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Avocadostore Online-Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle

Stellen Sie sich und das Startup Avocadostore doch kurz unseren Lesern vor!

Avocadostore ist der führende Online-Marktplatz für Eco Fashion und Green Lifestyle. Vor mehr als 10 Jahren gab es bereits einen sehr stark wachsenden Bedarf an ökologischen Non Food-Produkten, die fair und umweltverträglich hergestellt wurden. Parallel entwickelte sich eine Szene junger Designer und Hersteller, die einzigartige, nachhaltige Produkte entwarfen und produzierten. Avocadostore hat ihnen im April 2010 einen Marktplatz gegeben, sie sichtbar und für einen großen Kundenkreis zugänglich gemacht. Hier konnten sie einfach, kostengünstig und ohne großes Risiko ihre Ware online verkaufen. Heute kann der Kunde*in unter 4.000 Top-Marken und unter 250.000 nachhaltigen Produkten auf Avocadostore.de auswählen. 

Ich bin ein Pionier der ersten Stunde bei Avocadostore, habe 2011 begonnen, wurde zwei Jahre später zur Geschäftsführerin ernannt. Auch heute noch fördere ich nachhaltige Startups und Jung-Designer, um ihnen den Gründer-Alltag zu erleichtern und ihr Geschäft richtig zu positionieren. So bin ich nicht nur in der Handelskammer in verschiedenen Ausschüssen aktiv, sondern auch in verschiedenen Jurys (Ethical Style Guide/Messe Frankfurt, Green Product Award/Berlin), wo es immer darum geht, gemeinsam nachhaltigere Produkte zu gestalten. 

Außerdem setze ich mich im Moment gemeinsam mit anderen Eco Fashion-Labels für die Fair Fashion Solidarity-Initiative ein. Hier geht es um das Überleben kleiner Eco Fashion Brands, die im Rahmen der Corona-Krise wirtschaftlich unter Druck geraten sind. Darüber hinaus habe ich ein Buch geschrieben: „Nachhaltig leben JETZT“. Der Nachhaltigkeitsguide ist Ende Juni im Buchhandel erschienen.

Welche Vision steckt hinter Avocadostore?

Wir wollen für jedes konventionelle Produkt eine nachhaltige Alternative bieten. Wir möchten nachhaltigen Konsum in die breite Masse tragen, mit Vorurteilen aufräumen, transparent sein, informieren und zeigen, dass ein nachhaltiger Lifestyle viel Spaß macht.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Als stark wachsendes Unternehmen schafft man es nicht immer rechtzeitig, die Strukturen parallel mitlaufen zu lassen. Ich denke, es gibt nicht “die große Herausforderung”, sondern eher viele kleine, subtile Dinge, wie zum Beispiel zu merken, dass Führung anders funktioniert, wenn man am Anfang nur 10 Leute und heute 40 Mitarbeiter im Team hat. Oder ein anderes Beispiel: Wann ist das richtige Timing für eine Strategieänderung? Manchmal waren wir da auch durchaus zu früh dran, manchmal zu spät. 

Zur Finanzierung: Zu Beginn haben mehrere Businessangels an die Idee Avocadostore-Idee geglaubt und die Finanzierung gesichert. Seit 2017 hält auch die GLG Green Lifestyle GmbH 100 Prozent der Anteile. 

Wer ist die Zielgruppe von Avocadostore?

Wir haben eine Kernzielgruppe, die eher weiblich, aber auch männlich und zwischen 35 und 50 Jahren alt ist. Seit dem ersten Halbjahr 2019 wächst bei uns aber überproportional die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen. Sie ist  um fast 150 Prozent gestiegen. Dieses Kundensegment wächst viel schneller als die anderen Altersgruppen. Deswegen glauben wir, dass Nachhaltigkeit längst keine Nische mehr ist und auch kein Trend sein wird, sondern eine Bewegung ist, die gerade erst anfängt. 

Darüber hinaus fällt uns bei Avocadostore auf, dass es immer mehr Menschen gibt, die ihr Leben nachhaltiger gestalten wollen. Vergleichbar vielleicht mit der „Vegan-Welle“, die 2012 begann. Aber heute geht es längst nicht mehr nur um Tofu statt Fleisch, sondern um einen ganzheitlichen Lebensstil: von der Mode und Kosmetik über Ernährung, Wohnen bis hin zum digitalen Leben und Verreisen. Viele Menschen wollen wirklich wissen, wie sie umweltfreundlicher leben können und nicht nur z.B. gesünder. Die Entwicklung geht klar dahin, dass weniger, aber „besser“ konsumiert wird. „Besser“ steht dann meist für faire Produktion und gute Qualität, ohne Abstriche in Style und Design.

Wie funktioniert Avocadostore? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Durch unsere 10 Nachhaltigkeitskriterien schaffen wir Transparenz rund um unser Sortiment, der Kunde*in sieht am Produkt, warum es nachhaltig ist und kann sogar Fragen zum Produkt stellen. 

Von den folgenden Kriterien muss mindestens eines erfüllt sein, damit ein Produkt bei uns verkauft werden kann: ressourcenschonend, schadstoffreduzierte Herstellung, Bio-Rohstoffe, fair&sozial, cradle to cradle, recyclebar oder recycelt, vegan, Made in Germany, CO2-sparend, lange haltbar. 

So schaffen wir Standards, und der Begriff der Nachhaltigkeit verliert seine Vieldeutigkeit. Darüber hinaus bieten wir jedem Kunden*in die Möglichkeit zu kommentieren, zu kritisieren, zu argumentieren und zu diskutieren. So kann es auch mal vorkommen, dass man ein Produkt wieder runternimmt oder ein anderes aufnimmt, wenn die Kunden es wünschen. Durch unsere enge Kundenbindung erkennen wir aktuelle Konsumentenwünsche und setzen sie soweit wie möglich um. 

Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Bei uns hat sich durch die Corona-Pandemie einiges verändert. Der Monat März war bei uns, wie auch bei vielen anderen E-Commerce-Geschäften, ziemlich schlecht. Das lag wohl vor allem daran, dass nur noch gekauft wurde, was wirklich notwendig ist, denn wir waren wohl alle erst mal unter Schock und wussten nicht, wie sich das Ganze entwickeln wird. Da wir bei Avocadostore nicht nur Mode, sondern auch Haushaltsutensilien, Yoga-Zubehör und Kinderspielzeug verkaufen, machten wir so zumindest noch etwas Umsatz. 

Glücklicherweise hat sich die Lage ab Ende März wieder etwas entspannt und ist heute bei uns stabil. Ich glaube, viele Menschen kaufen immer noch vorsichtig, aber das was sie kaufen, hinterfragen sie mehr und setzen auf Nachhaltigkeit und faire Produktion. Eine Krise lässt uns eben gängige Muster neu betrachten und ist eine große Chance für Veränderung. 

Gleichzeitig haben wir eine große Welle der Solidarität gespürt. Wir sind heute noch viel in Kontakt mit Herstellern und Händlern, unterstützen uns gegenseitig und tauschen uns aus. Auch unsere Kunden waren der Wahnsinn: Sie kauften, um uns und die hinter Avocadostore stehenden Marken zu unterstützen – und sie haben uns oft aufmunternde und bestärkende Worte geschickt. 

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Wir haben den Vorteil, dass wir auch schon vor Corona sehr agil gearbeitet haben. D.h. Homeoffice war für uns keine große Umstellung, höchstens die Anzahl der Videokonferenzen. Besonders im März hatten wir starke Umsatzeinbrüche, seit Anfang April hat sich das wieder erholt, und wir freuen uns über eine stabile Umsatzsituation. Zu Beginn der Umsatzeinbrüche haben wir sofort begonnen, unsere technologische Priorisierung zu hinterfragen und anzupassen. Da wir knappe Ressourcen haben, ist das Bottleneck Technologie immer da und agiles arbeiten ist dort für uns essentiell. Die zweite Maßnahme, die besonders im Digitalen öfters unterschätzt wird, ist Kommunikation. Wir haben uns sehr gut überlegt, wann wir wie kommunizieren und sehr bewusst unseren Content in Newslettern, auf der Seite und auf Social Media der Situation angepasst. Wir setzen bis heute auf Transparenz und Offenheit und sind im Dialog mit Kunden*innen, aber auch Brands und Hersteller*innen. 

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Wir merken, dass wir einige neue Kunden durch die Krise gewonnen haben, die jetzt mehr Wert auf das legen, was sie kaufen. Produkte, die besonders gut funktioniert haben, waren nachhaltige Yogamatten, Kinderspielzeug, Wohnaccessoires und Eco-Sneaker.

Avocadostore, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir waren die ersten, die nachhaltigen Konsum online für viele zugänglich gemacht haben. Wir fühlen uns als Pionier und haben wir uns in den letzten Jahren eine starke Position erarbeitet. Und wir wachsen seit 5 Jahren über 40% jährlich und hoffen, in ein paar Jahren im Mainstream angekommen zu sein. Unser Ziel ist es, mehr Menschen dazu zu bringen, nachhaltiger einzukaufen. Avocadostore.de wird dann hoffentlich die führende Plattform sein, auf der man für jedes herkömmliche Produkt eine „grüne“ Alternative findet.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Ich glaube daran, dass die Gründer am erfolgreichsten sind, die mit ihrem Geschäftsmodell ein Problem beseitigen und Menschen den Alltag erleichtern. Unsere Idee kam zur richtigen Zeit, denn immer mehr Menschen wollen bewusster konsumieren.

Als zweiten Tipp würde ich Gründern geben, dass sie ihren Kunden gut zuhören. Und damit meine ich echte Kunden, nicht nur Freunde und Familie. Nette Worte sind kein hilfreiches Feedback. Wenn Freunde z.B. sagen, gute Idee, aber nie das Produkt kaufen, muss man herausfinden wieso. Wir haben durch das Feedback unserer Konsumenten pausenlos an unserem Produktsortiment gearbeitet und sind dabei flexibel geblieben. Wir können uns den Bedürfnissen des momentan sehr dynamischen Eco-Markts jederzeit anpassen. Trotzdem haben wir unsere Idee immer klar formuliert und ihren Benefit in den Vordergrund gestellt.

Und der wohl wichtigste Tipp: Man sollte dabei immer authentisch bleiben, denn Authentizität überzeugt. Wenn man irgendwo noch nicht perfekt ist, darf man den Mut haben, dies auch zu kommunizieren. Hier ist das „wie“ entscheidend, denn je authentischer man kommuniziert, desto mehr sind Kunden bereit, sich auf eine Marke einzulassen und weiter konstruktives Feedback zu geben. 

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Mimi Sewalski für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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