intermediäre für Privatanwender zur Verfügung, z. B. über Guidants oder Finanzen100. Mit unserem neuen Angebot „Data Intelligence“ sprechen wir nun auch Unternehmen außerhalb der Finanzbranche an.

Wie ist das Feedback?
Wir haben etliche, langjährige Kunden aus dem Finanzbereich – theoretisch könnten die meisten Kunden ihre Datenlieferungsverträge monatlich kündigen. In der Praxis ist das aber erst einmal vorgekommen. Einer der größten quantitativen Hedgefonds aus den USA bezieht unsere Daten seit nunmehr fast fünf Jahren und vor kurzem wurde die Zusammenarbeit verlängert. Dies zeigt, wie zufrieden die Kunden mit unseren Daten sind – und aus Rückmeldungen wissen wir, dass in unseren Sentiment-Daten bei richtiger Anwendung ein enormer Mehrwert liegen kann. Mit unserem neuen Angebot „Data Intelligence“ stoßen wir auf enormes Interesse auch außerhalb der Finanzbranche – immer mehr Unternehmen möchten Daten zu ihrer Branche, zu Wettbewerbern oder zur Preisgestaltung ihrer Produkte am Markt automatisch einsammeln und analyiseren lassen.

StockPulse, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Schon heute sind wir einer der führenden Anbieter für Sentiment-Daten im deutschsprachigen Raum. Diese Position möchten wir natürlich halten und festigen. In fünf Jahren sehen wir uns auch im internationalen Markt ein deutliches Stück weiter vorne, insbesondere in den USA. Gerade in Nord-Amerika ist der Wettbewerb für Sentiment-Analysen im Finanzbereich sehr stark und hart – hier können wir aber schon heute mit zusätzlichen, innovativen Services und der Flexibilität einer kleinen, agilen Unternehmensstruktur gegen so manches Dickschiff am Markt punkten.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Ohne ein gutes Team geht oft gar nichts: Sucht euch also Mitgründer, die eure Visionen teilen und mit der gleichen Leidenschaft wie ihr selbst für die Idee „brennen“.

2. Lasst euch nicht von Rückschlägen entmutigen: Eine gute Idee braucht manchmal etliche Anläufe, bis sie zur Marktreife geführt werden kann. Das solltet ihr auch in euren Geschäfts- und Finanzplänen berücksichtigen und bei der ersten und zweiten Finanzierungsrunden auch genügend Liquidität für längere Durststrecken einplanen.

3. Lasst euch nicht von zu viel Lob aus dem Freundes- und Bekanntenkreis in die Irre führen – dass man ein Unternehmen gründet, finden viele Leute erst einmal toll und klopfen euch auf die Schulter. Spannend wir es, wenn ein Geschäftskonzept hart, aber konstruktiv kritisiert wird, vor allem von Marktkennern – dann solltet ihr ganz genau hinhören; nur so bekommt ihr das richtige Gespür dafür, das am Markt wirklich ankommt und schließlich auch gekauft wird.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Stefan Nann für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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