Freitag, April 26, 2024
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Jedes Unternehmen braucht digitale Touchpoints

InVision hat eine Plattform für digitales Produktdesign geschaffen

Können Sie unseren Lesern kurz schildern, was InVision genau macht?
InVision hat eine Plattform für digitales Produktdesign geschaffen und stellt Designern und Projektbeteiligten Collaboration-Tools zur Verfügung, mit denen Customer Experiences für digitale Produkte wie Apps oder Webseiten erstellt werden können. Das Besondere daran: Prototypen lassen sich erstellen, ohne dass dafür Programmierung nötig ist. Außerdem bietet die Plattform die Möglichkeit, an einem zentralen Ort Feedback von allen involvierten Parteien zu bündeln und zu verwalten. Digitales Produktdesign bedarf heute die Beteiligung verschiedenster Akteur in einer Organisation und InVision hilft dabei, diese zusammen zu bringen, um eine schneller Marktreife der Produkte zu erreichen. Neben unseren Produkten sind wir stark in der Design-Community engagiert.

Wir stellen kostenloses Schulungsmaterial und Best-Practice-Beispiele von führenden Unternehmen zur Verfügung und fördern den weltweiten Austausch von Designern mit Programmen wie dem “Design Exchange Program”.

InVision hat eine Studie mit der Titel “The New Design Frontier” veröffentlicht, die den Einfluss von Design auf den Geschäftserfolg beleuchtet. Können Sie uns etwas zur Motivation von InVision sagen?
Das Thema Design spielt in vielen Unternehmen noch immer eine untergeordnete Rolle. Dabei gibt es bereits fundierte Untersuchungen, die zeigen, dass Design einen positiven Einfluss auf die finanzielle Performance von Unternehmen hat. Das Problem ist, dass einige Manager den Wert von Design und Designern nicht kennen oder nicht richtig einschätzen können. Daher wollten wir zum einen zeigen, wie sich die Umsetzung von Design-Prozessen auf den Unternehmenserfolg auswirkt und damit der Design-Community eine Stimme geben. Zum anderen wollten wir Unternehmen eine Art Anleitung an die Hand geben, die Ihnen helfen soll, das Potenzial von Design auszuschöpfen.

Wir haben weltweit 2.200 Unternehmen befragt, um die Designreife von Unternehmen in verschiedenen Branchen und Regionen zu verstehen und einige der wichtigsten Indikatoren für die Designreife aufzuzeigen.

Was genau ist mit Designreife beziehungsweise Design Maturity gemeint?
Mit der Design Maturity wird beurteilt, auf welchem Level Design im Unternehmen zum Einsatz kommt. Dabei werden neben dem Einsatz von entsprechenden Technologien vor allem die Unternehmenskultur sowie Strukturen und Prozesse in Unternehmen bewertet. Unternehmen, die in unserem Modell in die Kategorie 1 fallen, nutzen Design beispielsweise nur, um Produkte visuell aufzuwerten. Sie arbeiten unter Umständen mit Wireframes oder Prototypen, doch das wars dann auch schon wieder. Demgegenüber stehen Unternehmen, die in die Kategorie 5 fallen. Diese Unternehmen “leben Design” und machen es zu einem elementaren Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie.

Design-Thinking findet dort genauso Anwendung wie fortschrittliche Methoden im Bereich Customer Research und der Marktanalyse.

Können Sie uns die aus Ihrer Sicht wichtigsten Erkenntnisse der Studie kurz zusammenfassen?
Wenn man sich die Unternehmen ansieht, die eine hohe Design Maturity erreicht haben, fällt auf, dass Design nicht nur ein Buzzword ist. Diese Unternehmen haben Design-Aspekte tief in den Prozess der Produktentwicklung integriert. Beispielsweise werden in solchen Unternehmen Designer, Product Owner und das Management gleichermaßen an der Erstellung der Product-Roadmap beteiligt und sind damit im Bilde, was die Strategie des Unternehmens angeht.

Besonders interessant finde ich die Ergebnisse für den Bankensektor. Dort werden teilweise riesige UX-Teams beschäftigt. Dennoch schneiden viele der befragten Unternehmen weit nicht so gut ab, wie man es erwarten würde.

Der Grund dafür ist recht simpel: Die Design-Teams werden schlichtweg nicht tief genug in Unternehmensprozesse und die Gesamtstrategie eingebunden. Damit geht viel Potenzial verloren.

Was raten Sie Start-ups, wenn es um das Thema Design-Investitionen geht? Worauf sollte man achten, wenn das Budget knapp ist?
Gerade am Anfang ist wohl der Aspekt der Veranschaulichung der Idee beziehungsweise Vision entscheidend. Schließlich sollen Investoren begeistert werden. Neben einem soliden Businessplan ist es daher entscheidend, in Tools zu investieren, die das Produkt für potenzielle Geldgeber und Partner erlebbar macht. Ein greifbarer Prototyp schlägt dabei jede PowerPoint- oder Keynote-Präsentation. Deshalb nutzen so viele Startups InVision, um interaktive Prototypen schnell zu erstellen, bevor sie Zeit oder Geld für die Entwicklung von Produkte aufwenden.

Das Feedback von Kunden und Investoren im Vorfeld zu erhalten, ermöglicht es ihnen, bei der Einführung ihrer neuen Produkte viel effizienter zu sein.

Können Start-ups die Vorteile von Design für sich ebenso nutzen wie große Unternehmen?
Ich würde sagen, sie profitieren sogar mehr. Unsere Studie hat gezeigt, dass sich große Organisationen deutlich schwerer tun, Design Maturity zu erreichen. Kleinere Unternehmen waren tendenziell doppelt so oft in einer höheren Maturity-Kategorie als große Organisationen. Durch die Fähigkeit, auf Veränderungen – beispielsweise durch Kundenfeedback – schneller zu reagieren und neue Prozesse leichter in die Unternehmensstrategie zu integrieren, sind Start-ups klar im Vorteil. Natürlich haben große Unternehmen in der Regel deutlich mehr Ressourcen und finanzielle Mittel zur Verfügung, doch es kann passieren, dass sie durch Freigabeschleifen, regulatorische Bedenken oder ihre schiere Größe ausgebremst werden.

Große Unternehmen tun sich schwer mit Agilität und Veränderung. Wie können sie da mit innovativen Start-ups mithalten?
Solche Unternehmen müssen sich in der Tat Gedanken machen, wie sie Design besser in den Geschäftsprozess integrieren. Dabei bekomme ich immer die gleichen Fragen gestellt: Welchen Einfluss hat Design auf mein Geschäft? Und wie kann ich das messen? Das generelle Problem in vielen dieser Fälle ist, dass Design nicht den Stellenwert im Unternehmen genießt, den es verdient, weil das Management nicht an die Auswirkungen und den Ertrag von Design-Investitionen denkt. Sowohl Designer als auch das C-Level sind hier gefragt: Zum einen müssen Designer ihren Wert für das Unternehmen besser kommunizieren und demonstrieren. Zum anderen muss das Management anfangen, einzelne Schritte und Prozesse im Unternehmen zu hinterfragen und evaluieren, wo und wie Design eine Rolle in der Customer Journey und der Produktentwicklung im Allgemeinen spielt.

Ein Beispiel: Vor einiger Zeit haben wir mit einer großen Bank zusammengearbeitet, die eine neue Webanwendungen entwickelt hat.

In derart großen und komplexen Unternehmen dauert so ein Prozess oft unnötig lang, da die Freigabe einer Vielzahl von Abteilungen nötig ist, die über einzelne Schritte im Entwicklungsprozess auf dem Laufenden gehalten werden müssen. Der Prozess konnte jedoch drastisch verkürzt werden, da sowohl internes als auch externes Feedback in einem Design-zentrierten Entwicklungsprozess deutlich schneller transportiert und kommuniziert werden konnte.

Somit wurde die Entwicklungszeit verkürzt und durch den früheren Launch, konnten mehrer Hunderttausend Downloads zusätzlich generiert werden.

Haben Sie abschließend noch eine Tipp für Start-ups, die sich bisher überhaupt nicht mit dem Thema Design beschäftigt haben?
Start-ups müssen sich bewusst sein, dass jedes Unternehmen heute ein digitales Unternehmen ist – unabhängig davon, ob das eigene Produkt digital ist oder nicht. Jedes Unternehmen braucht digitale Touchpoints (z.b. eine Website oder App), an denen Sie ihre Kunden abholen können. Und die Gestaltungen dieser Touchpoints entscheidet darüber, ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder nicht. Das Beispiel Airbnb macht das deutlich: das Unternehmen hat mit einer Design-zentrierten Unternehmensstrategie und einer herausragenden User Experience den Umbruch eines riesigen Marktes vollzogen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Ryan Burke für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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