Freitag, März 29, 2024
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Hirngesundheit geht uns alle an!

Angst, Stress, Burnout und Depression – wie wir zurückfinden in ein sinnvolles Leben

Die wenigsten Menschen mit einem psychischen Problem hätten sich wohl träumen lassen, dass es ausgerechnet sie einmal „erwischt“. Und doch ist es ein Thema, das fast alle betrifft oder mit dem fast jeder schon einmal zu tun hatte. Früher war man „lethargisch“ oder „apathisch“, später fühlte man sich gestresst und überfordert. Inzwischen hat zumindest der ‚Burnout‘ den Mainstream erreicht. 

Unser Leben bringt es zwangsläufig mit sich, dass man hin und wieder niedergeschlagen ist. Wir leben eben nicht in einem Paradies der Freiheit, der Weisheit und der Vernunft. Sind Menschen deprimiert, bedrückt oder melancholisch, hat dies in aller Regel real fassbare Gründe, die es zu erkennen und wahrzunehmen gilt. Betroffene müssen Hilfe erhalten, jedoch immer mit dem Ziel, anschließend (nach dem Erkennen und der Aufhebung der Probleme durch Konfrontation, Reflektion, Verzeihen und der Übernahme von Verantwortung) wieder ihr Leben zu genießen. Die emotionale Achterbahn sollte nur noch eine Erinnerung im Tagebuch sein. Leider ist dies selten der Fall! Doch schauen wir uns zunächst einmal an, wie all dies überhaupt entsteht.  

Burnout / Fallout – erschöpft und nicht mehr leistungsfähig

Das Burnout-Syndrom (ausbrennen, körperliche Seite) und das Fallout-Syndrom (ausfallen, speziell Hirnausgangsleistung) kennzeichnen Zustände absoluter emotionaler Erschöpfung mit ausbleibender Leistungsfähigkeit. Beides kann man als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnen, die über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie sowie zu psychosomatischen Störungen und depressiven Neigungen führt. Die Kraftreserven sind aufgebraucht, im Ergebnis fühlt sich der Betroffene leer, matt, erschöpft und kraftlos. 

Hinzu kommen Enttäuschungen wie z. B. durch den Vorgesetzten unfair behandelt zu werden, keine Unterstützung zu bekommen. Der volkswirtschaftliche Schaden ist dramatisch – vor allem auch hervorgerufen durch diejenigen, die sich nicht krankschreiben lassen, aber kaum in der Lage sind, ihre Arbeit optimal auszuführen und kreativ zu gestalten. 

Die weitverbreitete Ansicht, dass jemand mit Burnout nur Sport, gutes Essen, Erholung, Freizeit und Ferien braucht ist ein katastrophaler Fehler. Dadurch fühlt sich der Burnout-Patient nur noch wertloser und nicht integrierbar. Nicht Dauererholung ist die Lösung, sondern das Zurückfinden in eine sinnvolle und erfüllende Betätigung.

Depression 

Unter einer Depression versteht man eine tiefe, schwere beständige Traurigkeit mit negativen Gedanken und Stimmungen, die den Betroffenen ganz und gar erfüllt. Ein psychisches Tief, ein emotionales Loch, in das jemand gestürzt ist, eine umfassende seelische Niedergeschlagenheit. Dies geht einher mit dem Verlust an Freude, Lustempfinden, Interesse und Antrieb gepaart mit Hoffnungs- und Ausweglosigkeit, einem massiv verringertem Selbstwert. Dadurch kommt es zu einer deutlichen Reduktion der geistigen Leistungsfähigkeit. Der Betroffene sieht kein Licht mehr am Horizont, alles erscheint ihm traurig und grau in grau. Hinzu kommt eine bleierne Schwermut, durch die der Betroffene kaum aufzumuntern ist. 

Depressionen sind die am häufigsten auftretenden psychischen Störungen. Frauen neigen etwa doppelt so oft wie Männer dazu, was aber fraglich ist, da Männer dies besser kaschieren können. Prinzipiell gilt, dass die Anzahl der Depressionen exorbitant ansteigt. In der Literatur finden wir viele unterschiedliche Bezeichnungen wie „endogene“, „affektierte“, „neurotische“ oder „reaktive Depression“, „Erschöpfungs-“, „Alters-“ oder „Winterdepression“ u.v.m. 

Das Sinnbild der Spirale 

Betrachten wir unsere Gesundheit, so ist diese vergleichbar mit einer Spirale. Auch eine psychische Erkrankung entwickelt sich nicht linear, sondern exponentiell. Zunächst haben wir nur einzelne Tage, an denen wir „nicht so gut drauf sind“. Wir meinen, schlecht geschlafen zu haben. Sollten uns etwas erholen. Aber wir haben auch gute Tage. Und es sind ja nur noch vier Wochen bis zum nächsten Urlaub. So oder ähnlich versuchen wir uns Mut zu machen.

Und dann kommen doch diese Fragen: „Warum wird die Zeit, die ich habe immer kürzer und der Stapel auf meinem Schreibtisch immer umfangreicher?“, „Warum komme ich abends nicht zur Ruhe, habe Einschlafstörungen und wache nachts schweißgebadet auf?“, „Warum scheint in meinem Leben nichts mehr zu klappen, wird das Geld immer knapper, mein Partner zum immer größeren Problem?“, „Warum wird die Stimmung im Betrieb immer schlechter?“, „Warum habe ich das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden, obwohl ich mich doch anstrenge?“, „Warum bleiben Erfolge aus und warum fühle ich mich immer schlapper, müder, lust- und freudloser?“ Ohne es zu wissen, bin ich längst mitten im pathophysiologischen Geschehen.

Die wichtigsten Fakten in Bezug auf die Hirngesundheit

Das menschliche Gehirn gehört wohl zu den faszinierendsten Bauteilen des Gesamtkunstwerks Mensch. Mit einem Gewicht von ca. 1.400 Gramm stellt es in etwa 2 % des Körpergewichts dar, verbraucht allerdings sagenhafte 20 % der gesamten Körperenergie. Damit wird überdeutlich, wie sehr das Gehirn von einer ausreichenden Versorgung abhängig ist. 

Die gesamte Funktion des Gehirns, die gesamte Verknüpfung mit dem Körper, das gesamte Bio-Feedback-System sowie die gesamte Verbindung mit dem Herzen bieten keinerlei Erklärung für das „Bewusstsein“, die „Seele“, die „Gefühle“ und all das, was wir als „freien menschlichen Willen“ bezeichnen. Die mental-spirituell-psychische Ebene kann weder durch die bio-energetische noch durch die bio-chemische Ebene ersetzt werden. Etwas völlig anderes ist es jedoch, die Neuronen und das Stützgewebe als das anzusehen, was sie sind – nämlich Zellen mit einem Stoffwechsel, die Bedürfnisse haben wie zum Beispiel Blutzucker und Sauerstoff, auf deren Versorgung wir einwirken können. 

Der Stress im hormonellen Szenario 

Das limbische System wird bisher pauschal als Ort betrachtet, der ein Gesamtbild unserer psychischen Ausgangssituation erstellt. Um allerdings das Hormonsystem und seine Einregulation in Bezug auf Stressreaktionen besser zu verstehen, müssen wir die beiden entscheidenden Bausteine näher kennenlernen:  

Im Corpus amygdaloideum (auch „Reptilien-Gehirn“ genannt) sitzt unser „Überlebenswille“. Noch bevor wir eine reale Gefahr wirklich wahrgenommen, geschweige denn analysiert haben, springt es innerhalb von Millisekunden an. Zusammen mit dem Hippocampus (fälschlicherweise oft als Gegenspieler bezeichnet) bilden beide eine funktionelle Einheit zur Steuerung der neuronalen und hormonellen Reaktionen. 

Entscheidend ist, einen Stressor zunächst einmal wahrzunehmen, nicht im Übermaß zu reagieren und daraus zu lernen – mit dem Ziel, in Zukunft präventiv zu reagieren. Jede in Gang gesetzte Stressreaktion wird über den Hippocampus mit dem Cortex, insbesondere dem präfrontalen Cortex, kommuniziert und damit konfrontiert und reflektiert. Rückkoppelnd ist es dann auch der Cortex, der in der Lage ist, der Amygdala den entscheidenden Befehl zu geben, die Stressreaktion zu stoppen – wieder über den Hippocampus. Dieses Prinzip ist einer der wesentlichen therapeutischen Ansätze einer sinnvollen Psychotherapie. 

Kaum etwas ist individueller als die persönliche Stimmung

Freude, Glück, Fröhlichkeit und auch die Verstimmung des Gemüts haben eine große Bandbreite, eine große Tiefe, eine Fülle an Hintergründen und Varianten. Verstimmungen sind nicht einfach nur Stress, sie werden im Ergebnis von unserem limbischen System auf den Thalamus übertragen und schreiben sich so in unsere zentrale Regulation ein. Geht es darüber hinaus, verselbstständigt sich die Verstimmung und führt zu langanhaltenden Gemütszuständen und den daraus resultierenden Emotionen. Wichtig ist, dass alle Verstimmungen – aber auch alle Freuden – auf die gleichen Signalwege im Hormonsystem und Nervensystem zurückgreifen. Damit haben wir eine Manifestation des Gemütszustandes und seiner Emotionen auch auf hormoneller und neurovegetativer Ebene.

Die ewigen Themen der Angst, Wut, Aggression, der ewige Mangel an Selbstwert, dem Gefühl der Verlassenheit, der Getrenntheit und die ewige Frage nach dem Sinn des Lebens und die ewig nicht beantwortete Frage „Wer bin ich wirklich und wahrhaftig vor mir selbst“ mit der sich daraus ergebenden Problematik der mangelnden Bereitschaft, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, bilden den wesentlichen Hintergrund, um zurückzufinden in ein stressresistentes und sinnvolles, ein glückliches und gesundes Leben. 

Autor Martin Keymer

Martin Keymer ist international anerkannter Fachdozent, Therapeut, Praktiker und unermüdlicher Forscher rund um das naturheilkundliche Paradigma Körper, Geist und Seele. Seine tiefen Einblicke gibt er seit 40 Jahren im Seminarstudium an Therapeuten weiter. Das von ihm gegründete l.M.U. College fokussiert dieses Wissen als internationale und unabhängige Forschungs- und Bildungseinrichtung. https://therapeutisches-haus.de/

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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