Dienstag, März 19, 2024
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Ein wichtiger Tipp ist es mutig zu sein

Seeding Alliance Anbieter von Native Advertising

Stellen Sie sich und ihr Unternehmen Seeding Alliance doch kurz unseren Lesern vor!
Coskun Tuna: Mein Geschäftspartner Cevahir Ejder und ich haben die Seeding Alliance im November 2011 gegründet. Der Großteil unserer 25 Mitarbeiter sitzt in Köln Ehrenfeld, wohingegen unsere Entwickler von Lüneburg aus arbeiten. Im März dieses Jahres hat sich Ströer die Mehrheit an unserem Unternehmen gesichert, was uns sehr freut.

Ströer ist mit seinen Akquisitionen und einer schnellen operativen Zusammenführung unterschiedlicher Geschäftsbereiche in den letzten Jahren zu einem der größten Vermarkter in Deutschland avanciert. Das Inventar mit reichweitenstarken Medien, wie T-Online, vermarkten wir nun auch. Darüber hinaus versteht es Ströer vor allem im digitalen Sales gute Arbeit zu leisten, wovon wir zunehmend profitieren. So können wir unser Business, als Pionier in der Entwicklung und Vermarktung von Native Advertising, mit den Mitteln eines großen Partners, weiter ausbauen.

Ich selbst bin seit 18 Jahren Unternehmer in der Online Branche. Davor war ich knapp sechs Jahre lang Polizist. Während meines Dienstes in einer Sondereinheit der Polizei lernte ich einen Kollegen kennen, der mir auf einer Dienstreise, Ende 1999 in Berlin, das Internet offenbarte. Danach gab es kein Halten mehr für mich. Nach vielen schlaflosen Nächten entschied ich mich dafür etwas ganz Neues auszuprobieren und gründete, zusammen mit dem Kollegen, Mitfahrzentrale.de. So kam ich ins Online Business und seit 2007 bin ich immer mehr in den Bereich des Online Marketings eingestiegen.

Wie ist die Idee entstanden, Native Advertising Technologie zu entwickeln und zu vermarkten?
Coskun Tuna: Als wir die Seeding Alliance vor fünf Jahren gegründet haben, sind wir als Blogvermarkter gestartet. Wir haben Bloggern und Unternehmen eine Plattform zur Verfügung gestellt, auf der sie sich vernetzen können. Dabei ist uns aufgefallen, dass es sich für Unternehmen in der Regel zeitaufwendig gestaltete, wenn sie Inhalte auf mehreren Blogs veröffentlichen wollten, da hier Abstimmungen mit jedem einzelnen Blogger getroffen werden mussten. Das klassische Advertorial Geschäft war ein bilaterales Business. Jede einzelne Buchung musste auch einzeln durchgeführt werden. Viele Gespräche, viele Instanzen, unterschiedliche Medien und unterschiedliche Reportings verlangsamten den Prozess. Sprich: Hoher Aufwand und dementsprechend hohe Kosten.

Daher überlegten wir, ob es nicht einen Weg geben könnte, die klassische One to One Buchung von Advertorials skalierbar zu machen.
Wir wollten es schaffen, einen Inhalt gleichzeitig voll automatisiert auf mehreren Medien zu veröffentlichen, ohne von Google als Duplicate Content abgestraft zu werden und dabei das Advertorial so auszuspielen, als ob es die unterschiedlichen Redaktionen manuell in ihr CMS (Content Management System) eingestellt hätten. Dieses Vorhaben schien zuerst unmöglich, vor allem bei der Vielfalt an Content Management Systemen und den vielen unterschiedlichen Layouts und Strukturen der Medien.

Mit unserem Entwicklerteam gelang es uns 2013 aber eine Technologie zu entwerfen, die diese Ansprüche erfüllen konnte. Ein Jahr später hörten wir von Native Advertising, das aus den USA kommend, nun auch in Deutschland langsam an Bekanntheit gewann. Wir schauten uns das näher an und erkannten, dass dieses Format genau wie unsere neu entwickelte Technologie funktionierte. Seitdem agieren wir als Native Advertising Vermarkter.

Von der Idee bis zum Start: Wie haben Sie sich finanziert und was war bis jetzt die größte Herausforderung?
Coskun Tuna: Die Anfangsinvestitionen für Seeding Alliance im Jahr 2012 kamen von uns privat, aber wir hatten das Glück, gleich zu Beginn Umsätze zu machen, mit denen wir schnell arbeiten konnten. Im gleichen Jahr starteten wir ein Crowdfunding bei Seedmatch und ein Jahr später beteiligte sich ein regionaler Verlag, in Form einer Minderheitsbeteiligung. Seit dem Frühjahr 2014 arbeiten wir aus dem Cashflow heraus und sind seitdem auch profitabel.

Als wir 2014 mit unserer Native Advertising Technologie in Deutschland auf den Markt gingen, war dieses Format und das skalierbare Distribuieren von Advertorials hierzulande noch weitestgehend unbekannt. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, um Agenturen, Publisher und Advertiser von unserer Idee zu überzeugen. Der Durchbruch kam erst ein Jahr später, als erste Agenturen und Brands erfolgreich Tests bei uns durchgeführt hatten.

Wer sind die Kunden von Seeding Alliance?
Coskun Tuna: Der Kundenkreis der Seeding Alliance ist breit gefächert. Wir arbeiten mit Verlegern zusammen, die sich von uns vermarkten lassen, sowie mit verschiedenen Werbungtreibenden und Agenturen.

Printverkäufe gehen zurück und auch online klicken Nutzer immer weniger auf Banner, Pop-Ups und Co. Mit Native Advertising können Publisher online sichere Einnahmen generieren. Werbungtreibende, die auf Native Advertising setzen, können ihre Kampagne gleichzeitig auf mehreren Medien ausspielen. Ob Branding, Storytelling oder Abverkauf: Mit dem richtigen Native Advertising Format, sind vielfältige Kampagnenziele bedienbar.

Auch Agenturen, die das Marketingbudget unterschiedlicher Unternehmen verwalten, probieren zunehmend Native Advertising aus.

Wie funktioniert Native Advertising?
Coskun Tuna: Native Advertising ist eine Distributionsform im Content Marketing. Automatisiert und skalierbar können hier werblich gekennzeichnete Inhalte auf mehreren unterschiedlichen Medien ausgeliefert werden. Dabei passt sich der Content an die Form und Funktion der unterschiedlichen Medien an, in denen er ausgeliefert wird.

Auf Online Publikationen sind Ihnen Native Ads bestimmt schon einmal begegnet. Sie befinden sich im Umfeld der Artikel-Teaser und werden stets als Anzeige gekennzeichnet. Die Teaser der Native Ads bestehen aus einem Anzeigebild, einer Überschrift und einem kurzen Text, der den Nutzer zum Weiterlesen animieren soll. Bei einem Klick auf diesen Teaser öffnet sich, wie bei einem herkömmlichen Artikel, der Text im Umfeld des jeweiligen Publishers. So profitieren Native Ads vom Vertrauen, was die Leser in das jeweilige Medium haben und produziert wesentlich weniger Störeffekte, als Display Werbung. Native Ads können automatisiert auf mehreren Medien gleichzeitig ausgespielt werden, ohne Duplicate Content zu erzeugen. Die Performance von Native Advertising Kampagnen kann jederzeit ausgewertet und in Echtzeit optimiert werden. Auch können Native Ads in sozialen Netzwerken geteilt werden.

Welche Vorteile bietet Native Advertising im Vergleich zu klassischer Display Werbung?
Coskun Tuna: Im Vergleich zu Bannerwerbung haben Native Ads den entscheidenden Vorteil, dass sie sich in das jeweilige Webseitenumfeld einfügen und daher keine Störeffekte auf die Nutzer ausüben. Weiterhin überzeugen Native Ads die Leser mit Content, der auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt ist und diese mit nützlichen und unterhaltenden Informationen überzeugen soll. Display Werbung setzt hingegen auf blinkende Effekte, bspw. mit Bannern und Pop-Ups, was derzeit zu hohen Störeffekten, Bannerblindheit und vermehrten Downloads von Adblockern führt.

Vor allem auf mobilen Geräten treten vermehrt Störeffekte von Display Werbung auf, da hier oftmals der gesamte Bildschirm von Werbung eingenommen, oder zufällig auf animierte Werbung geklickt wird.
Native Ads sind hier klar im Vorteil, da sie auch auf mobilen Geräten flexibel in unterschiedliche Webseitenumfelder eingebunden sind und problemlos dargestellt werden können.

Native Advertising ist in Deutschland ein noch recht junges Werbeformat. Daher gibt es bisher noch keine allgemeine Definition und auch keine genauen Richtlinien für dieses Format. Diese sind aber extrem wichtig, um das Vertrauen der Nutzer in diese Technologie zu stärken. Organisationen, wie das IAB (Internet Advertising Bureau) und der BVDW (Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V.) nähern sich aber zunehmend mit ihren Definitionen und Richtlinien aneinander an.

Wie ist das Feedback?
Coskun Tuna: Wir haben in diesem Jahr eine Auswertung unserer Zahlen aus den vergangenen drei Jahren gemacht, in denen wir unsere Native Advertising Technologie entwickelt und vertrieben haben.  Daran konnten wir deutlich sehen, dass das Feedback für unsere Technologie im Jahr 2016 besonders positiv war. Die Anzahl der platzierten Teaserflächen aus dem Jahr 2016 hat sich auch bis zum ersten Quartal 2017 sprunghaft erhöht. Schon im ersten Quartal 2017 entsprach die Gesamtzahl unserer Views in etwa den Gesamtviews aus dem Jahr 2015, das positive Feedback hält also an.
Seit zwei Jahren veranstalten wir jetzt bereits das Native Ads Camp , eine nationale Tagesveranstaltung rund um das Thema Native Advertising. Bei der ersten Konferenz, Anfang März 2016, kamen 300 Besucher und am 30. März in diesem Jahr konnten wir schon 400 Gäste im Kölner RheinEnergieSTADION begrüßen.

Seeding Alliance, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Coskun Tuna: Im letzten Jahr haben wir im Deloitte Ranking der 500 am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen weltweit Platz 170 belegt. Im Ranking von Deloitte der 50 am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen in Deutschland, konnten wir im Jahr 2016 sogar Platz 9 erreichen. Diese Zahlen wollen wir natürlich gerne weiter verbessern und unsere Position als führender Vermarkter und Entwickler von Native Technologie in Deutschland weiter ausbauen. Deswegen versuchen wir unsere Formate kontinuierlich zu verbessern und an die aktuellen Marktbedürfnisse anzupassen.

Erste Ansätze der Internationalisierung haben wir bereits in Angriff genommen, gehen hier aber besonnen vor, da für uns unser Heimatstandort weiterhin im Fokus steht. Bisher konnten wir konkurrierende Angebote aus dem Ausland in Deutschland größtenteils verdrängen.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Coskun Tuna: Aus meinen insgesamt 18 Jahren als Gründer und Unternehmer habe ich gelernt, immer nach vorne zu blicken. Angst und negative Gedanken haben mich bisher eher angespornt als zu lähmen. Aber auch Scheitern ist normal und keine Schande. Fast jeder Gründer muss unerwartete Hürden nehmen, bevor er seine Ziele verwirklichen kann. Die Wenigsten bekommen schnell hohe Bewertungen oder haben gleich auf Anhieb einen Mega-Exit. Dies sollte bei einer Gründung auch nicht unbedingt im Vordergrund stehen. Gründer, die wegen eines Exits gründen, arbeiten häufig eher an der Fassade, statt an der Substanz.

Machst du einen guten Job, kommt das Kapital von allein und dein Erfolg spricht sich herum, das sind meine Erfahrungen. Bevor ich die Seeding Alliance gegründet habe, war ich bereits sechs Mal an der Gründung von Unternehmen beteiligt. Nicht alles davon war erfolgreich, aber ich habe aus meinen Fehlern gelernt und lerne auch heute noch täglich dazu. Dabei achte ich bei meinen Entscheidungen vermehrt auf mein Bauchgefühl. Wenn sich etwas falsch anfühlt, dann lasse ich gleich die Finger davon. Zahlen sind manipulierbar und lassen sich in euphorischen Momenten schönreden. Das Bauchgefühl erinnert dich jedoch schnell daran, dass irgendetwas nicht stimmt.

Ein wichtiger Tipp ist es auch mutig zu sein. Hätten mein Geschäftspartner und ich uns nicht für die Vermarktung eines völlig neuen Produktes im Online-Marketing entschieden und stattdessen auf bereits bekannte Display Produkte gesetzt, wären wir jetzt nicht deutschlandweit führender Anbieter einer innovativen und zukunftsfähigen Online Marketing Technologie.

Link Fuck Up Night Coskun Tuna über Mitfahrzentrale.de https://www.youtube.com/watch?v=lvel5Tc2wFc

Wir bedanken uns bei Coskun Tuna für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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