Montag, April 29, 2024
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Es braucht Zeit, Geduld und ein ständiges ausprobieren, um die notwendigen Erkenntnisse zu erhalten.

MYFLYRIGHT hilft bei Flugverspätung und Flugannulierung

Hallo Igor, Du bist CEO und Co-Founder von MYFLYRIGHT. Kannst Du Dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Igor Maas und ich leite zusammen mit meinem Co-Partner Djavad Ali MYFLYRIGHT. Wir beide sind begeisterte Entrepreneure im Legal Tech Bereich. Gegründet haben wir MYFLYRIGHT im Sep. 2016, wobei unser erster Prototyp erst im März 2017 live gegangen ist. Mittlerweile beschäftigen wir über 20 Mitarbeiter an unseren Standorten Hamburg (Deutschland), Prag (Tschechien) und Zaporizhzhya (Ukraine) und kooperieren mit einer Vielzahl von Partneranwälten in Deutschland, UK, Österreich, Schweiz und Spanien. Ich habe einige Jahren in den USA und Frankreich verbracht (Studium und Beratung) und pendele momentan viel zwischen unseren Standorten Prag, Hamburg und Zaporizhzhya. Ich bin bei MYFLYRIGHT vor allem für die strategischen Themen sowie das Business Development zuständig.

Was hast Du zuvor gemacht und wie ist die Idee zu MYFLYRIGHT entstanden?

Vor der Gründung von MYFLYRIGHT und der ganzen Berufswelt war ich ein ambitionierter Fußballer, aber leider nicht mit dem ganz großen Talent ausgestattet, so dass mir die Fußballerkarriere verwehrt geblieben ist. Allerdings konnte ich zumindest ein Fußballstipendium in den USA ergattern und somit mein Studium in den USA finanzieren. Im Anschluss habe ich die akademische Laufbahn mit einem MBA in Frankreich abgerundet. Daraufhin bin ich in die Unternehmensberatung gegangen und nach einigen Jahren dort sowie einiger parallel gestarteter kleiner Start-Up Projekte, haben wir letztendlich MYFLYRIGHT gegründet. Den Wunsch nach Selbstständigkeit hegten Djavad und ich schon seit dem Kindesalter, wir haben nur die richtige Idee gebraucht. Djavad rief mich eines Tages an und fragte, ob ich über meine Flugrechte aufgeklärt sei. Da ist mir aufgefallen, dass ich über das Thema rein gar nichts wusste, obwohl ich damals als Berater im Schnitt drei Mal die Woche durch die Welt geflogen bin. 

Nachdem Djavad mich mit den wichtigsten Informationen ausgestattet hatte, bin ich neugierig geworden und in kürzester Zeit haben wir gesehen, dass ein enormes Potential von 6 Milliarden Euro im Markt vorhanden ist. Ohne lange zu fackeln haben wir die Chance ergriffen und angefangen unser eigenes Fluggastportal zu entwickeln. Heute können wir uns zu den größten Anbietern im deutschen Markt zählen.

Wieviel Legal Tech steckt in MYFLYRIGHT? 

Wie der Begriff „Legal Tech“ bereits verrät, geht es um die Anwendung von digitalen Technologien im Rechtsmarkt. Bei uns kann man Legal Tech eigentlich in jedem Einsatzgebiet finden, wobei zu den 3 wichtigsten Gebieten das Online Marketing, die Fallprüfung sowie die gerichtliche Durchsetzung zählen. 

In Hinsicht auf Online Marketing, arbeiten wir eng mit Google zusammen und haben unser gesamtes SEA auf Google AI-Technologien ausgerichtet, so dass wir von den ständigen Innovationen eines der Marktführer im Bereich AI direkt profitieren können. Mittlerweile können wir über die Systeme genaue Akquisitionskosten definieren und Google macht den Rest. Wir haben unglaubliche Ergebnisse damit erzielt, aber es war auch eine lange Findungsphase. 

Des Weiteren haben wir eine völlig automatisierte Fallüberprüfung-Software entwickelt, die anhand der verfügbaren Daten (z.B. Flugdaten, Wetterinfos, etc.) eine Einschätzung zu dem Risiko des Falls errechnet und es uns somit erlaubt in Sekundenschnelle zu erkennen, ob man einen Fall verfolgen sollte oder nicht. Anhand des Ergebnisses werden dann entsprechend die nächsten Schritte vollautomatisiert eingeleitet und zeitgleich verarbeiten die eingebauten „Machine Learning Algorithmen“, die neuen Informationen zu neuen und noch effizienteren Überprüfungsabfragen beim Kunden.  

Ein weiterer wesentlicher Faktor in unserem Geschäft sind Anwälte und Gerichte.

Wenn die Fluggesellschaften nicht zahlen, so eskalieren wir die Fälle vors Gericht. Hier kooperieren wir mit einer Vielzahl von Anwälten zu denen wir eine Schnittstelle in unserem System gebaut haben. So können die kooperierenden Anwälte von unserer Software und unserem Automatisierung-Know-how profitieren und so viel Zeit sparen. Darüber hinaus verfolgen wir die Ausgänge jeder einzelnen Akte sehr genau und analysieren das Verhalten der Gerichte, so dass wir schlussendlich dem Anwalt eine Empfehlung aussprechen können bei welchem Gericht er jeden einzelnen Fall platzieren sollte, das passiert natürlich auch vollautomatisiert. Man würde denken, dass die Gerichte da alle gleich denken und entscheiden, aber letztendlich sitzt am anderen Ende ein Mensch, Richter, der eine finale Entscheidung trifft. Je besser man den Gegenüber versteht, umso besser kann man da auch gegensteuern.

Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?

Es waren sehr viele Herausforderungen die man als Gründer bewältigen muss. Einerseits ist es verdammt anstrengend, aber auf der anderen Seite macht es total viel Spaß die Sachen anzugehen und zu lösen. Im Wesentlichen kann ich die Herausforderungen wohl in 3 Bereiche unterteilen. 

1. Mindset – Die größte Herausforderung für uns war es unseren Mindset komplett neu zu programmieren. Auf einmal ging es nicht mehr ums beraten, sondern um die tatsächliche Realisierung. Sachen mussten gemacht werden und funktionieren. Dabei haben wir recht schnell festgestellt, dass wir mit unserem Know-how gewissen Grenzen ausgesetzt waren. Wir konnten zwar alles theoretisch und strukturell gut verstehen, aber die Geschwindkeit aufzunehmen war gar nicht so einfach. Wir waren komplette Neulinge was Online Marketing, Technologie und Recht betraf. Mit viel Fleiß und Schweiß haben wir uns über die Monate dieses Know-how im Schnelldurchlauf angeeignet und damit kamen auch die ersten Erfolge. 

2. Geschäftsdynamik – Es war unheimlich wichtig ein Gefühl für die Geschäftsdynamik zu erhalten. Wie reagieren die Airlines, Anwälte, das Gericht und jegliche andere Stakeholder auf uns, welche Marketingkosten sind vertretbar und welche KPIs sind die richtigen, um das Geschäft erfolgreich zu entwickeln. Es braucht Zeit, Geduld und ein ständiges ausprobieren, um die notwendigen Erkenntnisse zu erhalten. Erst danach haben wir richtig Geld in die Hand genommen und skaliert. 

3. Technologie – Es ist ein wesentlicher Skill ohne den wirklich wenig funktioniert im Technologieunternehmen. Erscheint logisch, aber wird meines Erachtens trotzdem oft unterschätzt und wurde auch uns am Anfang zum Verhängnis, weil wir es zu leichtfertig angegangen sind und uns erhofft haben, dass es schon irgendwie gehen wird. Erst als wir es geschafft haben das Technologie Know-how ins Boot zu bringen, konnten wir wirklich wachsen und unser Geschäft aufs nächste Level bringen. Ich rate jedem Gründerteam einen Techie im Boot zu haben.

Wie hoch ist Euer Umsatz und wie habt Ihr Euch bisher finanziert?

Wir generieren zurzeit einen Umsatz im unteren Millionenbereich und wachsen auf dem europäischen Markt beständig. Darüber hinaus haben wir eine Vielzahl an Fällen, die mitten im Prozess sind, u.a. vor Gericht. Alleine im Jahr 2018 sind Fälle bei uns im Wert von über 10 Millionen Euro zur Überprüfung eingereicht worden. Für das Jahr 2019 streben wir eine Verdreifachung unseres Umsatzes an. Wir haben bisher vergleichsmäßig wenig Kapital eingesammelt, so dass sich rund 95 % der Unternehmensanteile noch in „Gründerhand“ befinden. Gleichzeitig sind wir sehr glücklich über die bei uns partizipierenden Business Angels, die einen großen Erfahrungsschatz mitbringen und uns schon an mancher Stelle mit wichtigem Rat zur Seite gestanden haben. Wir sind derzeit nicht auf der aktiven Suche nach weiterem Kapital, allerdings sind wir immer offen für sinnvolle Beteiligungen, die einen strategischen Mehrwert für MYFLYRIGHT darstellen können.

Wer ist die Zielgruppe von MYFLYRIGHT?

Unsere Zielgruppe ist sehr weit gestreut und umfasst alle Fluggäste, die von Flugverspätungen, Flugstornierungen, Nichtbeförderungen, verspätetem Gepäck, verlorenem Gepäck und der Rückerstattung von nicht verwendeten Flugtickets betroffen sind. Da wir unseren Service größtenteils online bewerben, setzen wir vor allem auf internetaffine Kunden, die keine Angst haben etwas online abzuwickeln und das sind größtenteils Menschen bis zu einem Alter von 40 Jahren. Wir helfen aber gerne jedem betroffenen Passagier auch übers Telefon oder Email, diese Kanäle nutzt vor allem gerne die ältere Generation. Unsere Aufgabe ist es letztendlich allen Kunden gerecht zu werden. Daran arbeiten wir jeden Tag.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Igor Maas für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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