Mittwoch, April 24, 2024
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Ein wichtiger Faktor sind Talente

Planerio im Interview: Dienstplanung im Gesundheitswesen heißt auch immer Mitarbeiterzufriedenheitsplanung

Stellen Sie sich und das Startup Planerio doch kurz unseren Lesern vor!

Wir, Dr. Stefan Klußmann und Markus Hinz, sind die beiden Geschäftsführer von Planerio, dem Anbieter für moderne Personaleinsatzplanung im Gesundheitswesen.  Die Idee für eine automatisierte Dienstplanung, die den täglichen manuellen Planungsaufwand auf ein Minimum reduzieren soll, entstand im Krankenhausalltag von Radiologie-Professor Dr. Wieland Sommer – 2016 gründete er zusammen mit Stefan Klußmann und Robert Grüter die Planerio GmbH in München aus. Heute digitalisiert und automatisiert Planerio erfolgreich die Dienstplanung, Zeiterfassung und Lohnbuchhaltung in bereits über 500 Krankenhaus-, Praxis- und Pflegestandorten. 

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Vor der offiziellen Gründung hatte ein kleines Team um Wieland Sommer bereits einen ersten Prototypen von Planerio entwickelt, der am Institut für Radiologie des Klinikums der LMU in Großhadern eingesetzt wurde – und der sich hervorragend bewährte: Die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Dienstplanung hatte sich deutlich verbessert. Dieser Erfolg sprach sich rasch herum und aufgrund zahlreicher Anfragen wurde schnell klar, dass es einen echten Bedarf nach Planerio gab. Die Gründung der Planerio GmbH war dann ein logischer Schritt aus der Realisierung, dass der Weg von einem „hart-codierten“ Prototypen hin zu einer breit anwendbaren Software ein weiter ist. 

Welche Vision steckt hinter Planerio?

Die größte Chance in der Digitalisierung des Gesundheitswesens sehen wir in der nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. Die Corona-Krise hat den Personalnotstand in der Gesundheitsbranche noch einmal verdeutlicht: Viele Häuser kämpfen mit hohen Mitarbeiterfluktuationen und Krankenständen. Für uns heißt Dienstplanung deshalb auch immer Mitarbeiterzufriedenheitsplanung. Wir möchten mit unseren intelligenten Work-Life-Management-Lösungen den Personalmangel in der Gesundheitsbranche nachhaltig verbessern – und gleichzeitig zu einer besseren Patientenversorgung beitragen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Von Anfang an bestand natürlich die größte Herausforderung darin, ein Produkt zu entwickeln, das den hohen Anforderungen im Gesundheitswesen gerecht wird. Planerio zeichnet besonders aus, dass wir auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden eingehen. Bei einem wachsenden Kundenstamm aus verschiedenen Gesundheitssektoren bedeutet das aber auch zunehmende Komplexität – um diese auch zukünftig abbilden zu können, mussten wir uns sowohl technologisch als auch organisatorisch weiterentwickeln. Heute sind wir stolz, dass wir die verschiedenen komplexen Anforderungen aus dem Klinik-, Praxis- und Pflegebereich in der Produktentwicklung abdecken können. 

Eine weitere wichtige Herausforderung, die uns natürlich heute noch beschäftigt, ist der „War for Talents“. Gerade ein Startup lebt von jungen, motivierten Talenten und diese sind am High-Tech-Standort München sehr gefragt. Doch trotz der Erschwernisse durch die Corona-Krise haben wir uns seit Januar 2020 auf über 50 Mitarbeiter verdoppeln können. Dieses starke und erfolgreiche Wachstum in den vergangenen Monaten zeigt, wie viel Potenzial in Planerio und unserem Team steckt.

Neben den Gründern sind noch gut vernetzte Business Angels sowie ein bekanntes Family Office bei Planerio investiert. Insgesamt konnten wir die Finanzierungsrunde 2020 mit mehr als drei Millionen Euro Investment erfolgreich abschließen. Für Mitte dieses Jahres planen wir die nächste, größere Finanzierungsrunde (Series A). 

Wer ist die Zielgruppe von Planerio?

Planerio wurde von Ärzten primär für das Gesundheitswesen entwickelt, denn gerade hier sind die Planungsanforderungen am komplexesten: Ob verschiedene Arbeitsplätze und Standorte, unterschiedliche Mitarbeiterqualifikationen, Tarifverträge, Untergrenzen, Zeitzuschläge, Dienstwünsche etc. – die Liste der Planungsvariablen ist lange und der Bedarf hoch: Viele Dienstplaner nutzen täglich immer noch Stift und Papier oder komplizierte Excellisten für die Dienstplanerstellung. Da verliert man schnell den Überblick und kann oft nur langsam reagieren. Doch am Ende hängt auch die angemessene Versorgung der Patienten von einer bestmöglichen und flexiblen Einteilung des qualifizierten Gesundheitspersonals ab.

Wie funktioniert Planerio? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Unser intelligenter Planungsalgorithmus ist einzigartig. Während manch andere Anbieter ein einfaches Kopieren des letzten Monatsplans als „Automatisierung“ verstehen, bieten wir eine tatsächliche automatische und digitale Erstellung des Dienstplans nach individuell festgelegten Regeln. 

Außerdem legen wir bei der Produktentwicklung großen Wert darauf, unseren Kunden eine mitarbeiterzentrische Planung zu ermöglichen. Über den Emyployee Self Service unserer Planerio Smartphone App können Mitarbeitende beispielsweise ortsunabhängig ihren aktuellen Dienstplan einsehen, Frei- sowie Dienstwünsche eintragen und in unserer interaktiven Tauschbörse ihre Dienste mit Kollegen tauschen.

Gleichzeitig ermöglichen wir eine hohe Planungssicherheit: Die Dienstplanenden haben stets alle Abwesenheitsarten im Blick und können bei Personalengpässen schnell reagieren. Fällt ein Mitarbeitender aus, schlägt unser System automatisch den geeigneten Ersatz vor. Gerade bei kurzfristigen Ausfällen ist diese Flexibilität enorm wichtig.

Zusätzlich bietet Planerio die Möglichkeit für eine integrierte Zeiterfassung und Lohnbuchhaltung. Dank dieser digitalen Funktionen unterstützen wir unsere Kunden nicht nur bei der operativen Dienstplanerstellung, sondern auch bei der strategischen Optimierung und Steuerung ihres Personaleinsatzes. 

Planerio, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren sehen wir Planerio als das führende Betriebssystem für das Workforce-Management im Gesundheitswesen, das täglich eine fünfstellige Anzahl aktiver Nutzer plant. Und unsere Smartphone App hat sich zur Plattform weiterentwickelt, auf der Mitarbeiter per Knopfdruck ihr gesamtes Berufsleben managen können.

Außerdem werden wir nicht nur in der DACH-Region, sondern in ganz Europa präsent sein. Denn der Bedarf nach einer zuverlässigen, intelligenten Dienstplanung im Gesundheitswesen ist auch in anderen europäischen Ländern sehr hoch.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Als Erstes empfehlen wir eine Hands-On-Mentalität – das heißt: Anstatt monatelang ein Produkt fertig zu entwickeln, das am Ende am Bedürfnis der Zielgruppe vorbeischrammt, sollte die Idee zuerst am Markt erprobt werden. Auch wir haben erst einmal mit einzelnen Kunden das Potenzial unserer Idee erforscht, bevor wir die Funktionen tatsächlich entwickelt haben.

Ein zweiter wichtiger Faktor sind Talente, Talente, Talente. Und in der Softwarebranche bilden vor allem talentierte Softwareingenieure das Herzstück eines erfolgreichen Produkts. Die weitere Organisation haben wir dann Schritt für Schritt um diesen Kern herum aufgebaut.

Und zu guter Letzt würden wir Gründern raten: Auch wenn das Unternehmen wächst, sollte das Management nie aufhören, nah am Produkt und den Kunden zu bleiben – z.B. durch den aktiven Verkauf. Nur so versteht man das Problem und die Bedürfnisse des Marktes bestmöglich.

Wir bedanken uns bei Stefan Klußmann und Markus Hinz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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