Dienstag, März 19, 2024
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Nebenwirkungen einer Politikkarriere

Warum Katja Suding die Reißleine zog 

Ihr Abgang von der politischen Bühne kam für viele überraschend: Katja Suding, ehemals stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, gab 2020 bekannt, dass sie zur Bundestagswahl nicht mehr kandidieren wird. In ihrem Buch „Reißleine“ erzählt sie die Geschichte ihrer Politik-Karriere und warum sie diese beendet hat. Am 6. Oktober kommt sie zum Authors-MeetUp der Messe herCAREER-Expo nach München.

Katja Suding hat großartige Erfolge erlebt: 2011 brachte sie als Spitzenkandidatin die liberale Fraktion wieder in die Hamburgische Bürgerschaft. 2015 gelang ihr der Einzug der FDP erneut – aus einer noch schlechteren Ausgangsbasis. 2017 konnte sie sogar den Wiedereinzug in den Bundestag mitgestalten. „Das war wie ein Rausch“, sagt die ehemalige stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP heute. Aber „in die Politik zu gehen, hatte Nebenwirkungen für mich – und das habe ich schnell gemerkt.“

Der politische Erfolg lebe von der Kommunikation mit den Wählerinnen und Wählern. Man müsse sichtbar sein. „Für mich als Mensch war das schwierig. Und das hat sich im Lauf der Zeit nicht wirklich verbessert.“ 

Zu Beginn ihrer Karriere machte sie Schlagzeilen als „Westerwelles Next Topmodel“. 2015 zeigte die ARD einen Bericht mit einem langen Schwenk über ihre Beine. „Es ist nichts, was man gerne als Politikerin über sich liest oder sieht.“ Aber sie wusste, dass das für sie und für ihre Partei ein Geschenk war – sie erreichte sensationelle Aufmerksamkeit. Viele Frauen, aber auch Männer, hätten sich zu Recht über manche Darstellung ihrer Person aufgeregt. „Aber ich habe mich ja nicht nur instrumentalisieren lassen. Ich habe den Spieß umgedreht und auch die Medien für meine Zwecke eingesetzt.“ 

Die politische Praxis hat sie als sehr belastend empfunden. Sie versuchte, eingefahrene Strukturen aufzubrechen. In ihrer Zeit als Landesvorsitzende habe sie eine andere Sitzungsleitung gepflegt und dadurch mehr Frauen für die Vorstandsarbeit gewonnen. „Frauen wollten anders angesprochen werden.“ Tendenziell zweifelten sie mehr – an der Sinnhaftigkeit von Themen und an sich selbst. Hinzu komme die Arbeitsweise in der Politik: Sitzung reihe sich an Sitzung; diese seien unnötig lang. „Das nervt auch viele Männer. Aber für Frauen ist es schlimmer – sicher auch, weil sie immer noch mehr als Männer mit Mehrfachbelastungen aus Berufstätigkeit plus Kindererziehung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen zu kämpfen haben.“

Ihren Abschied von der Politik beschreibt sie als schleichenden Prozess. Persönliche Opfer war sie bereit zu tragen, solange sie eine starke politische Mission hatte. Als die FDP 2017 zurück im Bundestag war, schloss sich für sie ein großes Kapitel. „Auch wenn ich natürlich noch politische Ziele hatte und habe. Aber das hat mit dazu beigetragen, dass es mir die persönlichen Opfer nicht mehr wert war.“ 

Am 6. Oktober 2022 um 16.40 Uhr ist die Autorin Katja Suding live zu erleben: beim Authors-MeetUp der herCAREER-Expo in München. Zum Public Interview bringt die ehemalige stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP ihr Buch „Reißleine – Wie ich mich selbst verlor – und wiederfand“ mit. Außerdem wird sie als Table Captain auf der Abendveranstaltung herCAREER@Night mit dabei sein. 

Über Katja Suding

Katja Suding, geboren 1975 in Vechta, arbeitete nach einem Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaft lange Jahre als selbständige Kommunikationsberaterin, bevor sie von einem Tag auf den anderen als Quereinsteigerin in die Politik ging: Ende 2010 platzte das Regierungsbündnis in Hamburg und sie bewarb sich als Spitzenkandidatin der FDP für die vorgezogenen Neuwahlen. In dieser Position hatte sie maßgeblichen Anteil am Wahlerfolg ihrer Partei bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen im Februar 2011.

Nach sieben Jahren außerparlamentarischer Opposition holte sie ihre Partei aus dem Umfragetief. Das ist der Startschuss ihrer politischen Karriere: Von 2011 bis 2017 war Katja Suding Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und Vorsitzende der FDP-Fraktion. Außerdem hatte sie von 2014 bis 2021 die Position als Landesvorsitzende der FDP Hamburg inne und war von 2015 bis 2021 auch stellvertretende Bundesvorsitzende ihrer Partei. 2017 erreichte sie einen besonderen Karriere-Höhepunkt: Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP zog sie in den Deutschen Bundestag ein.

Scheinbar am Ziel angekommen, beendete Katja Suding jedoch für viele überraschend ihre politische Laufbahn – aus freien Stücken, ohne dass ihr Ansehen vorher von Skandalen beschädigt worden wäre. Was die Politik mit ihr gemacht hat und warum sie ausgestiegen ist, erzählt sie in ihrem Buch „Reißleine – Wie ich mich selbst verlor – und wiederfand“, das im März 2022 beim Herder-Verlag erschienen ist. Katja Suding hat zwei erwachsene Söhne und lebt in Hamburg.

Bildquelle © Anatol Kotte

Quelle messe.rocks GmbH 

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