Freitag, März 29, 2024
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Keiner kann alles und vor allem nicht alleine, daher sind die Kompetenzen der Teammitglieder wichtig

bring-together: Unsere Vision ist es, dass keiner mehr alleine leben muss, der nicht alleine leben möchte

Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen bring-together doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind ein soziales Startup mit dem Sitz in Leipzig und entwickeln ein Online-Portal mit dem Ziel, Menschen zu verbinden, die sich für neue Lebensmodelle interessieren und Gemeinschaften gründen möchten. Mit unserer Idee reagieren wir auf den demographischen Wandel und die daraus entstandene Vereinsamung und oft sogar Isolation vieler Menschen. Unser Fokus liegt in erster Linie auf der Bildung von Gemeinschaften. Mit unserem nachhaltigen Konzept unterstützen wir Menschen dabei, Gleichgesinnte zu finden und helfen ihnen bei der Suche nach einem für sie passendem Wohnprojekt.
So individuell wie wir Menschen sind, ist auch jede Gemeinschaft in ihrer Ausrichtung und in ihrem Lebenskonzept. Die Folge ist oft eine jahrelange Suche nach Menschen, deren Werte und Lebensphilosophien übereinstimmen. bring-together möchte dieses Problem durchdacht lösen.
Unser Team besteht inzwischen schon aus sieben unverbesserlichen Idealisten. Mary-Anne Kockel, Christoph Wieseke und ich (Karin Demming) sind die Gründer von bring-together. In diesem Jahr sind vier ehrenamtliche Mitarbeiter hinzugekommen, die mit uns zusammen das Projekt weiter voranbringen.

Wie ist die Idee zu bring-together entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Die Idee entwickelte sich über mehrere Jahre und ist die Quintessenz aus den Erfahrungen meiner beiden Berufe und meiner Lebenserfahrung. Ich komme ursprünglich aus dem sozialen Bereich, später bin ich als Quereinsteiger in die Immobilienbranche gewechselt und habe mich damit selbständig gemacht. Sowohl als examinierte Altenpflegerin als auch als Immobilienfachfrau habe ich die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven sehen und erleben können. Durch den demographischen Wandel hat sich in den letzten Jahren einiges verändert, es gibt immer mehr Singles und eben auch einsame alte Menschen. Der Pflegenotstand hat noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Die Bereiche Altersversorgung und Gesundheitsvorsorge
werden sich nicht mehr über die klassischen Versicherung- und Steuersysteme finanzieren lassen. So begann ich danach zu suchen, wie man diese Situation verbessern könnte, um ein selbstbestimmtes Leben im Alter führen zu können. Dafür darf man aber nicht nur an ältere Menschen denken, sondern muss für einen gemeinsamen Weg alle Lebensalter einbeziehen. Dabei erschien mir die Idee einer Internet-Plattform, die eine Lösung bietet, am sinnvollsten, weil man über dieses Medium möglichst viele erreichen kann.
Es begann die Suche nach einem Team, mit denen ich diese Idee verwirklichen konnte. Das war ein längerer und beschwerlicher Weg, auf dem ich viel Gegenwind und auch nicht immer Positives erfahren habe. Aber ich war mir ganz sicher, dass ich das perfekte Team finden werde. Durch mein relativ großes Netzwerk lernte ich meine Partnerin Mary über eine Empfehlung kennen. Es dauerte auch nicht lange, da kam Christoph dazu. Beide hatten schon die Erfahrung, die es braucht um diese Idee in eine Form zu gießen und eine Unternehmung daraus zu machen. Die Begeisterung für die Idee ist schnell übergesprungen, denn wir sind auch zwischenmenschlich auf einer Ebene.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung war bisher, überhaupt so lange durchzuhalten, weil dieses Projekt bevor es im Netz sichtbar wurde, unendlich viel Wissen und Fleißarbeit voraussetzt. Bisher haben wir noch kein Geld damit verdient. Wir wohnen alle nicht mehr bei den Eltern und müssen unseren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Die Balance zwischen dem Job, der uns noch ernährt und dem Projekt zu halten, ohne dabei die Motivation zu verlieren, war im ersten Schritt schon eine große Leistung. Hinzu kommt, dass dieses Projekt so vielschichtig ist, dass wir recht schnell an unsere Grenzen gekommen waren. Je stärker wir uns mit der Materie befassten, desto arbeitsintensiver wurde es. Uns war schnell klar, dass wir dringend weitere Unterstützer und Helfer brauchen, um dieses Projekt zu stemmen.
Eine weitere Herausforderung war auch die Entwicklung des Geschäftsmodells. Wir haben ein soziales Anliegen, aber müssen auch wirtschaftlich denken. Natürlich streben wir ein tragfähiges Geschäftsmodell an.
Wir waren daher überglücklich, dass wir Ende letzten Jahres die Unterstützung vom Social Impact Lab Leipzig erhalten haben. Wir hatten uns dort mit unserer Idee für ein achtmonatiges Stipendium beworben und mit unserem ersten Pitch in der Öffentlichkeit überzeugen können. In dieser Zeit bekam unser Projekt noch mehr Struktur auf den unterschiedlichen Ebenen. Das Stipendium war für uns in der ersten Phase wertvoller als eine rein finanzielle Unterstützung, auch wenn wir mit dem Aufbau des Unternehmens nicht so schnell voran kamen, wie wir uns das manchmal wünschten.
Rückblickend hat es uns geholfen, ein eigenes Tempo zu entwickeln und nachhaltige wie auch teamgestützte Entscheidungen zu treffen.

Wer ist die Zielgruppe von bring-together?
Es sind die unfreiwillig Alleinlebenden, Alleinerziehende und Menschen, die grundsätzlich offen sind für neue Wohnmodelle. Die Motivation der Zielgruppen ist dabei völlig unterschiedlich. Bei den Jüngeren ist es der Wunsch nach einem nachhaltigeren Leben z.B. das Sparen von Ressourcen oder die Selbstversorgung in der Gemeinschaft. Bei ihnen ist der Sharing-Gedanke im Vordergrund. Die Alleinerziehenden könnten ihren Alltag in einer Gemeinschaft besser organisieren und ihre Jobs lassen sich einfacher mit den Kindern vereinbaren. Wie heißt es so schön: es braucht ein ganzes Dorf, um seine Kinder zu erziehen. Wenn sich diese Mütter oder Väter die Aufgaben in einer passenden Gemeinschaft teilen könnten, hätten sie aus unserer Sicht mehr Lebensqualität.
Bei den „unfreiwillig“ Alleinlebenden gibt es einen hohen Anteil der über 50jährigen. Diese Altersgruppe hat oft bereits schon Schicksalsschläge durch eine späte Scheidung oder gar Krankheit des Partners erfahren müssen. Bei ihnen besteht ein großer Wunsch wieder in einer stabilen Gemeinschaft eingebettet zu sein.

Welche Vision steckt hinter bring-together?
Wir sind ein sehr zukunftsorientiertes Projekt, vor allem im Bezug auf unsere sozialen Sicherungssysteme. Unsere Renten sind alles andere als sicher und unser Pflegesystem ist jetzt schon im Notstand. Hinzu kommt die Vereinzelung in der Gesellschaft, vor allem ältere Bürger vereinsamen immer mehr. Es ist also davon auszugehen, dass sich dies in nächster Zeit nicht verbessert. Unsere Vision ist es, dass keiner mehr alleine leben muss, der nicht alleine leben möchte.

Wie finden die Menschen zusammen?
Interessenten werden über einen geschützten Bereich auf unserer Matching-Plattform bekannt gemacht. Grundlage dafür sind persönliche Werte, Überzeugungen und Wünsche, die durch einen eigens entwickelten Matching-Algorithmus ermittelt werden.

Wie werden die Menschen von Ihnen unterstützt?
In unserem Online-Magazin werden gemeinschaftliche Lebensentwürfe, gesellschaftliche Trends und sozialstaatliche Veränderungen vorgestellt. Wir versammeln Angebote neuer Wohnkonzepte und Menschen auf der Suche nach solchen Alternativen auf unserer Matching-Plattform. Wenn es konkreter wird, helfen unsere Wohnbegleiter, Berater oder Empfehlungen von Dienstleisterservices, die je nach Bedürfnis den Einzelnen unterstützen.

bring-together, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Ziel ist eine interdisziplinäre Plattform für Gemeinschaftliches Wohnen, die so vernetzt ist, dass keiner, der auf der Suche nach seiner Gemeinschaft ist, an uns vorbei kommt. Und selbstverständlich sehen wir ganz klar mindestens ein eigenes Projekthaus, in dem Interessierte verschiedene Wohnmodelle testen können.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Durchhalten und sich in Geduld üben. Projekte brauchen solange sie brauchen und es liegen zuweilen viele Stolpersteine auf dem Weg, die es zu meistern gilt. Und weil Zeit bei größeren Projekten eine enorme Rolle spielt, möchte ich folgenden Tipp besonders ans Herz legen:
2. Solange man noch keine Einnahmen generiert, das Geschäftsmodell noch nicht wirklich solide ist und/oder das Team sich noch im Teambuilding-Prozess befindet, sollte man mit dem Gründen in jedem Fall noch warten. Der Akt des Gründens geht schnell, kostet aber Geld. So mancher Gründer hat seine Entscheidung später bereut, sei es wegen der Verteilung der Geschäftsanteile, zwischenmenschlicher Veränderung der Gründer oder der Unterschätzung des Aufwandes und der Kosten (Buchhaltung, Finanzamt, Bilanzierung, Steuerberaterkosten, IHK) die eine Gründung mit sich bringt.
3. Keiner kann alles und vor allem nicht alleine, daher sind die Kompetenzen der Teammitglieder wichtig. Wenn jeder seine Stärken im Projekt leben kann und alle wichtigen Aufgaben, die ein Unternehmen voranbringen, auf die Gründer verteilt sind, ist schon die halbe Miete gewonnen. Aber das reicht aus meiner Sicht nicht aus. Es muss zwischenmenschlich einfach passen. Dabei kann man natürlich an einigen Punkten unterschiedlicher Meinung sein. Das gibt Impulse, aus denen sich neue Strategien entwickeln können. Bei Gründern ist es ein bisschen wie in einer Ehe – prüfe wer sich ewig bindet!

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Karin Demming für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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