Freitag, April 26, 2024
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Gnadenlose Ehrlichkeit im Team

Stefan Wöhrer Gründer Permedio, Zentrum für personalisierte Medizin, war in der PULS 4 Show 2 Minuten 2 Millionen

Stellen Sie sich und das Startup Permedio doch kurz vor!

Permedio ist ein Zentrum für personalisierte Medizin, welches eine Wahlarztordination mit einer GmbH für Medizinprodukte vereinigt. Ziel von Permedio ist es modernste medizinische Entwicklungen mit nachgewiesenen Nutzen für unsere Patienten in die Praxis umzusetzen. Die Verknüpfung einer Ordination mit einem modernen molekularbiologischen Labor und einem IT Entwickler Team erlaubt es uns medizinische Fortschritte innerhalb weniger Wochen in die klinische Praxis umzusetzen. Permedio wurde 2015 in Niederösterreich gegründet und unser Team umfasst derzeit 34 Leute.

Wie ist die Idee zu Permedio entstanden?

Als Onkologe (=Krebsarzt) war ich oft frustriert, dass die klinische Umsetzung von medizinischen Durchbrüchen oft Jahre dauert. Stellen sie sich vor, sie würden an einer tödlichen Krankheit leiden und es gäbe eine Methode, welche sie heilen könnte. Nun stellen sie sich vor, dass diese Methode noch nicht in ihrem Land oder ihrem Spital verfügbar ist, oder dass die Behandlungskosten nicht von den Krankenkassen bezahlt werden. Sie warten also auf Ihren Tod, wohlwissend, dass eine Heilung woanders möglich wäre. Genau hier wollten wir mit Permedio eine Lösung schaffen.

Welche Vision steckt hinter Permedio?

Unseren Kunden mit Hilfe von Genanalysen die bestmögliche Therapie zukommen zu lassen.

Wer ist die Zielgruppe von Permedio?

Permedio hat unterschiedliche Produkte mit unterschiedlichen Zielgruppen. Der MediCheck, welcher auf 2 Minunten 2 Millionen vorgestellt wurde, ist grundsätzlich für alle Menschen, welche ein Medikament einnehmen müssen, sinnvoll. Patienten die laufend Medikamente einnehmen müssen – wie zum Beispiel chronisch Kranke – haben natürlich einen unmittelbaren Nutzen. Es wird aber die Zeit kommen, in der eine genetische Analyse schon bei der Geburt durchgeführt werden wird, da es sehr wahrscheinlich ist, dass jeder Mensch irgendwann einmal ein Medikament braucht. Dann wäre es natürlich hilfreich zu wissen, ob dieses Medikament überhaupt wirkt, oder ob Nebenwirkung zu erwarten sind.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung 2 Minuten 2 Millionen zu bewerben?

2 Minuten 2 Millionen bietet Menschen die Möglichkeit innovative Produkte einer breiten Masse an Zusehern vorzustellen. Genau diese Aufmerksamkeit haben wir gebraucht um einerseits auf das bestehende Problem der unerwünschten Arzneimittelreaktionen aufmerksam zu machen, und andererseits zu zeigen, dass es eine Lösung gibt. Wer hätte gedacht, dass unerwünschte Arzneimittelreaktionen die vierthäufigste Todesursache in der westlichen Welt sind? Dass wir zusätzlich noch Mitstreiter (Investoren) gefunden haben, war für uns natürlich eine super Sache.

Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?

Die wichtigste und für uns auch sehr sinnvolle Übung war, unser Konzept innerhalb von 2 Minuten so zu erklären, dass es die meisten Menschen verstehen. Am Inhalt des Pitches haben wir wirklich lange gefeilt. Das Produkt war ja zu diesem Zeitpunkt schon fertig und auf dem Markt und das medizinische Wissen hatte ich mir ja bereits über viele Jahre angeeignet. Das gab mir die Sicherheit, dass mich niemand „kalt erwischen“ kann. Wie in der Sendung allerdings zu sehen war, war dies eine Fehlannahme, da es mich ziemlich überrascht hat, dass einer der Investoren auf eine rhetorische Frage in Mitten des Pichtes geantwortet hat. Die Antwort war aber Gott sei Dank richtig und hat gut zu dem Pitch gepasst. Ich hätte nicht gewusst wie ich reagiert hätte wenn der Investor eine „falsche Antwort“ gegeben hätte…

Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, dass es in die Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?

Das war natürlich super motivierend und wir waren überglücklich, weil uns klar war, dass die Teilnahme an 2 Minuten 2 Millionen unser Unternehmen massiv pushen würde. Man muss aber ehrlicherweise dazu sagen, dass wir uns auch bei vielen anderen Ausschreibungen, Förderungen, Auftritten, etc. beworben haben und oftmals abgelehnt wurden. Ob man wo genommen wird oder nicht, hängt oft mehr vom Glück und Timing als von der Wertigkeit der Innovation ab.

Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch 2 Minuten 2 Millionen viele Interessenten und auch Medien auf Permedio aufmerksam werden?

Ich würde die Teilnahme an 2 Minuten 2 Millionen nicht so sehr als „Schritt“, sondern eher als „Ereignis“ bezeichnen, da wir sie ja nicht wirklich beeinflussen konnten. Wie oben erwähnt wirft man als Startup oft seine Netze aus und meistens kommt nur ein alter Stiefel zurück. Nur ab und zu erwischt man einen großen Fisch wie 2M2M.  Wie dem auch sei, die Teilnahme an 2M2M hat uns tatsächlich sowohl großes Medien- als auch Kundeninteresse eingebracht und die Verkaufszahlen sind um ein vielfaches nach oben gegangen. Ich glaube, dass war für uns und für die personalisierte Medizin ein echter Durchbruch.

Welchen Investor hatten Sie im Fokus?

Ich dachte mir, dass Florian Gschwandtner auf Grund seines digitalen Backgrounds Interesse haben könnte. Dr. Haselsteiner wurde nachgesagt, dass er bei Medizinprodukten eher zurückhaltend ist. Die Interessensgebiete von Alexander Schütz und Bernd Hinteregger waren mir noch zu wenig bekannt um Hoffnungen zu tragen. Ich bin auch davon ausgegangen, dass Daniel Zech eher wenig Interesse an uns hat. Wie die Sendung zeigte, waren diese Annahmen, bis auf die erste, falsch.

Wie ging es nach der Sendung weiter?

Wir hatten alle Hände voll zu tun die Bestellungen und Anfragen zu bearbeiten und abzuwickeln. Viele Probleme manifestieren sich erst, wenn Systeme belastet werden. Zur Vorbereitung auf die konkreten Verhandlungsgespräche mit den Investoren musste auch die gesamte GmbH umstrukturiert werden, da die Trennung zwischen Ordination und GmbH zuvor eher schwammig war und die Investoren ja nur an der GmbH interessiert sind. Es war unglaublich viel zu tun, aber alle waren voll motiviert und wir hatten eine total positive Energie.

Permedio, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir haben festgestellt, dass Permedio eine ideale Plattform für digitale medizinische Leistungen ist, über die wir z.B. Testungen, Befunde, Interpretationen, Empfehlungen, biometrische Daten, digitale Rezepte, Medikamentenversand und Verknüpfungen unterschiedlicher Interessensgruppen liefern können. Das Potential ist unglaublich groß. Auf welchen Bereich wir uns fokussieren werden hängt natürlich von der Nachfrage ab. Wir wollen aber auf jeden Fall in die DACH Region expandieren, da uns sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz die Gesetzeslage entgegenkommt.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Die Grundlage jedes Erfolgs ist ein funktionierendes Produkt, welches das Leben der Menschen leichter macht.

Gnadenlose Ehrlichkeit im Team was das Produkt betrifft. Wenn ein Produkt nicht performed, dann gibt es in Wirklichkeit nur zwei Möglichkeiten. Erstens: Das Produkt hält nicht was es verspricht. Zweitens: Das Produkt ist gut, der Markt aber noch nicht dafür bereit. Bei der ersten Variante ist es wichtig, diese Tatsache zu erkennen und keine weitere Zeit oder Energie damit zu verschwenden. Auch wenn es schmerzhaft ist „sein Herzblut Projekt“ zu Grabe zu tragen, es ist leider ab und zu notwendig. Bei der zweiten Variante muss man viel Geduld haben, darf aber nicht die Nerven verlieren. Gute Dinge setzten sich mit der Zeit immer durch.

Gründer zu werden ist verdammt hart, Nerven aufreibend, frustrierend, teuer und in den meisten Fällen erfolglos. Dessen muss man sich bewusst sein. Am Ende des Tages kann man sich aber nicht vorwerfen, dass man nicht zumindest einmal versucht hat seine Träume zu verwirklichen. Dieses Gefühl ist unbezahlbar.

Titelbild PULS 4 Fotograf Gerry Frank

Wir bedanken uns bei Stefan Wöhrer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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