Freitag, April 26, 2024
StartGründerTalkNetzwerke und Vertrauen sind die wichtigsten Ressourcen beim Aufbau eines Startups

Netzwerke und Vertrauen sind die wichtigsten Ressourcen beim Aufbau eines Startups

KINAM Kunst- und Kleidungslabel dass Färbetechniken und Webverfahren der Maya verwendet

Stellen Sie sich und das Startup KINAM doch kurz unseren Lesern vor!

KINAM ist eine Social Impact Brand, der die uralten Färbetechniken und Webverfahren der Maya auf elegante und moderne Weise in das 21. Jahrhundert bringt. 10% unserer Netto- Einnahmen werden über soziale Projekte von KINAM in Guatemala reinvestiert, um Chancen für eine bessere Zukunft der indigenen Maya-Bevölkerung zu schaffen. 

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Im Jahr 2013 reiste einer unserer Gründer, Oshko Mejia Spiegeler, der aus Guatemala stammt, zum Lake Atitlan im Dschungel von Guatemala und lernte die Gemeinden der Maya-Nachkommen des Sees kennen. Er war erstaunt über die Qualität ihrer Stoffe und die schlechten Lebensbedingungen vor Ort. Die Gemeinden waren abhängig vom saisonalen Tourismus und hatten keine Möglichkeit, die Kleidung auf dem internationalen Markt zu vertreiben. Die Vielfalt der Produkte und Farben zeigte ihm die Notwendigkeit, diese Kunst mit der Welt zu teilen, um den Maya-Gemeinden zu helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern.

Im Jahr 2017 nahm unser Mitgründer Nicolas Reitmeier an einem sozialen Projekt zur Unterstützung syrischer Flüchtlinge im Libanon teil, was seine Sicht auf das, was ihm im Leben wirklich wichtig ist, völlig veränderte. Zuvor hatte er Betriebswirtschaft und Innovationsmanagement in den USA, China und Deutschland studiert und mit mehr als 15 multinationalen Unternehmen in den Bereichen Business Model Design, Organisationsentwicklung und Startup-Förderung zusammengearbeitet. Als er 2018 im QUARTERS Co-Living-Haus in Berlin Oshko Mejia Spiegeler traf, war er von seiner Vision begeistert und die beiden beschlossen bereits bei ihrem zweiten Treffen das KINAM Social Business gemeinsam aufzubauen.

Welche Vision steckt hinter KINAM?

Mit KINAM wollen wir ein Modell für eine gesamtheitlich nachhaltige Organisationsform der Zukunft schaffen. Unsere Vision ist eine agile, partizipative Unternehmensform, die ihre Mitarbeiter*innen gesamtheitlich fördert und Social Impact als integralen Bestandteil des Geschäftsmodells verankert. Ähnlich wie sich die Marke Red Bull untrennbar mit Extremsport verbunden hat, wird sich KINAM untrennbar mit der Erhaltung der Maya-Kultur und der Förderung und Durchführung sozialer Projekte verbinden. Das bedeutet konkret, dass wir wie Red Bull versuchen werden, Synergien zwischen der Durchführung von Projekten und Events und der Erstellung von hochqualitativen  Marketing-Inhalten (Videos, Musik, Events) entstehen zu lassen. Überspitzt gesagt: Statt unsere Marketing-Budgets für Catwalks & Abendevents auszugeben, werden wir soziale Projekte im Dschungel von Guatemala durchführen und unsere Kunden über Social Media daran eindrucksvoll teilhaben lassen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Wir haben KINAM bis zur Durchführung unserer Crowdfunding-Kampagne vollständig selbst finanziert, was definitiv ein absoluter Kraftakt war. Gleichzeitig sind wir alle unfassbar dankbar, über die letzten 1,5 Jahre diese Erfahrung gemacht zu haben. Kurz gesagt: Bootstrapping bedeutet, dass man immer unter Strom steht und sich fast keine Fehler erlauben darf. Das schärft die Sinne und sorgt dafür, dass man als Mensch am Boden bleibt und jede Entscheidung mit der maximalen Sorgfalt trifft.

Das Projekt KINAM war nur möglich, weil wir während der gesamten Zeit im QUARTERS Co-Living-Haus von Medici Living in Berlin gewohnt und gearbeitet haben. Dadurch konnten wir auf die Unterstützung der gesamten, internationalen Community zählen: von Web-Entwicklern, Designern, Fotografen oder Online-Marketing-Experten. Wir hatten Experten für fast jeden Bereich unseres Projektes direkt im Haus verfügbar und jeder war stets bereit uns zu unterstützen. Ohne diese Community hätten wir es ohne externes Kapital niemals geschafft. 

Wer ist die Zielgruppe von KINAM?

Die aktuelle Zielgruppe von KINAM sind gutverdienende Erwachsene mit einem internationalen Mindset im Alter zwischen 25-40 Jahren, die Wert auf hochwertige Kleidung legen, dabei aber auch die Auswirkungen ihrer Konsumentscheidungen im Fokus haben – sogenannte „Conscious Consumers”. Was die Zielgruppe von KINAM besonders macht ist, dass sie ihr Wirken und ihre Entscheidungen selbstbewusst nach Außen tragen und aktiv an einer positiven Veränderung mitwirken wollen.

Wie funktioniert KINAM? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Alle unsere Designs, Farben und Muster sind mit alten Legenden der Maya verbunden. Unsere Jacken sind nach Akteuren dieser Legenden benannt und werden durch uns in Form von epischer elektronischer Musik erzählt, die kostenfrei für alle Menschen zur Verfügung steht. Dadurch wollen wir die Kultur der Maya langfristig erhalten und ihre Schönheit in der Welt bekannt machen. Die in Guatemala von Hand gewebten Maya-Textilien werden in Europa durch hochwertige und nachhaltige Textil-Komponenten ergänzt. Durch ein Direct-to-Consumer-Modell (kein Verkauf durch Einzelhandelsgeschäfte) sparen wir signifikante Kosten ein und können diese in Premium-Komponenten investieren.

Dadurch erhalten unsere Kunden eine Jacke zum Preis von 289 Euro, die im normalen Handel aufgrund der Händlermarge über 500 Euro kosten müsste. KINAM bietet ein Online-Tool, das den individuellen Maya-Schutzgeist eines Kunden innerhalb des Tzolkin-Kalenders, den sogenannten „Nawal“, auf Basis des Geburtsdatums berechnen kann. Innerhalb des Tools können unsere Kunden nachlesen, welche Eigenschaften die Maya mit dem jeweiligen Nawal in Verbindung bringen. Einen Aufnäher des Nawals des jeweiligen Kunden integrieren wir im Inneren der Jacke, um das Produkt zu personalisieren.

Unser Ziel ist es, KINAM als integriertes Kunst- und Kleidungslabel aufzubauen, sodass wir alle Kernkompetenzen zum Aufbau einer Marke in einem Unternehmen vereinen. Konkret bedeutet das, dass wir Modedesign, Foto- und Filmproduktion, Musikproduktion, sowie andere Kunstformen in Form von Storytelling vereinen und dabei mit verschiedensten Künstlern zusammenarbeiten werden. Im Vergleich zu anderen Kleidungsmarken bedeutet dies, dass alle unsere Produkte und Inhalte eine Story erzählen und wir Kampagnen in kürzester Zeit ohne die Mitwirkung externer Agenturen umsetzen können. Von der Idee bis zum Posten eines hochwertigen Videos auf Instagram vergehen dadurch manchmal nur wenige Tage. 

Wie ist das Feedback?

Bisher waren alle Menschen, denen wir unsere Inhalte, Kunst und Produkte gezeigt haben, davon begeistert. Natürlich gibt es viele Menschen, die unsere auffälligen Muster aufgrund ihres persönlichen Stils nicht tragen würden. Von unserem Gesamtprojekt war trotzdem so gut wie jeder begeistert. Dieses positive, verbale Feedback muss sich in den nächsten Wochen natürlich noch in Verkäufen und Beiträgen zu unserer Crowdfunding-Kampagne widerspiegeln.

KINAM, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Im Kern steht für uns die Tatsache, dass von allen unseren Netto-Umsätzen 10% in soziale Projekte in Guatemala fließen, die durch den Wechselkurs ca. den 4-5-fachen Impact vor Ort erzeugen. Das bedeutet: Je größer KINAM wird, desto mehr Gutes können wir tun. Das Unternehmen Patagonia hat bewiesen, dass auch nachhaltige und sozial verantwortlich handelnde Unternehmen Umsätze erzielen können, die fast im dreistelligen Millionenbereich liegen. Falls unser Geschäftsmodell und unsere Produkte in Deutschland und Europa funktionieren, wollen wir unter der Prämisse von Nachhaltigkeit organisch nach und nach in diese Liga aufsteigen. 

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Findet ein Problem, das ihr aus einer intrinsischen, emotionalen Motivation heraus lösen wollt. Nicht weil damit Geld zu verdienen ist.
  2. Bei der Zusammenstellung eures Teams, achtet nicht auf jahrelange Erfahrung und Titel. Fragt im Gespräch, welche einschneidenden, auch negativen Lebenserfahrungen ein Mensch gemacht hat und wie sie sein Handeln heute prägen.
  3. Sucht von Anfang an auch nach externen Partnern und Unterstützern und versucht mit eurem Projekt Synergien zwischen euch und ihnen zu schaffen. Netzwerke und Vertrauen sind die wichtigsten Ressourcen beim Aufbau eines Startups.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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