Freitag, April 26, 2024
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Langfristige Beziehungen aufbauen

Cyanite die passende Musik für jeden Kontext mit KI finden

Stellen Sie sich und das Startup Cyanite doch kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Jakob Höflich und Cyanite ist ein Musik-Technologie-Unternehmen aus Mannheim und Berlin. Wir haben uns als Team aus der Musikindustrie in den Technologie-Bereich hinein bewegt und bei unseren verschiedenen Stationen, z.B. bei Labels, Verlagen, Promo-Agenturen und im Radio, allesamt Probleme erkannt, die wir heute mit KI lösen und lösen wollen.

Ganz konkret entwickeln wir mit Cyanite KI-Produkte zur Musikanalyse, die es unseren Kunden ermöglichen, stets die passende Musik für jeden Kontext zu finden und fundierte Musikentscheidungen basierend auf objektiven Daten zu treffen.

Unsere Mission dabei ist es, Musik- und Medienfirmen den Schritt ins KI-Zeitalter zu ermöglichen, ohne dass sie viel Zeit und Geld in die Entwicklung hochkomplexer Technologie stecken müssen. Denn was die meisten Musikunternehmen heutzutage eint, ist, dass man die heutigen Massen an Musik kaum noch händisch bewältigen kann und sich die Musiksuche (z.B. nach Stimmung und Aktivität) fundamental verändert hat. Genau da setzen wir mit Cyanite an. 

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Es gab bei uns nicht den einen Lichtblitz und konkreten Moment, es war vielmehr ein Prozess. Wir drei Gründer haben uns an der Popakademie in Mannheim kennengelernt und früh angefangen, gemeinsam erste Projekte zu realisieren. Eins davon war eine Social Music App namens Groovecat, wo noch heute eine kleine aktive Community ihre Musikmomente einfängt und teilt. Ein bisschen so wie Musik in Instagram Stories, aber eben als eigene Plattform und dadurch viel mehr auf die Musik fokussiert. 

Vor zwei Jahren haben wir dann hinter den Kulissen bereits angefangen Cyanite zu entwickeln und vor einem Jahr auf den Markt gebracht. In der Zeit haben wir natürlich verschiedene „Evolutionsstufen“ durchlebt, unglaublich tolle Teammitglieder und Investoren an Bord und viel Unterstützung von verschiedenen Förderprogrammen von Mannheim und Hamburg über New York bis ins Silicon Valley bekommen. Und an den verschiedenen Stufen haben wir uns eigentlich immer wieder neu entschieden weiterzumachen. Und immer wieder auch ein bisschen neu gegründet. 

Welche Vision steckt hinter Cyanite?

Wir sind ja diese absolute Kazaa-Generation und haben den Absturz der Musikindustrie aus nächster Nähe erlebt. Jetzt die Möglichkeit zu haben, künstliche Intelligenz zu entwickeln, die gerade die kleineren, vielfältigen und kulturell diversen Musiklabels, Plattformen und Radiostationen unterstützt und gegenüber die großen Player wettbewerbsfähig macht, ist für uns ein Traum. Denn unserer Meinung nach ist es wichtig, dass Musik als künstlerisches Gut im Vordergrund steht. Und Künstler davon leben können.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Ganz klar die Finanzierung. Wir sind damals in Baden-Württemberg gestartet, wo auch heute noch unser Hauptsitz ist. Aber als wir Groovecat gepitcht haben mit Schlagworten wie „Music“, „App“ und „Social Media“, haben 99% der Investoren so schnell es geht das Weite gesucht. Bis auf Andrea Kranzer, Deutschlands Business Angels des Jahres 2019, die von Anfang an etwas in dem gesehen hat, wie wir arbeiten und wo wir hinwollen. Und sie ist heute noch unsere Investorin, neben der Stadt Mannheim und zwei weiteren Business Angels, die allesamt eine sehr erfolgreiche Startup-Zeit hinter sich haben. 

Musik ist in Deutschland einfach kein leichtes Thema, weil es zum einen ein hochkomplexer Markt ist und zum anderen schon einige Musik-Startups krachend gescheitert sind. Das wissen viele Investoren. Doch gerade in den letzten ein, zwei Jahren ist das Thema Music-Tech wieder ziemlich en-vogue geworden, sicherlich auch durch Plattformen wie LANDR oder Endel, aber eben auch durch den allgemeinen Erfolg des Musikstreaming.

Trotzdem zitiere ich mal einen VC-Investor, mit dem wir diesen Januar gesprochen haben. Er meinte: „You guys know that you’re in the wrong country right?“. Wir sind da natürlich motiviert ihn zu widerlegen und zu zeigen, dass coole Musiktechnologie eben auch aus Deutschland kommen kann, so wie die MP3, was viele vergessen.

Wer ist die Zielgruppe von Cyanite?

Zu unseren Kunden und Nutzern gehören Unternehmen aus den Bereichen der Musikverlage, Production Music, TV und Radio. Die Mediengruppe RTL nutzt Cyanite beispielsweise, um ihre hauseigene Musikbibliothek FAR MUSIC für ihre Redakteure einfacher durchsuchbar zu machen und in der neuen App vom SWR, in der man das Radioprogramm skippen und zurückspulen kann, basieren die personalisierten Musikvorschläge auf unseren Empfehlungsalgorithmen.

Aber auch Künstler, A&Rs, Musikmanager und Produzenten nutzen Cyanite, um ihre eigene Musik zu analysieren, zu vergleichen und zu vermarkten. Genau für diese Zielgruppe haben wir eine kostenlose Web App entwickelt, in der wirklich jeder seine eigene Musik hochladen, analysieren und sich ähnliche Songs vorschlagen lassen kann. Unsere Web App ist eben auch dazu da, die Eintrittsbarriere mit KI im musikalischen Kontext ganz niedrig zu halten. Das kommt ziemlich gut an, letztens sind wir in Russland viral gegangen, das Thema ist sehr international.

Wie funktioniert Cyanite? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Cyanite wendet Deep Learning in einem Forschungsfeld namens Music Information Retrieval an. Im Endeffekt geht es dabei darum, aus Musik Informationen zu extrahieren. Unsere KI „hört“ sich Musik an und kann dann innerhalb weniger Millisekunden sagen, z.B. welches Genre, welche Stimmung und welche Tonart dieser Song hat, ob Gesang vorhanden ist und wenn ja, ob männlich oder weiblich. Noch viele weitere dieser Parameter bilden dann die Grundlage für unsere Empfehlungsalgorithmen. Es ist also ein Potpourri aus Musikinformationen über den tatsächlichen Sound eines Musikstücks.

Die Vorteile von Deep Learning liegen in diesem Bereich dort, dass man wahnsinnig große Massen an Musik in kurzer Zeit analysieren und verschlagworten kann. Wir können 1 Million Songs in ein paar Stunden analysieren, dafür bräuchte ein Mensch mehrere Wochen, gar Monate. 

Man stelle sich vor, man hat eine Musikbibliothek und möchte der Verschlagwortung nun hinzufügen, in welcher Epoche das Musikstück aufgenommen wurde. Mit KI lassen sich diese Informationen im Nu hinzufügen. 

Das funktioniert aber eben nur gut, wenn die Trainingsdaten auch die gewisse Qualität aufweisen. Denn bei KI gilt ja: Output = Input. Die Qualität der Algorithmen hängt von der Qualität der Trainingsdaten ab. Wir haben uns von Tag eins auf die Fahne geschrieben, die bestmögliche Datenqualität zu haben. Dafür haben wir eine eigene Methodik entwickelt, mit der wir die besten Daten in kürzester Zeit erheben und neue Schlagworte in kürzester Zeit trainieren können. 

Was uns dabei von anderen Anbietern unterscheidet, ist nicht nur das schnelle Trainieren neuer Algorithmen, sondern auch, dass wir beim Sucherlebnis anfangen und mit unseren Kunden gemeinsam erarbeiten, wie die Musiksuche der Zukunft aussehen wird. Und die wird unserer Meinung nicht aus langen Filterlisten bestehen, sondern aus Musik, Videos oder Sprachbefehlen als Ausgangspunkt einer Musiksuche.

Cyanite, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir erleben gerade durch Covid-19, einen extremen Wandel in der Musikindustrie. Durch den Wegfall des Live-Geschäfts, gewinnt der Absatz von digitaler Musik noch mehr an Wichtigkeit. Insbesondere der Verkauf von Musiklizenzen für Filme, Werbungen, Games etc. wird als Einnahmequelle immer wichtiger. 

Jeder kann mittlerweile in seinem Schlafzimmer halbwegs ordentliche Videos und Podcasts produzieren und braucht dafür Hintergrundmusik. Allerdings fällt gerade den DIY Produzenten die Suche nach passender Musik sehr schwer. Ihnen wollen wir mithilfe unserer KI einen Helfer an die Seite stellen, der die Musik für sie auswählt bzw. vorsortiert. Die Abwicklung dieser Mikro-Lizenzen läuft dann automatisch über unsere Plattform ab. So hat der Abnehmer Transparenz bei der Lizenz  und die Sicherheit, etwas qualitatives zu kaufen, während die Lizenzgeber einen stetigen Einkommensstrom ohne weiteren Aufwand haben.  

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Langfristige Beziehungen sind wichtiger als schnelle Aufmerksamkeit.

Eine Feedback-Kultur, egal wie sie aussieht, ist total wichtig.

Macht das, was euch Spaß macht.

Bildquelle Stadtmarketing Mannheim GmbH Nadja Capellmann

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei  Jakob Höflich für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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