Freitag, März 29, 2024
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Ehe ihr ein Produkt entwickelt, stellt euch ergebnisoffen drei Fragen

DiRiSo entwickelt Legal Tech Produkte für Kanzleien

Stellen Sie sich und das Startup DiRiSo doch kurz unseren Lesern vor!
Die DiRiSo entwickelt in einem Team aus Juristen und Informatikern Legal Tech Produkte für Kanzleien, um Teilschritte ihrer individuellen Arbeitsprozesse zu automatisieren. Bei der Anbahnung von Mandaten, der Datenerfassung, der rechtlichen Prüfung und der darauffolgenden Korrespondenz – überall dort, wo sich für einen Kunden am ehesten Effizienzgewinne realisieren lassen. Damit ist die DiRiSo in gewisser Weise das Schweizer Taschenmesser der Legal Tech Branche. Universell einsetzbar. Handwerklich versiert. Bezahlbar.

Wie ist die Idee zu DiRiSo entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Julian Voss als Informatiker und ich, Christopher Wekel, als Jurist haben in den vergangenen Jahren als Mitarbeiter der mittelständischen Kanzlei WIRTSCHAFTSRAT Recht bereits diverse Arbeitsprozesse teilautomatisiert. Nachdem sich diese Legal Tech Lösungen nach und nach bewährt haben, war es die natürliche Konsequenz, eine Ausgründung vorzunehmen, um solche Produkte auch anderen Kanzleien bereitstellen zu können.

Welche Vision steckt hinter DiRiSo?
IT-Lösungen für Anwälte gibt es bislang wahlweise als klobige Gesamtpakete und verstreute Nischenprodukten. Wir ergänzen das Spektrum um bedarfsgerechte Sonderanfertigungen. Das heißt, wir kreieren bedürfnisgerechte Legal Tech Produkte für Kanzleien, die sich einen höheren Automatisierungsgrad wünschen als den von klassischer Kanzleiorganisationssoftware und einen breiteren Anwendungsbereich als den von Spezialtools wie etwa solchen zur E-Discovery in der Due Diligence.

Und je mehr von solchen Tools wir entwickeln, desto mehr kommt das Prinzip der Maßkonfektion zum Tragen. Künftig kostet es uns zusehends weniger Aufwand, um ein bestehendes Programm auf die Bedürfnisse unserer Kunden zuzuschneiden.

Von der Idee bis zum Start: Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Unsere Gründung fand unter dankbaren Umständen statt: Wir sind als Spin-Off der mittelständischen Kanzlei WIRTSCHAFTSRAT Recht entstanden. Insofern verfügen wir von Beginn an über einen Hauptkunden, der in unseren Auftragsbüchern eine Grundauslastung herstellt und uns beständig Gelegenheit gibt, neue Tools zur Automatisierung von Rechtsdienstleistungen praktisch zu implementieren. Solche Aufträge führen natürlich parallel zum administrativen Aufbau des Unternehmens und der Akquise neuer Kunden zu einer gewissen Doppelbelastung. Diese nehmen wir allerdings gerne in Kauf.

Wer ist die Zielgruppe von DiRiSo?
Unser Angebot richtet sich vorwiegend an digitalisierungsfreudige Rechtanwaltskanzleien, die die Potenziale zur Automatisierung ihrer Arbeitsschritte nutzen wollen. Sprich: Wir wenden uns an Kanzleien, die mit offenen Augen ihre Arbeitsprozesse betrachten und sich sagen: Mensch, dieser oder jener händische Prüfungsschritt ist so simpel, aber trotzdem so aufwändig – da würde sich doch eine digitale Lösung lohnen. Genau die können wir liefern.

Wie funktioniert DiRiSo?
Die DiRiSo entwickelt vor allem webbasierte Tools zur E-Discovery, zur Standardisierung des juristischen Schriftverkehrs und zur Schematisierung wiederkehrender rechtlicher Prüfungen. Wir kreieren Programme, mit denen sich auf Knopfdruck eine Frist verlängern oder ein Vertrag nach schadhaften Klauseln durchsuchen lässt – wo immer unsere Kunden auf diesem Wege eine mühsame Routinetätigkeit beschleunigen und kostensparender gestalten wollen.

Außerdem programmieren wir Webportale, die Vorleistungen zur eigentlichen anwaltlichen Beratung oder Rechtsverfolgung automatisiert bereitstellen. Zu denken ist dabei zum einen an Webplattformen, die in Standardverfahren anhand von Online-Abfragen eine schnelle, kostenlose, schematisiert generierte juristische Ersteinschätzung liefern und dadurch bei der Mandatsanbahnung helfen. Außerdem implementieren wir auf Webpräsenzen formularmäßige Module zur Erfassung von Daten des Mandanten oder zur Beauftragung über das Internet.

Das von uns entwickelte Portal Ersatz-Pilot ist darüber hinaus ein gutes Beispiel für eine Plattform, bei der in einem einzigen Online-Prüfungsprozess diese Dienste ineinandergreifen: Potenziell entschädigungsberechtigte Fluggäste treffen hier Angaben zu ihren Fällen, die eine automatisierte Ersteinschätzung im Web ermöglichen, bei positiver Prüfung Vertragsangebote zum Factoring individualisieren und die Grundlage für die Durchsetzung der so factorierten Forderung bilden.

Welche Vorteile bietet DiRiSo?
DiRiSos Leistungen befolgen vier Grundsätze, die ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis herstellen:

1. DiRiSo vertreibt nicht bloß Kanzleiorganisationssoftware im Gesamtpaket oder Spezialsoftware für eine ganz bestimmte Nische. Stattdessen richten sich Funktionstiefe und -breite unserer Tools nach den Anforderungen des einzelnen Kunden. So erhalten Kunden die Legal Technology, die sie benötigen und bezahlen auch nur dafür.

2. Bei DiRiSo arbeiten Informatiker und Juristen dauerhaft zusammen. Wir sind gerade für die IT-Entwicklung nicht auf Subunternehmer angewiesen, sondern profitieren von eingespielten Kommunikationskanälen und einem gemeinsamen Lösungsverständnis.
3. Nach dem Prinzip der Maßkonfektion entwickelt DiRiSo Spezialanfertigungen, indem vorhandene ähnliche Tools für neue Anwendungsfälle individualisiert werden. Das macht Maßanfertigungen bezahlbar.

4. Die DiRiSo hält ihre Fixkosten zunächst minimal. Unseren Kunden bieten wir flexible Zahlungsmodalitäten, statt auf kurzfristige Umsatzmaximierung zu setzen.

DiRiSo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unsere Branche, die der Legal Technology, ist in unseren Augen ein spätes Kind der New Economy. Deshalb dominiert bisher noch kein Anbieter den Markt. In unserem Unternehmensblog haben wir die Situation einmal mit dem wilden Westen verglichen. Klar ist, dass dieser wilde Westen allmählich befriedet wird. Früher oder später werden die erfolgreichsten Legal Tech Anbieter die meisten Marktanteile auf sich vereinigen, wie dies andernorts Amazon, Google und Co. in ihren Produktsparten bereits tun. Wir maßen uns nicht an, in solche Fußstapfen zu treten. Aber umgekehrt wollen wir uns immerhin so behaupten, dass wir uns in fünf Jahren auf dem Legal Tech Markt etabliert haben.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Wir geben drei Anregungen, die sicher nicht besonders ausgefallen sind. Sie hier zu wiederholen, scheint uns trotzdem angemessen, weil an diesen Punkten weiterhin vermutlich die meisten Startups scheitern:

1. Ehe ihr ein Produkt entwickelt, stellt euch ergebnisoffen drei Fragen: 1. Gibt es das Produkt noch nicht? 2. Ist eine hinreichende Nachfrage nach dem Produkt erwartbar? 3. Ist das Produkt mit einem verhältnismäßen Aufwand entwickelbar? Gründet nur, wenn ihr die drei Fragen ehrlich mit Ja beantworten könnt. Der Weg zum Erfolg ist in der Realität ohnehin hart genug, da sollte ein Konzept nicht schon an solchen strukturellen Unzulänglichkeiten scheitern.

2. Zieht nur so viel Fremdkapital und Venture Capital hinzu wie nötig, investiert dafür aber so viel von eurer eigenen Zeit und eurem Engagement wie möglich. Letzteres kostet euch nichts und je weniger Banken und Investoren zurückzuzahlen ist, desto ruhiger kann man schlafen.

3. Haltet euch mit Entnahmen zurück. Gerade in der Anfangsphase ist eigenes Kapital ein rares Gut, das euch aber im günstigsten Fall zusätzliche Verbindlichkeiten durch Kredite und VC erspart und ansonsten die sichere Pleite ohne solche Unterstützung. Das sollte es euch wert sein, erste Gewinne weitgehend in eure Expansion zu investieren, statt sie für Urlaub und Autos zu verplanen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Christopher Wekel für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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