Freitag, April 19, 2024
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Sich nicht vom Weg abbringen lassen

Careship: Einfacher Zugang zur Organisation von individueller Betreuung

Stellen Sie sich und das Startup Unternehmen Careship doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Antonia Albert, 28 Jahre alt und habe 2015 gemeinsam mit meinem Bruder Nikolaus Careship gegründet. Dabei handelt es sich um einen Betreuungs- und Begleitdienst, der pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen über eine Serviceplattform einfachen Zugang zur Organisation von individueller Betreuung ermöglicht. Das Angebot reicht von Gesellschaft leisten über Unterstützung im Alltag bis hin zu Reisebegleitung und leichter Pflege. Dabei achten wir ganz gezielt darauf, dass immer der passendste Betreuer für die jeweilige Person gefunden wird, und beraten zum Versicherungsanspruch und zur Abrechnung mit den Krankenkassen. Seinen Sitz hat Careship in Berlin.  Unser Dienst ist aber auch im Ballungsraum NRW sowie in Frankfurt und Hamburg verfügbar.

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?
Als meine eigene Großmutter plötzlich pflegebedürftig wurde, war meine Familie mit der Situation völlig überfordert. Wir wollten unbedingt eine Unterstützung finden, die zu ihr passt und die für sie zu einer Bezugsperson werden kann. Zusätzlich fehlte uns die Orientierung, wer für welche Kosten aufkommt, was wir alles benötigen etc.

Nachdem wir die Versorgung für unsere Großmutter organisiert hatten, habe ich mich mit meinem Bruder hingesetzt und aufgeschrieben, was uns geholfen hätte.

Darauf basierend haben wir beschlossen, etwas zu verändern und eine Plattform zu schaffen, die Familien bei der Suche und Organisation von passenden Pflege – und Betreuungskräften unterstützt.

Was war bei der Gründung Ihres Unternehmens die größte Herausforderung?
Die formale Gründung eines Unternehmens an sich geht recht schnell, die eigentlichen Herausforderungen liegen vielmehr in der operativen Umsetzung und in einer guten Zeiteinteilung. Am Anfang kommen meist 100 Dinge gleichzeitig auf einen zu. Da ist es dann unfassbar wichtig, einen genauen Fokus zu legen, eine klare Zielsetzung zu haben und sich nicht ablenken zu lassen.

Gab es jemals einen Punkt, wo Sie dachten ich schaffe das nicht?
Angst ist immer ein schlechter Treiber und als Gründer muss man Risikobereitschaft haben, schnell entscheiden können und auch schnell aus Fehlern lernen. Gründen ist eine emotionale Achterbahn und es ist ganz wichtig, dass man ein Netzwerk von engen Vertrauten hat, um offen über Herausforderungen und Learnings sprechen zu können. Das Bewusstsein, dass man auch scheitern kann, ist immer da und muss meiner Meinung nach auch da sein, da es gesund ist. Aber man sollte keine Angst davor haben.

Angst vor dem Scheitern führt zu schlechten Entscheidungen und dazu, dass viele Menschen den Schritt gar nicht erst wagen. Das müssen wir ändern, und an einer gesunden Fehlerkultur arbeiten.

Muss man mit seinen Aufgaben wachsen?
Ich habe in den letzten drei Jahren so viel gelernt wie noch nie zuvor und lerne auch heute jeden einzelnen Tag Neues dazu. Das ist auch das, was mich antreibt und motiviert – es macht unfassbar viel Spaß und fordert sehr. Es ist auch ganz wichtig, sich Zeit für Retrospektiven zu nehmen und zwischendurch innezuhalten und zu analysieren: Was hat in den letzten Tagen gut funktioniert? Und was nicht? Was hätte ich besser machen können? Und was habe ich daraus gelernt? So bleibt man nicht stehen und wächst jeden Tag ein Stückchen weiter.

Kann man auch mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Man sagt: die Idee ist 1 Prozent, die Umsetzung 99. Ich glaube, es gibt ganz viele Leute, die eine Idee haben, aber meistens scheitert es dann an der Umsetzung. Neben einer guten Idee braucht man ein starkes Gründungsteam, sowie eine klare Strategie und es müssen wichtige Meilensteine definiert sein.

Man sollte nicht zu perfektionistisch sein und muss auch mal den Sprung ins kalte Wasser wagen, aber meiner Meinung nach sind Team und Strategie zur Umsetzung essentiell.

Wer ist die Zielgruppe von Careship?
Unsere direkte Zielgruppe sind natürlich Senioren mit Unterstützungsbedarf. Aber Das Thema „Unterstützung im Alter“ betrifft ja eben nicht nur den jeweiligen Senior, sondern oft die ganze Familie, weshalb wir auch auch Angehörige aller Generationen zu unserer Zielgruppe zählen. Gerade Frauen werden beruflich oft ausgebremst, weil sie mit Ende 40 die Versorgung der Eltern übernehmen müssen. Oder die Kinder leben mit großen Schuldgefühlen, weil die Angehörigen eben doch anders versorgt werden, als sie es sich erhofft hatten. Eine individuelle und gute Lösung zu finden, ist also eine Herausforderung für die gesamte Familie.

Zudem glauben wir, dass alle Menschen ganz unabhängig vom Alter den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben haben und deshalb unsere Vision teilen.

Welche Vision steckt hinter Careship?
Unsere Firmenphilosophie findet sich schon im Namen wieder: Die Zusammensetzung aus „Pflege” (Care) und „Beziehung” (Relationship) spiegelt wieder, wie wichtig uns ein vertrautes Verhältnis bei der Betreuung und Begleitung ist. Ein weiterer Begriff, der unsere tägliche Arbeit prägt, ist „Lebensfreude“. Wir möchten die Themen Alter, Pflege und Unterstützung mit einem positiven Lebensgefühl besetzen. Unsere Alltagshelfer sind kein notwendiges Übel, das man eben nutzen muss als Senior, sondern eine Möglichkeit, das Leben selbst zu gestalten und auch mehr zu genießen. Unsere Betreuer begleiten die Senioren zum Beispiel auch ins Theater, auf Reisen und zum Treffen mit Freunden.

Wie funktioniert Careship?
Potenzielle Betreuer bewerben sich zunächst bei uns und werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gründlich auf ihre Eignung geprüft. Unsere Kunden können also sicher sein, dass nur qualifizierte und vertrauenswürdige Personen zu ihnen kommen. Gleichzeitig achten wir darauf, nicht immer nur einen bestimmten Typen zu haben, sondern geben auch Betreuern mit ungewöhnlichen Lebensläufen eine Chance. Denn nur so ist es uns möglich, unseren Kunden wirklich individuell zu ihnen passenden Betreuer vorzuschlagen. Wir arbeiten zum Beispiel auch gerne mit Studenten aus dem sozialen Bereich oder kompletten Quereinsteigern zusammen, die wie alle Mitarbeiter zu Beginn ihrer Tätigkeit aber auch später umfassend geschult werden.
Potenzielle Kunden geben auf unserer Website zunächst an, um welche Art von Unterstützung es sich handeln soll, für wen, in welchem Zeitraum und in welchem Postleitzahlen-Bereich.

Anschließend werden ihm mögliche Betreuer vorgeschlagen und die persönliche Beratung beginnt.

Wie ist das Feedback?
Jeder Senior, dem wir seinen Alltag ein bisschen schöner gemacht haben, ist ein Erfolg für uns. Ebenso jeder Angehörige, dem wir die Familienorganisation ein wenig einfacher gemacht haben. Wir haben eine sehr hohe Kundenzufriedenheit und das macht uns sehr stolz, da es uns zeigt, dass wir das Thema auf die richtige Art angehen, nämlich individuell und persönlich.

Außerdem betreiben wir seit unserer Gründung ein sehr intensives Qualitätsmanagement und sind im ständigen Austausch mit Betreuern und Kunden. Dieser Austausch ist für uns sehr wertvoll und hilft uns, den Bedürfnissen älterer Menschen und derer Angehörigen gerecht zu werden. Wir kennen viele unserer Senioren und ihrer Geschichten persönlich. Und es ist immer wie ein tolles Gefühl für uns, wenn uns jemand sagt, dass er froh ist, dass es Careship gibt. Das berührt uns auch wirklich persönlich.

Denn natürlich wollen wir ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen, aber zeitgleich geht es uns auch darum, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.

Wo sehen Sie sich und Careship in den nächsten 5 Jahren?
Unser primäres Ziel ist es, Careship für so viele Familien wie möglich verfügbar zu machen. Wir wollen nach und nach unser Angebot zunächst in den größten Städten Deutschlands und irgendwann auch in ländlichen Gebieten anbieten. Dabei ist uns ein qualitativ hochwertiges Netzwerk wichtiger als schnelles Wachstum.

Welche Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Das Wichtigste ist eigentlich zu 100 Prozent und mehr für die eigene Idee zu brennen und von ihr überzeugt zu sein. Nur Gründen um des Gründens willen bringt einen langfristig nicht zum Erfolg. Zudem braucht man das beste Team. Vor allem auf Gründer-Ebene muss alles stimmen – ein großes Vertrauensverhältnis, dieselbe Wertehaltung, komplementäre Eigenschaften. Und man sollte immer Spaß an dem haben was man tut und das auch nie vergessen. Und ansonsten: Einfach mal machen! Nicht zu viel hinterfragen bzw. zögern und nicht zu perfektionistisch sein – sondern lieber den Sprung ins kalte Wasser wagen, an sich selbst und seine Idee glauben und sich nicht vom Weg abbringen lassen.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Antonia Albert für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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