Samstag, April 20, 2024
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Mut und Risikobereitschaft

Getaround: Peer-to-Peer-Carsharing direkt in deiner Nähe – für ein paar Stunden oder für ein paar Tage

Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern vor

Ich bin David Shakory und leite seit August diesen Jahres Getaround (ehemals Drivy) für die Märkte Deutschland und Österreich. Ich arbeite seit vielen Jahren im New-Mobility-Sektor und war zuletzt bei VWs Ridesharing-Dienst MOIA für die Auswahl von Pilotstädten und den Aufbau eines Stakeholder-Netzwerks von relevanten Mobilitätspartnern verantwortlich. Abseits meiner beruflichen Karriere habe ich, schon als ich in den USA gelebt habe, viele Jahre nebenberuflich eine eigene kleine Flotte auf Drivy sowie auf anderen Plattformen unterhalten. In dieser Zeit konnte ich die unterschiedlichen Fortschritte und Entwicklungen im P2P-Carsharing-Markt hautnah miterleben und freue mich jetzt, mit Getaround das Thema Carsharing auf das nächste Level zu bringen. 

Stellen Sie uns doch das Unternehmen Getaround kurz vor

Getaround wurde 2009 in den USA gegründet und ist aktuell die weltweit führende Carsharing-Plattform für private und gewerbliche Autobesitzer. Unsere Wurzeln liegen im klassischen Peer-to-Peer-Carsharing. Durch unsere Getaround-Connect-Technologie haben wir im Laufe der Jahre immer mehr Fahrzeuge mit der Box ausgestattet, so dass heute ein Großteil der Fahrzeuge auf unserer Plattform einfach per Smartphone gebucht, ausgeliehen und auch geöffnet werden können. Die lästige Schlüsselübergabe fällt damit weg.

Heute bietet unsere Plattform einen einzigartigen Carsharing-Mix aus Stunden- und Langzeit-Buchungen sowie verschiedene Fahrzeuge, vom Transporter bis zum Kleinwagen an. So wird jedes Nutzungsszenario, egal ob Kurztrip aufs Land oder Wochenendeinkauf, mit Getaround abgedeckt. Unser Ziel ist es, das Booking.com für Carsharing zu sein, so dass wir mit Hilfe von Technologie die Kapazitäten der vorhandenen Fahrzeuge in einer Stadt effektiv nutzen und so dafür sorgen, dass Carsharing mittelfristig zum Ersatz fürs eigene Auto wird. 

Sie sind seit kurzem Country Manager. Was sind Ihre Aufgaben im Unternehmen?

Es geht in erster Linie darum, Getaround mit seinem vielfältigen Carsharing-Angebot hier in Deutschland noch bekannter zu machen. Dafür statten wir aktuell vermehrt Fahrzeuge mit unserer Technologie aus, so dass das Mieten zu jeder Gelegenheit einfach und unkompliziert möglich ist. In Hamburg haben wir beispielsweise unsere Flotte gerade vervierfacht, ähnliches wird in den nächsten Monaten für weitere deutsche Städte geschehen.  

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von Ihnen aus?

Im Normalfall starte ich meinen Tag so gegen acht Uhr im Berliner Büro hier in Kreuzberg. Neben dem operativen Tagesgeschäft bin ich im ständigen Austausch mit unserem europäischen Headquarter in Paris sowie mit den Country Managern der anderen europäischen Märkte in Spanien, UK, Frankreich, Belgien und Norwegen. Wir ziehen ja alle am selben Strang und müssen schauen, dass wir dem immensen Wachstum der letzten zwei Jahre Rechnung tragen. Vor knapp zwei Jahren hatte Drivy noch unter 70 Mitarbeiter in den europäischen Kernmärkten. Jetzt besteht unser Team in Europa und den USA aus über 400 unglaublichen Talenten, die alle an der Vision arbeiten, dass wir eines Tages den Großteil der Fahrzeuge gemeinsam nutzen und damit Ressourcen schonen, die Umwelt schützen und somit das Leben in Städten durch weniger privaten Fahrzeugbesitz lebenswerter machen. 

Was sind die nächsten Pläne?

Konkret bauen wir in allen Kernmärkten den Einsatz unserer Getaround-Connect-Technologie weiter aus. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf die Stadtkerne. In Berlin sind wir beispielsweise der einzige Anbieter, der auch am Stadtrand Fahrzeuge anbietet, die man per App buchen und öffnen kann. Dazu passend pushen wir aktuell unseren neuen Stundenservice, mit dem Kurztrips von einer bis mehreren Stunden durch ein dynamisches Preismodell besonders günstig sind. So kann der Besuch der Eltern am Stadtrand, der Großeinkauf im Supermarkt oder auch der Weg zu Ikea preisgünstig realisiert werden, ohne direkt einen ganzen Tag ein Fahrzeug buchen zu müssen.  

Wie wird sich aus Ihrer Sicht der Carsharing Markt entwickeln?

Wir sehen an ShareNow, dass sich die großen Anbieter im Free-Floating-Bereich schnell zusammengeschlossen haben. Nichtsdestotrotz gibt es auch neue Carsharing-Anbieter, die mit sehr günstigen Preisen versuchen, die Kundschaft zu locken. Langfristig glaube ich aber nicht, dass Städte wie Berlin es zulassen werden, dass diese Anbieter weitere tausende von Fahrzeuge in den sowieso schon überlaufenden Stadtkernen platzieren können, ohne dass es zu einem Cap/Limitierung kommt.

Um Carsharing flächendeckend und verkehrsentlastend zu betreiben, werden vor allem die station-based Carsharing-Anbieter eine große Rolle spielen. Das sind Anbieter, bei denen der Kunde wieder zum Ausleihort zurückkehrt. Gerade in weniger dicht besiedelten Gegenden und Kommunen funktioniert das zum Teil schon seit mehr als 20 Jahren sehr gut. Der immer einfacher werdende Einbau von technischen Lösungen, wie unsere Getaround-Connect-Technologie, wird dafür sorgen, dass dieser Markt wächst. Letztendlich müssen wir die Fahrzeuge nutzen, die bereits auf der Straße sind, und nicht noch mehr Fahrzeuge in unsere Städte spülen, wenn wir eine echte Verkehrsentlastung anstreben. 

Wie sehen die Zahlen momentan aus?

Weltweit, also in Europa und in den USA, nutzen mittlerweile mehr als fünf Millionen Nutzer in 300 Städten Getaround. Aktuell befinden sich mehr als 70.000 Fahrzeuge auf unserer Plattform. 

In Deutschland liegt der Fokus aktuell auf auf den Ausbau von Fahrzeugen die mit unserer Getaround-Connect-Technologie ausgestattet werden, so dass Nutzer zu jeder Tageszeit ein Fahrzeug schlüssellos anmieten können. Hier haben wir beispielsweise in Hamburg in den letzten Monaten die Anzahl der Fahrzeuge vervierfacht. In Berlin sind derzeit über 500 Fahrzeuge mit der Getaround Connect Box ausgestattet, was in den nächsten Monaten ebenfalls weiter ausgebaut wird.  

Hinkt Deutschland hier noch hinterher?

Im Peer-to-Peer-Carsharing hinken wir in Deutschland im europäischen Vergleich tatsächlich ein wenig hinterher. Wir sind nunmal als Auto-Nation bekannt und noch wesentlich emotionaler an den Autobesitz gebunden als andere Länder wie beispielsweise Frankreich. Ich bin aber zuversichtlich, dass ein immer besseres Angebot zu einem Umdenken bei der Bevölkerung führen wird. Immerhin wollen zumindest Stadtbewohner in einer möglichst verkehrsarmen, ruhigen und gesunden Umgebung wohnen.Allerdings muss hierfür auch die Lokalpolitik ihren Beitrag leisten. 

Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?

Ich freu mich darauf, in den nächsten fünf Jahren die Plattform mit unseren Team so weiterzuentwickeln, dass auf de.getaround.com jeder ein Fahrzeug findet, das zu seinen individuellen Bedürfnissen passt. Und das gilt nicht nur für den Stadtkern. Die Vision ist, Carsharing auch in ländlichen Gebieten, kleineren Städten sowie am Stadtrand so populär zu machen, so dass man auch ohne eigenen PKW zurechtkommt. Ich bin mir sicher, dass wir da schon in fünf Jahren ein ordentliches Stück weiter sind. 

Welche 3 Tipps haben Sie für Gründer?

Da ich viele Jahre mit Start-ups in den USA zusammengearbeitet habe, kann ich jedem Gründer hierzulande nur raten, noch mehr Mut zum Risiko zu haben. In Deutschland fehlt dieser Gründergeist oft, insbesondere wenn man sich aus den Start-up-Hubs wie Berlin oder München hinausbewegt. Man muss nicht unbedingt das neue Instagram gründen, es lassen sich auch mit weniger spektakulären Ideen sehr gute Geschäftsmodelle erfolgreich aufbauen und oftmals reicht dafür auch ein einfacher Gründerkredit aus.  

Der zweite und dritte Tipp sind eher psychologischer Natur. Zuerst einmal sollte man sich wirklich nicht von Nein-Sagern beeinflussen lassen, vor allem nicht von denen, die keine Grundlage für ihre Aussagen haben. Feedback ist wichtig, aber nur konstruktives. Bei allem anderen bitte die Ohren auf Durchzug stellen. Und zu guter Letzt noch mein Grundsatz, dem auch ich immer gefolgt bin. Du kannst nur etwas erfolgreich machen, hinter dem du 100-prozentig stehst. Ich glaube an Carsharing, sonst hätte ich mir nicht nebenberuflich damals auf Drivy meine eigene Flotte aufgebaut. Und genauso sollte auch jeder Gründer ticken, der mit seinem Geschäftsmodell erfolgreich sein will

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei David Shakory für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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