Samstag, April 20, 2024
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Ärmel hochkrempeln

Orthexo Vergleichs­platt­form für Exoskelette: Reha, Hilfsmittel, Militär und Industrie 4.0

Stellen Sie sich und das Startup Orthexo doch kurz unseren Lesern vor!

Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Tom Illauer (33 Jahre alt, aus Bochum) und ich bin Gründer von Orthexo.de. Orthexo ist ein Akronym für orthopädische Exoskelette, denn wir haben eine Vergleichsseite, oder in der Startup-Welt gesprochen einen kuratierten Asset-Light-Leadgen-Marktplatz, für medizinische und industrielle Exoskelette gegründet. Konkret finden Patientinnen Exoskelette für MS, Querschnitt, Parkinson, Spasmen und nach einem Schlaganfall zwecks Alltagsnutzung, Therapeuten Exoskelette für den Reha-Einsatz, Behörden militärische Exoskelette und die Industrie 4.0 industrielle Überkopf- und Rückenexoskelette. 

Weiterhin sind wir dabei die Medienmarke Nummer 1 für Exoskelette weltweit zu werden, bieten die Vermittlung von Fachanwälten bei Hilfsmitteln Ablehnungen an, wollen Sanitätshäuser als Leistungserbringer schulen und das Thema bekannter machen. 

Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Bis ich in die Gesundheitsbranche kam, war ich typischer BWLer. Ich habe mich wenig mit dem Thema beschäftigt. Nach dem Dipl. Betriebswirt und dem Dipl. Investmentbanker, bin ich aus familiären Gründen in die Pflegebranche abgetaucht. Diese fand ich so spannend, dass ich u.a. als Berater & CRM Manager von Pflege.de gearbeitet habe, als CMO vom zweitgrößten Pflegeheimanbieter in Deutschland und schlussendlich als CMO und Head of eCommerce Deutschlands größter Sanitätshausgruppe. 

Hier konnte ich die Emotionen live miterleben, als ein querschnittsgelähmter Patient dank eines Exoskelettes nicht nur wieder laufen konnte, sondern Unabhängigkeit und Freiheit neu erlangte. Seitdem habe ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt und musste feststellen, dass 4 von 5 Werkarbeitern später an Rückenschmerzen erkranken sowie dies ebenfalls der Grund für die höchsten krankheitsbedingten Abwesenheiten ist, obwohl es dafür industrielle technologische Exoskelette gibt. Also warum werden diese nicht inflationär genutzt? Dafür gab oder gibt es zwei Gründe. 1. Das Thema ist zu unbekannt und 2. Es fehlt an einer zentralen Vergleichs- und Informationsplattform mit allen weltweiten Lösungen.

Ich habe schon viele Vergleichsseiten gegründet und viele Geschäftsmodelle bei anderen Gründerinnen adressiert, denn mir hat immer etwas gefehlt, nämlich Fußstapfen zu hinterlassen und einen gesellschaften Engpass zu lössen, anstatt den siebten veganen Schokoriegel zu gründen. 

Welche Vision steckt hinter Orthexo?

Unser Ziel ist ganz klar. Wir wollen das Thema im Sinne der Hersteller und Händler größer machen. Wir wollen aufklären, beraten und für Aufmerksamkeit sorgen. Schon bald ist die Technologie so weit, dass Exoskelette preislich immer attraktiver werden. Dann gibt es auch keine Ausreden mehr. Weil jeder das Recht auf „Gehen“ und „Arbeiten ohne körperliche Einschränkungen“ hat. Daher werden wir zeitnah in den USA launchen, Interessenverbände gründen, das Produktportfolio weiter ausbauen, Exoskelette as a Service anbieten und vieles mehr. 

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Ich habe primär alleine gegründet und hätte mir jemand gesagt, dass es so viel exekutive Arbeit werden wird, hätte ich potentiell aufgegeben. In Summe sind fast 2.700 Stunden meiner eigenen Zeit in das Projekt geflossen. Der größte Engpass war die Produktrecherche, denn es gibt über 140 Hersteller weltweit und diese sind absolute Experten was das Thema Entwicklung und Forschung angeht, gleichwohl nicht im Marketing. Daher findet man online kaum Informationen, wie laut die Lösungen sind, welche Risiken es gibt, wie lange das Anlegen dauert, wie schwer diese sind und vieles mehr. 

Finanziert habe ich das Startup mit eigenen Mitteln. Bisher sind ca. 60.000 EUR in die Idee geflossen. Investoren haben wir keine. Vor kurzem konnte ich einen Experten aus der Branche als Co-Gründer für die Challenge gewinnen. Dies können wir jedoch erst publizieren, wenn sein Arbeitsvertrag ausgelaufen ist. Übrigens spannend ist, dass über 40 Investoren abgesagt haben. So kann es für Gründer auch laufen. Man muss das sportlich nehmen und die Ärmel hochkrempeln. Ich komme aus einem Dorf mit 3.000 Einwohnern, kenne nur Entwickler und Marketer. 

Aus der Studienzeit hat sich niemand getraut, alte Kolleginnen suchen Sicherheit, also gründet man alleine, weil man kein Startup-Netzwerk wie in Berlin hat. Danach sagen einem die VCs, dass sie nicht investieren können, weil eine Frau im Gründerteam fehlt und der TAM unter 5 Milliarden liegt. Es gibt halt Dinge, auf die man keinen Einfluss hat, daher ist alles bootstrapped. Wenn das jedoch eine Expertin im Exoskelett-Markt liest und Bock auf die Reise hat: Welcome on Board…

Wer ist die Zielgruppe von Orthexo?

Eine ganz spitz positionierte demo- und psychografische Zielgruppe gibt es nicht. Industrielle Exoskelette werden von Einkäufern angefragt, Exoskelette für Rehaeinrichtungen von Therapeutinnen und Exoskelette zur Alltagsbewältigung bei bestimmten Diagnosen von Endverbrauchern. Letztere zahlen dann jedoch die Lösungen nicht selber, denn das wird dann wiederum von den Kassen (unter bestimmten Voraussetzungen) übernommen. Hier gibt es tolle Entwicklungen. Letzte Woche gab es hierzu ein bahnbrechendes Urteil, dass im Kontext sagt, dass Kassen Patienten mit Querschnittslähmung ein Exoskelett (die Kosten liegen hier ca. bei 100.000 EUR) als Invaliditätsausgleich genehmigen müssen. 

Wie funktioniert Orthexo? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Es gibt am Markt bisher nur eine Plattform, die versucht hat, alle weltweiten Exoskelette zu pflegen. Diese verlinkt jedoch auf die Hersteller. Wir haben nicht nur doppelt so viele Lösungen identifiziert, respektive gelistet, sondern auch alle Informationen zu den Lösungen vergleichbar dargestellt. Das Haupt-USP ist jedoch „die bestmögliche Alternative“. Wir haben festgestellt, dass Einkäufer beispielsweise durch Brandwerbung von Herstellerlösungen hören. Sie suchen danach und stellen fest, dass die Lösungen überhaupt nicht mit den Bedürfnissen „matcht“. Genau das ist auch das große Problem bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen. 

Statt die Suche abzubrechen, weil das Gerät zu schwer ist oder nur für Tragende bis 99 Kilogramm geeignet ist, können wir zu jeder Lösung die bestmögliche Alternative anzeigen. Wir wissen, welche Exoskelette es für Rest-Muskelfunktion gibt, welche für MS besonders geeignet sind, welche Überkopfexoskelette man für die Automontage nutzen sollte usw. Das verschafft uns den Vorteil von effizienteren Kundenakquisekosten. Weiterhin komme ich aus der SEO-Welt und die Ratgeber sorgen jetzt schon für viele kostenfreie Anfragen. Nachbauen kann jeder Alles. Der Unterschied liegt in der Geschwindigkeit, dem Knowhow, dem Netzwerk und dem Willen. 

Orthexo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

In fünf Jahren wollen wir zur Anlaufstelle Nummer 1 für die Branche werden. Wir glauben, dass Exoskelette die gleiche Wirkung wie das Fließband haben werden. Wir sind nur vor der Zeit und bauen unsere Plattform so weiter aus, dass der Hype in zwei bis vier Jahren das Geschäftsmodell an die Spitze treiben wird. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

„Ärmel hochkrempeln“: Treffe keine Entscheidung auf Informationen von Branchen-Dinosauriern und baue einen MVP, der das Problem löst und zeige, dass deine Idee funktioniert. „Gehe All-In“: Wir leben in Deutschland. Unternehmen suchen nach außergewöhnlichen CVs mit Machern. Streuung und risikoaverse Strategien sind für Investoren toll, aber nicht für Gründer. Es gibt tausend Gründe zu scheitern. Ein Kunde zahlt nicht, Mitarbeiter kündigen, eine Versicherung will nicht zahlen…Aber dann hat man alles gegeben. Man sollte sich nie vorwerfen, gescheitert zu sein, weil man zu viel Angst hatte oder zu vorsichtig war. „Hört auf mit den Startup-Phrasen“: Wenn ich Sätze lese wie „Wir wollen XY demokratisieren“, dann gehen meine Alarmglocken an. 

Wir Gründer sollten mehr Demut vor Familienunternehmen und einfachen Selbständigen zeigen. Manche Dönerbude und mancher Bäcker macht mehr Umsatz als das Fintech von nebenan, wird aber nicht mit Milliarden bewertet und bezeichnet sich nicht als Unicorn. Baut einfach was cooles, brüllt es nach draußen und bleibt auf dem Boden. 

Und meine Erfahrung: Ich war für zwei Unternehmen mit Milliarden Bewertung Leiter Marketing und bin als pro bono Advisor für drei Startups aus der digitalen Pflege tätig. Wenn ich eins gelernt habe, dann redet mit so vielen Menschen aus der Branche, wie es nur geht. Besucht Messen, schreibt Personen auf Linkedin an und adressiert Eure Idee mit Wunsch auf Feedback bei Verbänden. Die Menschen wollen wirklich helfen. 

Wir bedanken uns bei Tom Illauer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


Premium Start-up: Orthexo

Kontakt:

Orthexo.de
Am Kuhlenkamp 17a
D-44795 Bochum

www.orthexo.de
kontakt@orthexo.de

Ansprechpartner: Tom Illauer

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