Freitag, März 29, 2024
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Bluebird Mountain: PowderBuddy eine drohnenbasierte Lösung zum schnellen Finden von Lawinenverschütteten

Stellen Sie sich und das Startup Bluebird Mountain doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Markus, Moritz, Daniel und Konstantin, die vier Gründer von Bluebird Mountain und im Schnitt 30 Jahre alt. Mit mittlerweile 7 Mitarbeitern ist Bluebird Mountain Hamburgs erstes, vermutlich einziges und damit größtes Unternehmen für alpine Sicherheitstechnik. Wir entwickeln mit PowderBuddy eine drohnenbasierte Lösung zum schnellen Finden von Lawinenverschütteten. Während der bisherigen Entwicklung sind außerdem bereits weitere Technologien abgefallen, die das winterliche Naturerlebnis in den Bergen sicherer machen werden.

Wie ist die Idee zu Bluebird Mountain entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Wir sind Freunde, teilweise seit der Schulzeit, teilweise seit Beginn unseres Studiums. Seit 10 Jahren machen wir regelmäßig Winterurlaub zusammen (und haben uns immer noch gern, obwohl wir dabei Ski- und Snowboardfahrer unter einen Hut bringen müssen). Dabei haben wir mehr und mehr nach dem unvergleichlichen Fahrgefühl gesucht, das sich nur im Tiefschnee erleben lässt. Sobald man sich allerdings von der Piste entfernt, stellt sich auch sofort die Frage nach Schutz vor alpinen Gefahren. Die heute verfügbaren Technik zur Verschüttetensuche erfüllt zwar seinen Zweck, aber wir haben uns irgendwann gefragt: wie kann man die Markierung der Verschüttungsstelle automatisieren? PowderBuddy war geboren.

Welche Vision steckt hinter Bluebird Mountain?
„Search and Rescue(?)“ soll mit PowderBuddy ein „Find and Rescue!“ werden. Im langjährigen Mittel sterben etwa 100 Menschen alleine in den Alpen durch Lawinenunfälle. 9 von 10 Opfern bleiben weitgehend unverletzt und ersticken, weil sie nicht rechtzeitig gefunden werden. Das soll sich ändern.
Langfristig soll unsere Technologie auch in anderen Gefahrensituationen helfen: im alpinen Sommersport, im maritimen Bereich sowie beim Katastrophenschutz.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Eine der größten Herausforderung ist sicherlich der Anspruch an unsere Drohne. Ein High-Tech Gerät wie PowderBuddy hat sehr viele ineinander greifenden Komponenten, die perfekt funktionieren müssen. Ein Produkt für die Lebensrettung darf sich absolut keinen Ausfall erlauben und muss zum Verkaufsstart in jeder denkbaren Situation und Randbedingung auf Herz und Nieren getestet sein. In unserem Fall kommt natürlich noch die Herausforderung dazu, dass diese Funktionalität im winterlichen Hochgebirge sichergestellt sein muss. Mittlerweile haben wir acht Prototypen entwickelt und getestet; bis zur Markteinführung werden sicher noch einige hinzukommen.
Finanziert haben wir uns bisher durch das EXIST-Gründerstipendium und die Förderung InnoRampUp der IFB Hamburg. Derzeit suchen wir nach Investoren, die mit uns diesen spannenden Weg gehen.

Wer ist die Zielgruppe von Bluebird Mountain?
Zielgruppe sind Skifahrer, Snowboarder, Schneeschuwanderer, Schneemobilfahrer, Bergsteiger und alle, die sich abseits gesicherter Skipisten in den winterlichen Bergen bewegen. Dazu zählen insbesonderen auch diejenigen Wintersportler, die mit dem Lift den Berg hochkommen, um dann abseits der Piste abzufahren. Diese Menschen suchen einfache Lösungen für die Lawinensicherheit und sind bereit dafür ein wenig mehr Ausrüstung mit auf den Berg zu nehmen.

Wie funktioniert die Technologie von Bluebird Mountain?
PowderBuddy ist ein faltbarer Quadkopter, der in einem Abschussrohr am Rucksack mitgeführt wird. Bei Gefahr zieht der Nutzer eine Reißleine und PowderBuddy wird aus dem Rohr katapultiert. Der Quadkopter entfaltet sich und verfolgt den Nutzer oberhalb der Lawine. Sobald der Schnee zur Ruhe kommt bleibt PowderBuddy über der Verschüttungsstelle schweben und Retter wissen damit sofort, wo sie mit der Bergung beginnen müssen.
Zur Verfolgung nutzen wir den LVS-Standard, der speziell für die Suche nach Lawinenverschütteten konzipiert wurde. Damit stellen wir sicher, dass eine manuelle Suche weiterhin möglich ist, und sich die Signale nicht gegenseitig stören. Außerdem tragen die meisten Wintersportler, die sich im Gelände befinden bereits LVS-Geräte. Zusätzlich kann man PowderBuddy mit einem Lawinenairbag koppeln und gemeinsam auslösen: der Airbag sorgt für mehr Auftrieb, im Fall einer (Teil-)Verschüttung zeigt PowderBuddy trotzdem zuverlässig den Ort an.

Wie ist das Feedback?
Wir haben schon jedwede Art von Feedback erhalten. Zu Beginn war es so positiv, dass wir bereits ein bisschen Angst hatten: es gibt ja genug Sprüche mit dem Tenor „Eine gute Idee erkennt man an der Zahl ihrer Feinde“ o.ä. Irgendwann kam dann aber zum Glück auch konstruktives Feedback, ohne das wir sicherlich nicht so weit wären, wie wir es heute sind. Unabhängig davon, ob Fachleute die technische Machbarkeit sehen oder nicht, geben uns aber alle zu verstehen: es wird Zeit, dass sich jemand an einer Innovation im Bereich Lawinensicherheitstechnik versucht. Die heute verfügbare Technik iwurde seit den 70ern v.a. auf Gewicht optimiert, aber im Handling hat sich laut Branchenkennern deutlich zu wenig getan.

Bluebird Mountain, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In 5 Jahren ist Bluebird Mountain eine bekannte und starke Marke in der alpinen Sicherheitstechnik. PowderBuddy und andere Produkte von Bluebird Mountain sind dann eine Standard-Ausrüstung für Wintersportliebhaber, nicht nur in den Alpen, sondern weltweit.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Sich die Freiheit herausnehmen viel Zeit in Teamentwicklung und Strategieentwicklung zu stecken. Dazu gehört eine Vision fürs Unternehmen zu entwickeln, aber auch offen über die persönlichen Ängste, Wünsche und die Lebensplanung der Teammitglieder zu sprechen. Nehmt euch mehr Zeit dafür, als ihr es für richtig haltet und es wird vermutlich trotzdem noch zu wenig sein. Updated diese Vision und Teamziele regelmäßig, auch wenn es Zeit kostet. Wenn das Produkt neu und technisch machbar ist, wird es in fünf Jahren auch noch funktionieren. Wenn das Team zerfällt wird es niemals funktionieren.

2. Zuhören, wo immer es möglich ist. Euch gegenseitig im Team und auch anderen Menschen. Man behält ja die Freiheit jeden Rat anzunehmen. Und dabei ist es auch wichtig, jeden Ratschlag ernst zu nehmen und zu versuchen, den Blick des Ratgebenden einzunehmen. Dabei hilft auch ein Team mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen enorm weiter.

3. Persönliche Grenzen beachten. Das Startup wird ja von Mythen um 100-Stunden-Wochen und Nächten im Büro umrankt. Die gibt es auch. Aber ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu machen ist meistens ein zäher und langer Prozess. Die Gründer müssen über diesen gesamten Zeitraum Leistung abliefern, das geht aber nicht dauerhaft auf 150 %. Sprecht im Team darüber, wie es allen geht, wer mal eine Pause braucht und ermöglicht euch diese dann auch gegenseitig. Kein noch so höheres Ziel rechtfertigt die Gesundheit des Teams oder der Mitarbeiter zu gefährden.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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