Mittwoch, April 24, 2024
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Nobelpreisträger Yunus mahnt zum Umdenken

Quantencomputer und Quantennetze, davon sind Forscher überzeugt, werden in der Zukunft mit ihren schwindelerregenden Rechenleistungen Probleme in der Medizin und im Umweltschutz lösen helfen und damit die Welt verändern. Noch ist der erste praktisch einsetzbare Quantencomputer Zukunftsmusik.

DLD spielt Zukunftsmusik

DLD ist aber dafür bekannt, digitale Trends frühzeitig zu erkennen, Experten zu versammeln, ihnen interdisziplinare Fragen zu stellen und sie miteinander zu vernetzen. Und so zog sich das Thema Quantencomputer wie ein roter Faden durch das gesamte Programm von DLD Munich 2020.

„Einen komplett skalierbaren Quantencomputer zu bauen, ist das Äquivalent dazu, einen Menschen auf den Mond und wieder zurück zu bringen“, sagte Ian Walmsley, neben nur einer der vielen Quantum-Computing-Experten, die DLD nach München eingeladen hat. Im Panel „A Quantum (Computing) Leap in European Collaboration“ diskutierte er über Quantum-Technologien und internationale Zusammenarbeit in diesem Bereich.

Grenzüberschreitende Partnerschaften

Einen Appell für internationale Zusammenarbeit richtete auch Stefan Oschmann (Merck) an das Publikum und sein Panel: „Wir müssen die globale interdisziplinäre Zusammenarbeit intensivieren. Die gigantische Rechenleistung, die in Zukunft benötigt wird, wird uns zu grenzüberschreitenden Partnerschaften zwingen.“ Im Panel „Disruption & Trust“ sprach er mit anderen Experten über Chancen und Herausforderungen. Diesem Thema, allerdings aus einer ganz anderen Perspektive, widmete sich auch der anschließende Vortrag des Wirtschaftswissenschaftlers und Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus.

Neue Ziele brauchen neue Wege

„Wir leben in einer Welt, in der 26 Menschen so viel besitzen, wie 50% der gesamten Weltbevölkerung. Was tun sie damit?“ Muhammad Yunus rüttelte mit seiner Rede am zweiten Tag von DLD Munich das Publikum auf. „Die Frage, die DLD dieses Jahr stellt – ‚What are YOU adding?‘ – ist keine leichte. Der Weg, den wir eingeschlagen haben, hat uns an den Rand des Abgrunds gebracht, deshalb müssen wir gemeinsam neue Wege gehen. Warum sollte man nur reichen Menschen einen Kredit geben – das Recht auf einen Kredit ist ein Menschenrecht“, mahnte Yunus. Anschließend diskutierte Yunus in einem Panel mit der afrikanischen Gründerin von Janngo, Fatoumata Ba, Peter Bakenecker von Mastercard sowie Burda-Vorstand Martin Weiss über unternehmerische Kraft und wie diese genutzt werden kann, sodass möglichst viele davon profitieren.

“What are YOU adding, Europe?”

Für die Beantwortung dieser Frage haben die Macher von DLD den EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen mit der erweiterten Zuständigkeit für Verteidigung und Raumfahrt Thierry Breton eingeladen: „Europa hat die erste Datenwelle verpasst. Meine Aufgabe ist es, die zweite Welle nicht zu verpassen und als Chance für Europa zu nutzen“, sagte Breton und erklärte, dass Europa bei den 5G-Patenten weltweit führend sein könne. Schließlich kontrolliere Europa mehr als 50 Prozent der 5G-Patente.

Paradigmenwechsel für die EU

Er prognostizierte einen Datenparadigmenwechsel für die EU in der Post-Cloud-Ära: Nur noch 20 Prozent der Daten werden in Rechenzentren gespeichert, 80 Prozent der Daten bleiben lokal dort, wo sie produziert werden. Bei dem immensen Datenaufkommen werden wir in der Zukunft Quantumcomputer brauchen, um diese Informationen zu verarbeiten.

Es gibt keine Ausreden

Prognosen ganz anderer Art stellte Jeremy Rifkin von The Foundation on Economy Trends vor: „Das Ende der Industrie für fossile Brennstoffe ist nahe“, sagte er und forderte ein komplettes Umdenken bei der Energieerzeugung und -verteilung, denn: „Die Technologie ist jetzt da. Wir brauchen keine weitere Forschung und Entwicklung. Es gibt keine Ausreden.“

Digitales Mittelalter

Nachdenkliche Töne schlug auch Tristan Harris, Direktor und Mitbegründer des Center for Humane Technology, an und sprach vom digitalen Mittelalter: Auf Plattformen wie Youtube würden zum Beispiel Verschwörungstheorien verbreitet, die uns vorgaukeln, dass die Erde eine Scheibe sei. In Ländern wie den Philippinen, in denen die Bevölkerung rund zehn Stunden am Tag auf Social-Media-Plattformen verbringt, sei das unglaublich gefährlich: Die größten Supercomputer der Welt stünden bei Google und Facebook und diese hätten einen immensen Einfluss auf die öffentliche Meinung.

“What are you adding for yourself?“

Die Frage „What are you adding?“ darf nicht nur an Politiker, Tech-Experten und visionäre Vordenker gerichtet werden, sie ist vielmehr eine Frage, die sich jeder selbst stellen muss: „Was tue ich eigentlich für mich selbst? Was tue ich für meine körperliche und geistige Gesundheit?“ Auch hier öffnete DLD neue Perspektiven und brachte innovative Themen auf die Bühne. 

Natürliche Chemotherapie durch Nahrung

„Nahrung ist unsere Medizin. Soja oder Tomaten können neuen Forschungen zufolge Krebszellen ‚aushungern‘ und damit den Krebs regelrecht bekämpfen“, sagte Forscher William Li auf der DLD-Bühne. Der Wissenschaftler verglich unsere tägliche Nahrungszufuhr mit einer regelmäßigen, natürlichen Chemotherapie.

Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen

„Wenn Vertrauen zerbrochen wird, zerbricht die Grundfrage ‚Was ist mein Wert?’“, erklärte Psychotherapeutin Esther Perel, die die Spannung zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Bedürfnis nach Freiheit in menschlichen Beziehungen erforscht. Perel erklärte: „Der Schwerpunkt der Beziehungen liegt auf gegenseitiger Abhängigkeit, aber einige von Euch sind mit der Denkweise aufgewachsen, dass es schwach ist, um Hilfe zu bitten.“

“What are you adding, Art?”

Die Kunst und neue Technologien haben sich schon immer gegenseitig inspiriert. Darüber unterhielten sich der Künstler Alex Israel und der Snapchat CEO Evan Spiegel. Gemeinsam mit dem Künstler Alex Israel installierte Snapchat eine Augmented Reality-Ausstellung in einem Museum in Cannes. Augmented Reality versteht man ist eine computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Sobald also die Besucher ihre Smartphones auf die Kunstwerke richteten, erschienen animierte dreidimensionale Bilder auf ihren Bildschirmen. „Zusammen mit Alex machen wir AR für jeden zugänglich. Wir lassen die Community die Zukunft der Augmented Reality definieren“, prophezeite Spiegel.

Damit ging das Programm des zweiten Konferenztages zu Ende. Doch die Unterhaltungen der Teilnehmer über die inspirierenden Ideen der DLD-Speaker wurden noch lange fortgeführt.

Bild: Muhammad Yunus Bildquelle Alliance for DLD / Hubert Burda Media 

Quelle Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft

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