Freitag, März 29, 2024
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Leadership in Homeoffice-Zeiten

Die Bundesregierung fordert „Homeoffice überall da, wo es möglich ist“. Doch die Begeisterung bei vielen Unternehmen hält sich bislang in Grenzen. Dabei ist Homeoffice mehr als eine Notlösung für Krisenzeiten. Oliver Herbig, CEO und Gründer des Online-Weiterbildungsanbieters karriere tutor®, spricht in diesem Beitrag darüber, warum wir unsere Vorstellung von Leadership und Unternehmenskultur an die Digitalisierung anpassen sollten – auch um die Vorteile von Remote Work voll auszukosten.

Rund ein Viertel der deutschen Arbeitnehmer arbeitet laut einer repräsentativen Umfrage der Hans- Böckler-Stiftung aus dem Januar aktuell im Homeoffice. Das Potenzial scheint aber noch wesentlich größer zu sein. So gaben 39 Prozent der Befragten an, sie könnten ihren Beruf uneingeschränkt oder zumindest zum Teil von zuhause aus erledigen.

Homeoffice funktioniert nicht? Das wahre Problem liegt tiefer

Wer die Zweifler nach ihren Gründen fragt, hört oft, dass im Homeoffice die Kontrollmöglichkeiten fehlten und viele Mitarbeiter dadurch – bewusst oder unterbewusst – schlechtere Ergebnisse lieferten. Außerdem leide die Kommunikation und damit sowohl der Informationsfluss als auch die Identifikation mit dem Unternehmen. Homeoffice ist für diese Zweifler nur eine Notlösung, bis Corona besiegt ist. Dabei verkennen sie, dass das wahre Problem ihres Unternehmens damit nicht gelöst wird.

Sinn und Flexibilität statt Druck und Kontrolle

Strukturwandel und Fachkräftemangel haben das Rollenverständnis von und die Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern verändert. Wo viele Chefs früher mit Disziplin und Kontrolle führten, haben sich die Mitarbeiter längst emanzipiert. Der Beruf soll für sie mehr als nur ein Lohnerwerb sein. Sie suchen nach Sinn und Erfüllung, wollen sich weiterentwickeln und ihre Arbeitszeit und ihren Arbeitsort selbst bestimmen, um mehr für die Familie da sein zu können. Im Gegenzug bekommen Arbeitgeber hochqualifizierte und hochmotivierte Arbeitskräfte, wenn sie ihnen den richtigen Anreiz und attraktive Rahmenbedingungen bieten.

Die Sehnsucht nach dem Meer

Damit kommen wir zum Kern dessen, was moderne Führungskräfte meiner Meinung nach im digitalen Zeitalter (und gerade jetzt in Homeoffice-Zeiten) leisten müssen: eine Unternehmenskultur schaffen, in der Mitarbeiter gerne arbeiten und über sich hinauswachsen können. Wie macht man das? Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry hat einmal gesagt: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“.

Säulen des modernen Leaderships

Mit einer starken Unternehmensvision lehrt man seinen Mitarbeitern diese Sehnsucht. Sie ist der Fixstern, der auf dem Meer zur Orientierung dient. In unserem Fall: der einem Beruf den Sinn verleiht. Daraus lassen sich dann Ziele ableiten, konkrete Maßnahmen definieren usw. Ich will an dieser Stelle nicht auf sämtliche Details einer Unternehmensorganisation eingehen. Stattdessen will ich auf ein paar Aspekte eingehen, die exemplarisch für modernes Leadership stehen und den Unterschied machen können.

Mindset:

Angesichts der großen Herausforderungen, mit denen wir uns aktuell konfrontiert sehen, müssen Unternehmen ihre Geschäftsmodelle ständig hinterfragen und anpassen. Das geht nur, wenn Führungskräfte und Mitarbeiter gelernt haben, ihren Blick nach vorn zu richten und dort Chancen zu erkennen, wo andere nur Risiken sehen. Es gibt immer eine Lösung. Unser Produkt wird nicht mehr gefragt? Dann passen wir es so an, dass es wieder gefragt ist. Wegen einer Pandemie müssen alle Mitarbeiter ins Homeoffice gehen? Dann verschwenden wir keine Zeit mit Hadern, sondern setzen das so um, dass wir damit noch besser arbeiten als zuvor.

Kontext statt Kontrolle:

Befähigen Sie Ihre Mitarbeiter, selbstständig Entscheidungen im besten Sinne des Unternehmens zu treffen. Dafür müssen diese die Unternehmensphilosophie verinnerlicht haben und wissen, wo es hingehen soll. Grundlage dafür ist eine hohe Transparenz seitens der Unternehmensführung, auch was wichtige strategische Überlegungen und die Finanzkennzahlen angeht.

Kommunikation:

Fördern Sie den Austausch zwischen den Teams. Reizen Sie die digitalen Möglichkeiten dabei voll aus. Es gibt heute für jeden Bereich der kollaborativen Zusammenarbeit tolle Tools. Besonders wenn Ihre Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, ist täglicher Kontakt unerlässlich. Dazu gehören auch mal Gespräche, die sich nicht in erster Linie um die Arbeit drehen.

Wissensmanagement:

Machen Sie Wissen für alle verfügbar und schaffen Sie die Strukturen, damit die Teams untereinander eng zusammenarbeiten können. Silodenken hat hier keinen Platz. Wenn Marketing und Vertrieb oder Produktentwicklung und Web Development ihre Ideen und Bedürfnisse austauschen, dann können Sie etwas Wunderbares beobachten: An diesen Schnittstellen entstehen nicht nur kreative Ideen und effizientere Prozesse, sondern auch Identifikation und Vertrauen.

Fazit: Resilienter, flexibler und attraktiver

Wenn Corona besiegt ist, werden viele derjenigen, die aktuell im Homeoffice arbeiten, ins Büro zurückkehren. Das ist vollkommen in Ordnung so. Arbeit muss nicht im Homeoffice verrichtet werden. Arbeit sollte flexibel überall dort verrichtet werden können, wo es die Art der Beschäftigung zulässt. Und genau darum geht es. Die Bereitschaft, sich auf Homeoffice einzulassen, ist ein Ausdruck der Bereitschaft, sich den Herausforderungen der Digitalisierung zu stellen. Und Unternehmen, die das tun und intern die Transformation vorantreiben, werden in jedem Fall davon profitieren. Sie werden resilienter, flexibler und sie bieten hochqualifizierten Fachkräften ein attraktives Arbeitsumfeld. Dazu gehört auch die Möglichkeit, sich den Arbeitsort selbst auszusuchen.

Autor: Oliver Herbig

Der gebürtige Hamburger Oliver Herbig ist Gründer und CEO des Online-Weiterbildungsanbieters karriere tutor®. Das Unternehmen wurde 2015 vor dem Hintergrund des fortschreitenden digitalen Wandels mit dem Ziel gegründet, Menschen beruflich erfolgreich und glücklich zu machen. Heute hat karriere tutor® über 100 Mitarbeiter, wovon 92 Prozent im Homeoffice arbeiten. Und das schon vor Corona.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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