Mittwoch, April 24, 2024
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Der erste Kredit als Gründer: Was ist zu beachten?

Gründer stecken meist ihre ganze Aufmerksamkeit dem Geschäft zu. Das ist absolut verständlich, denn dies ist ihre große Chance. Doch im privaten Bereich kann es durchaus zu dem Augenblick kommen, in dem ein Kredit für Selbstständige benötigt wird. Möglich ist das durchaus, doch gibt es einige Dinge zu beachten, denn Selbstständige sind im privaten Rahmen häufig nicht die allerliebsten Kunden von Banken. Wie die Kreditaufnahme als Gründer gelingen kann, zeigt dieser Artikel.

Besondere Kreditunterlagen erforderlich

Gründer sind Selbstständige, was bei einer privaten Kreditaufnahme immer ein gewisses Hindernis ist. Natürlich kommt es auf den gewünschten Betrag an, denn bei einem Privatkredit über 2.000 Euro gelten andere Bestimmungen als bei einem, der über das Zehnfache geht. Grundsätzlich verlangen Banken auch von Selbstständigen einen Einkommensnachweis, der gerade bei Gründern problematisch sein kann. Doch was fordern Banken? 

Steuerunterlagen – der Einkommensteuerbescheid ist fast immer als Beleg gefragt. Bei kleineren Kreditsummen kann der Bescheid des vergangenen Jahres ausreichen, bei größeren Summen werden weitere Belege notwendig. 

Jahresabschlüsse – sie werden meist erst nach zwei Geschäftsjahren anerkannt. Einige Banken wünschen sich die Jahresabschlüsse der letzten drei Jahre. Dies erschwert natürlich eine Kreditaufnahme, die zeitlich nahe der Gründung liegt. 

Betriebsmittelkredite – bei ihnen können digitale Kontenblicke ausreichen, um die Einnahmen des Unternehmens nachzuweisen. Da Betriebsmittelkredite mit dem Unternehmen selbst verknüpft und nicht für den Privatgebrauch gedacht sind, dient die Ertragslage des Unternehmens als Entscheidungsgrundlage.

Unternehmer werden bei der Kreditaufnahme ebenso herausgefordert, wie Angestellte. Jeder muss die monatlichen Einkünfte nachweisen können. Nur bei Selbstständigen besteht die Problematik der unregelmäßigen Einkünfte und der teils deutlich unterschiedlichen Höhen. Aus diesem Grund haken die Banken genauer nach. 

Zinsen liegen oft höher

Werden Kredite miteinander verglichen, fällt Gründern unter den Details der Angebote häufig der Hinweis auf, dass Selbstständige nicht akzeptiert werden. Per se lässt sich dieser Ausschluss zwar nicht belegen, doch müssen diese Banken eher selbstständig angesprochen werden, die Anfrage aus einem Vergleich heraus kommt selten zu einem positiven Ergebnis. Ein anderer Punkt ist, dass Selbstständigen-Kredite meist mit höheren Zinsen belastet sind. Aber warum ist das so? 

Sicherheit – der Gründer hat hinsichtlich der finanziellen Einkünfte nur geringe Sicherheiten zu bieten. Das bedeutet für einen Kreditgeber ein höheres Risiko, denn der Gründer kann mitunter zwei oder drei Monate gar keine Einkünfte haben. Dieses Risiko wird durch höhere Zinsen bezahlt. 

Ist das stets so? – nein, natürlich nicht. Es gibt durchaus Gründer, die problemlos einen Kredit zu günstigen Konditionen erhalten. Meist steht im Hintergrund aber ein gewisses Vermögen oder eine andere Sicherheit, die in den Kredit eingebracht werden kann. Ein frischer Gründer mit einem Eigenheim, welches vollends abbezahlt ist, wird recht leicht einen Kredit aufnehmen können. Dasselbe gilt, wenn fixe Wertanlagen offenbart werden können. 

Um auch als Gründer einen günstigen Kredit zu erhalten, sollten die Darlehen stets miteinander verglichen werden. Etliche Vergleichsseiten bieten längst den Unterpunkt »Kredite für Selbstständige« an. Wird er gewählt, so erscheinen in der Übersicht nur die Kreditangebote, die sich auch an Unternehmer wenden. Diese Vorgehensweise erspart wiederum Zeit, denn es ist müßig, aus einer Vergleichstabelle all die Angebote herauszustreichen, die Selbstständige direkt ausschließen. 

Wie läuft ein solcher Online-Antrag ab? 

Auch Gründer können einen privaten Kredit online beantragen. Im Kern unterscheidet sich die Antragsphase nicht von Angestelltenkrediten. Der große Unterschied ist in den zur Verfügung zu stellenden Unterlagen zu finden. Grundsätzlich gilt: 

Vergleichen – ohne einen ausführlichen Kreditvergleich sollte niemals ein Kredit angefragt werden. Die Konditionen der Kredite unterscheiden sich heute teils massiv und für Gründer kommt es oft auf jeden Cent an. 

Anfrage stellen – die Anfrage wird heute bereits mit den wichtigsten Details verbunden, die für eine Entscheidung notwendig sind. Unterlagen werden dabei in digitalisierter Form hochgeladen. Dazu gehören die Unterlagen über die persönlichen Einkommensverhältnisse, der Personalausweis oder Reisepass, aber auch die Zustimmung zum digitalen Kontenblick. In vielen Fällen füllen Kreditinteressenten zudem einen Fragebogen mit relevanten Fragen rund um die eigene Person, die Einkommensverhältnisse und etwaige Sicherheiten aus. 

Entscheidung abwarten – bei Online-Krediten erfolgt die Prüfung häufig sehr schnell. Je nach Kreditanbieter kann sie nach wenigen Stunden eingehen, andere bieten nach einem Tag die Zusage mit den auf den Kunden abgestimmten Konditionen an. Umso einfacher die Prüfung ist, desto schneller verläuft die Anfrage. Im Rahmen der Prüfung wird übrigens auch die Konditionenanfrage bei der Schufa gestellt. Sie wird nur für den Gründer sichtbar in der Schufa gespeichert und hat keinerlei Einfluss auf die Bonität. 

Kreditabschluss – wie zügig der Weg zum Abschluss verläuft, hängt sicherlich von der Situation des Gründers ab. Im besten Fall erhält er ein Kreditangebot und kann dieses nun annehmen. Nun ist die Verifikation notwendig, die meist schon online abläuft. Auch die Unterschrift kann digital erfolgen. Sollten keine Verzögerungen eintreten, ist es möglich, dass das Geld 24 Stunden später ausgezahlt wird. 

Die Schnelligkeit einer Kreditaufnahme hängt stets vom Einzelfall ab. Genügen die dem Antrag beigefügten Unterlagen, vergeht wenig Zeit bis zur Kreditauszahlung. Anders sieht es aus, wenn es zu Rückfragen kommt, wenn weitere Unterlagen benötigt werden oder wenn ein zweiter Kreditnehmer mit ins Boot geholt werden muss. Auch Verzögerungen hinsichtlich der Verifikation oder der Unterschrift führen natürlich zu einer langsameren Auszahlung. 

Experteninterview zum Thema Kreditaufnahme

Da auch junge Unternehmer mit der Kreditaufnahme oft noch Neuland betreten, haben wir uns heute Verstärkung von Experten geholt. In unserem Experteninterview geben Paul Ballichar und Quang-Dung Ta Antworten auf einige der am häufigsten gestellten Fragen. Die beiden sind Bankkaufmänner und beraten seit mehreren Jahren Kunden im Privatkreditbereich.

Wie läuft eine Kreditanfrage ab?

Herr Ta: Im ersten Schritt gibt man alle angeforderten Daten im Online-Formular ein. Systemseitig wird dann eine Bonitätsabfrage gestellt. Anschließend kann man den Kreditvertrag unterschreiben und die Nachweise zum Einkommen sowie den unterschriebenen Vertrag an die Bank übermitteln. Die Legitimation erfolgt danach über Post-Ident oder Video-Ident. Im Anschluss bearbeitet die Bank den Kreditantrag und man erhält die Rückmeldung. Fehlen noch Dokumente, müssen diese nachgereicht werden und es geht zurück zur Bearbeitung. Ist alles vollständig, bekommt man eine Genehmigung oder Ablehnung. Bei einer Genehmigung erhalten Kreditnehmer den Vertrag. Wird am Ende ein Kredit abgeschlossen, sind alle rechtlichen Einzelheiten im Darlehensvertrag enthalten, die bei Verbraucherkrediten gelten. Zu guter Letzt erfolgt dann die Auszahlung. 

Welche Unterlagen sollte ich parat halten?

Herr Ballichar: Immer bereithalten sollte man den eigenen Personalausweis. Am besten vorher auch nochmal schauen, ob der noch gültig ist. Gleiches gilt beim Reisepass. Auch die Verdienstnachweise – am besten Jahresabschlüsse der letzten 2-3 Jahre sowie eine aktuelle BWA. Die Kontoauszüge werden auch oft angefragt. Manche Banken fragen nach den letzten 30 Tagen, andere für den vollständigen Monat. Die Bankkarte benötigt man für die Eingabe der Kontoverbindung. Empfehlenswert sind zusätzlich alle aktuellen Kreditverträge bereits bestehender Finanzierungen.

Warum fragt der Kreditgeber beim Kreditantrag nach meinem Einkommen und welche Einkünfte werden überhaupt angerechnet?

Herr Ta: Der Kreditgeber fragt nach dem Einkommen, um ein Angebot generieren zu können. So kann der Kreditgeber ausrechnen, wie viel Kredit dem Kunden zur Verfügung gestellt werden kann bzw., ob der gewünschte Kredit zur Haushaltsrechnung des Kunden passt. Nicht angerechnet wird Arbeitslosengeld/Hartz4. Variabel, d. h. nicht bei allen Banken angerechnet werden Kindergeld, Elterngeld und Mieteinnahmen (auch nur bis zu 70 – 80 Prozent der Kaltmiete).

Fazit – die Kreditaufnahme ist als Selbstständiger schwieriger 

Selbstständige und Unternehmer gelten bei Banken als höheres Risiko, da die finanzielle Situation schlecht eingeschätzt werden kann. Dies trifft gerade auf Privatkredite zu; Betriebsmittelkredite oder anderweitige, fest mit dem Betrieb verknüpfte Darlehen sind häufig einfacher zu erhalten, doch sind diese natürlich zweckgebunden. Wichtig ist, dass Gründer vor einer Kreditanfrage ihre Unterlagen sorgfältig zusammenstellen. In den Anfangstagen ist das problematisch, denn Jahresabschlüsse können gerade für mehrere Jahre nicht eingereicht werden. Daher kommen häufig weitere Sicherheiten oder zweite Kreditnehmer mit ins Spiel, die den Kredit zusätzlich absichern sollen. 

Titelbild: Wer mit seinem Unternehmen durchstarten möchte, braucht hin und wieder auch privat eine Finanzspritze – doch was ist dabei zu beachten? Bildquelle: @ BURST / Unsplash.com

Autor: Marianne Schwarz

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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