Dienstag, März 19, 2024
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Auf andere Menschen zugehen und über die Idee reden

Carolin Strehmel und Vanessa Meyer, Gründerinnen von KNOWBODY, wurden als Kultur- und Kreativpiloten 2019 ausgezeichnet.

Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen doch kurz vor.

Wir sind KNOWBODY und entwickeln eine Sexualkunde-App, die im Schulunterricht eingesetzt werden soll. 

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?

Es begann in der Mensa, zum Ende unseres Studiums. Bei vielen Diskussionen rund um Sexualität kamen wir immer wieder ins Grübeln und haben uns gefragt: Warum wissen wir das nicht? Warum müssen wir das jetzt googlen? Und warum gibt es im Internet keine zentrale, vertrauenswürdige Quelle, wenn es um Fragen zu Sexualität geht, sondern nur unzählige Halbwahrheiten in fragwürdigen Foren? Warum haben wir das nicht in der Schule gelernt?

Wir wollten dem Problem auf den Grund gehen und haben Schülerinnen und Schüler interviewt, die vor Kurzem noch zur Schule gegangen sind oder immer noch gehen, und außerdem Biologielehrer und -lehrerinnen. Dabei kam heraus, dass sich nicht viel verbessert hat, seitdem wir selbst in der neunten Klasse waren, dass man im Biologiestudium auf Lehramt nur bedingt auf Sexualkunde vorbereitet wird, dass es kein aktuelles, modernes Lehrmaterial gibt und dass viele Themen immer noch ein Tabu sind.

Aus der Notwendigkeit heraus, die Sexualaufklärung im Schulunterricht zu verbessern und weil wir während unserer Recherche niemanden gefunden haben, der oder die sich in dieser Form dem Problem bereits annimmt, haben wir kurzerhand entschlossen, die Idee dann selbst in die Praxis umzusetzen. 

Das Ganze digital, also in Form einer App zu entwickeln, lag auf der Hand. Zum einen haben wir so viel mehr Möglichkeiten als analog – man kann z.B. anhand eines 3D-Uterus den Zyklus simulieren – zum anderen würden wir gerne zeigen, wie man mithilfe von Apps den Unterricht gestalten kann, also nicht nur nachmittags zuhause, sondern gemeinsam im Klassenraum. Derzeit sieht man ja besonders gut, dass es im E-Learning-Bereich noch Verbesserungspotenzial gibt.

Welche Vision steckt dahinter?

Unser Wunsch ist es, mit der App mehr Aufklärung und damit einhergehend auch ein respektvolleres Miteinander zu fördern. Körperbilder sind verfälscht, sexuelle Identität immer noch ein Tabu, Begrifflichkeiten verwirrend, Outing an einigen Schulen immer noch unvorstellbar. Das kann und darf im Jahr 2020, in einer Gesellschaft, die sich oft für aufgeklärt hält, nicht sein. Das wollen wir ändern.

Was war bei der Gründung Ihres Unternehmens die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung für uns gerade jetzt am Anfang ist es, auf Sicherheit zu verzichten und nicht zu wissen, ob wir Erfolg haben werden. Ich glaube, das ist auch der Grund, aus dem viele abgeschreckt sind und gar nicht erst gründen. 

Kann man auch mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Auf jeden Fall! Es ist außerdem auch gerade zu Beginn hilfreich, sich vom Perfektionismus zu verabschieden und sich auf das MVP zu konzentrieren.

Wie sind Sie auf die Auszeichnung Kultur- und Kreativpiloten aufmerksam geworden?

Wir sind durch eine Freundin auf die Auszeichnung aufmerksam gemacht worden.

Wie wichtig sind solche Auszeichnungen?

Für uns hat die Auszeichnung einen großen Motivationsschub bewirkt: Die Coachings und Workshops zusammen mit den anderen Startup-Teams sind unheimlich inspirierend. Zusätzlich haben wir viele hilfreiche Kontakte knüpfen können und mediale Aufmerksamkeit bekommen.

Wo sehen Sie sich in den nächsten 5 Jahren?

Unser Wunsch ist es, dass die App nicht nur in Deutschland genutzt wird, sondern auch in anderen Ländern. Denn nicht nur hier sind viele Themen um Sexualität und Gleichstellung noch ein Tabu, daher wollen wir die App gerne auch in andere Sprachen und Kulturkontexte übersetzen.

Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründer*innen mit auf den Weg geben?

Auf andere Menschen zugehen und über die Idee reden ist das Wichtigste! Glückliche Zufälle sind schön, auf sie kann man sich jedoch nicht verlassen. Die Chance, dass man auf Unterstützerinnen und Unterstützer trifft, wird größer, wenn man gezieltes Networking betreibt.

Außerdem braucht man Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, auch in schwierigeren Phasen nicht die Motivation zu verlieren und das Ziel vor Augen zu behalten. 

Und Humor hilft oft. Anspannung lässt sich, gerade in der Anfangsphase, kaum vermeiden. Sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen, kann dabei helfen, Stress hinter sich zu lassen, Gegebenheiten zu akzeptieren und nach vorne zu blicken. Denn das Schöne ist ja: Alles ist möglich! Am nächsten Tag hat sich die Welt schon wieder weitergedreht. 

Jedes Jahr werden im Namen der Bundesregierung 32 Unternehmen als Kultur- und Kreativpiloten Deutschland ausgezeichnet. Bewerben können sich Unternehmen, Selbständige, Gründer*innen und Projekte aus der Kultur- und Kreativwirtschaft und deren Schnittstellen zu anderen Branchen. Die Bewerbung kann via Online-Formular auf www.kultur-kreativpiloten.de eingereicht werden. Das diesjährige Bewerbungsverfahren geht vom 1. Juli – 16. August 2020.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Carolin Strehmel für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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