Dienstag, April 16, 2024
StartEventsMobilität und Verkehr: Wie Raumfahrttechnologie den CO2‐Fußabdruck reduzieren wird

Mobilität und Verkehr: Wie Raumfahrttechnologie den CO2‐Fußabdruck reduzieren wird

Die Amerikanerin Dr. Anita Sengupta, die als Luft‐ und Raumfahrtingenieurin viele Jahre bei der NASA tätig war, hat sich als Chefentwicklerin von Elon Musks sogenanntem Hyperloop einen Namen gemacht. Im Jahr 2019 wird sie Mitgründerin und Chief Product Officer von Airspace Experience Technologies (ASX) ‐ einem Start‐Up, das ein hybridelektrisches, vertikal startendes und landendes städtischen Luftmobilitätssystems entwickelt. Die Pilotin wird im Februar 2020 auf der OOP‐Konferenz in München zeigen, wie Raumfahrt‐Technologie in Verbindung mit Venture Capital einen umweltfreundlichen Verkehr ermöglicht. Die OOP findet vom 3.‐7. Februar im ICM in München statt. 

Können Sie kurz die Projekte skizzieren, an denen Sie als Luft‐ und Raumfahrtingenieurin in den letzten Jahren gearbeitet haben?


Ich habe den größten Teil meiner Karriere im Raumfahrtprogramm der NASA gearbeitet. Meine Doktorarbeit beschäftigte sich mit Plasmaantrieben, ja, das ist Raketenwissenschaft. Danach arbeitete ich an Einstiegssystemen für die Landung auf der Oberfläche anderer Planeten, insbesondere mit dem Landungssystem für den Curiosity Rover auf dem Mars, einem Venus Lander, einem Mars‐Aufstiegsfahrzeug und der Orion Earth Return Capsule. Anschließend wechselte ich als Missionsleiterin zur International Space Station (ISS), um dort das Kaltatom‐Labor zu entwickeln und zu leiten. Im Jahr 2017 entschied ich mich, die NASA zu verlassen, um meine Expertise der Entwicklung umweltfreundlicher Transportmittel zu widmen, zunächst als Führungskraft bei Virgin Hyperloop und nun als Co‐Founder eines Unternehmens für elektrische VTOL‐Flugzeuge, besser bekannt als Lufttaxis. 

Airspace Experience Technologies ASX will die urbane Mobilität revolutionieren. Worum geht es da genau?


Airspace Experience Technologies ist ein Start‐Up, das ein emissionsfreies Flugmobilitätsfahrzeug entwickelt. Ziel ist es, den Share Ride Transport in städtischen und vorstädtischen Umgebungen, die unter Straßenüberlastung leiden, zu erleichtern. Ich persönlich sehe ein Ende des individuellen Autobesitzes zugunsten einer gemeinsamen, emissionsfreien Transportmöglichkeit am Boden und in der Luft. Die Urbane Luftmobilität (UAM) wird die Entwicklung der elektrischen Luftfahrt anstoßen, und zwar durch die Nutzung von gespeicherter Energie aus Batterien. Wenn das Netz mit grünem Strom wie Sonne oder Wind betrieben wird, wird der CO2‐Fußabdruck deutlich reduziert. Was als nächstes kommt, sind mit Wasserstoff‐Brennstoffzellen betriebene Regionalflugzeuge und schließlich Langstrecken‐Jet‐ Flugzeuge, die auf Wasserstoff beruhen. 

Der Verkehr in den europäischen Metropolregionen steht vor dem Kollaps. Inwieweit wird die Luft‐ und Raumfahrttechnik echte Alternativen bieten können?


Als Amerikanerin bin ich sehr beeindruckt von Europas riesigem Eisenbahnnetz, den städtischen U‐ und S‐Bahnsystemen und dem Drang, in nachhaltige Luftfahrttechnologien zu investieren. Ironischerweise ist eine der energieeffizientesten Reisemöglichkeiten pro Passagierkilometer der kommerzielle Flugverkehr, da er als Shared Service betrieben wird. Das Problem ist jedoch, dass der Luftverkehr immer noch auf fossile Brennstoffe angewiesen ist. Der Übergang zu einem emissionsfreien Flugverkehr wird einen Paradigmenwechsel in unserer Energiewirtschaft und unserer CO2‐Bilanz ermöglichen. Massenverkehrsmittel, öffentliche Verkehrsmittel und der Verzicht auf die individuelle Autonutzung sind die Lösung. 

Weltweit gibt es etwa 140 Projekte für Lufttaxis. Was unterscheidet Ihr Projekt bei Airspace Experience Technologies von den anderen?


Wir entwickeln ein Kippflügelflugzeug, das auch konventionell starten und landen kann, wobei die bestehende Flughafeninfrastruktur maximal genutzt wird und das mit einer höheren Effizienz als ein Rotorflugzeug. Das Lufttaxi ist so konzipiert, dass es kurze Strecken innerhalb von Stadtgebieten zurücklegen kann. Wir setzen dabei vorhandene Technologie aus dem Automotive‐Bereich ein, um Kosten zu senken und die Massenproduktion zu erleichtern: zum Beispiel Batterien, Motoren und Steuerungssoftware. Da wir die bestehende Technologie dort einsetzen wollen, wo es sinnvoll ist, können wir die Tiefflugzeuge erschwinglicher machen und den täglichen Taxinutzern eine Fahrt via Lufttaxi ermöglichen. 

Glauben Sie, dass eine Revolution im Bereich des emissionsfreien Verkehrs bevorsteht? 

Ja, in den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir die ersten kommerziellen Flüge von Lufttaxis sehen und in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Verlagerung auf einen emissionsfreien Flugverkehr über längere Strecken. 

Wann werden die Airspace Experience Technologies Taxis voraussichtlich marktreif sein? 

Wir planen, unsere Lufttaxis ab 2023 in der Logistik einzusetzen, zum Beispiel für den Transport von Medikamenten, Ärzten und Verbrauchsmaterial. Zwei bis drei Jahre später planen wir die Lufttaxis für den Personentransport zu nutzen. 

Wie weit sind Sie in der Entwicklung der ASX Taxis fortgeschritten? 

Bis heute haben wir sechs Fahrzeuge gebaut, die im Subskalenbereich angesiedelt sind ‐ das größte davon deckt etwa ein Drittel der Entwicklungsskala ab. Wir haben bisher Vertikalstart, Reiseflug und Landung unter der Softwarekontrolle unserer Vollverbund‐Flugzeuge demonstriert. 

Welche Technologie muss noch entwickelt werden, damit die elektrische Luftfahrt Realität wird? 

Batterien mit verbesserter Energiedichte für Kurzstrecken‐Lufttaxis, dicht gefolgt von Wasserstoff‐ Brennstoffzellen für Regionalflugzeuge. 

Ist eine staatliche Regulierung notwendig (für die Technik, die Flugsicherung etc.)? Wäre eine Regulierung eine Hilfe oder ein Hindernis?


Eine Regulierung, die Hand in Hand mit neuer Technologie entwickelt wird, sorgt dafür, dass wir sichere, zuverlässige Transporte und nützliche Lösungen für den öffentlichen Verkehr haben. Wir alle, der öffentliche und der private Sektor, müssen sicherzustellen, dass Technologien entwickelt werden, die unseren CO2‐Fußabdruck sicher und effizient reduzieren. 

Wer werden die wirklichen Nutzer solcher innovativer Verkehrskonzepte sein? Sprechen wir von privilegierten Bürgern, die sich teure Verkehrsmittel leisten können?


Unsere Mission ist es, die Luftmobilität für jeden zugänglich zu machen, indem wir sie erschwinglich machen. Sie ist für den öffentlichen Verkehr gedacht, also für jeden, der ein Taxi nehmen würde. 

Wie viel wird die Taxifahrt kosten? 

Eine Fahrt wird ähnlich teuer sein wie die mit einem herkömmlichen Taxi oder einem Uber‐Fahrzeug. Allerdings wird die Fahrzeit aber bis zu fünfmal schneller sein. 

Die ASX Lufttaxis sollen in einer späteren Entwicklungsphase autonom fliegen können. Wie bringen Sie die Menschen dazu, Ihrer Technologie zu vertrauen?


Ich denke, Urban Air Mobility (UAM) wird anfangs natürlich mit Piloten im Einsatz beginnen. Sicherheit ist das Wichtigste, was wir als Ingenieure, als Führungskräfte und als Bürger beachten müssen. 

Was genau werden Sie auf der OOP in München im Februar 2020 präsentieren? 

Ich werde präsentieren, wie die Raumfahrttechnologie in Verbindung mit dem VC‐finanzierten Innovationsumfeld eine Revolution in der nachhaltigen Luftfahrt und im grünen Verkehr im Allgemeinen ermöglicht. Und ich werde aufzeigen, inwieweit autonome VTOL‐Lufttaxis eine Basistechnologie für den Stadtverkehr in den intelligenten Städten der Zukunft sein können. Ich werde die Zukunft der Mobilität vom Boden über den Himmel bis in den Weltraum skizzieren und erläutern, wie neue Technologien uns dorthin bringen werden. 

Worauf freuen Sie sich besonders auf die OOP? Haben Sie besondere Erwartungen? 

Ich freue mich aufs Vernetzen und darauf, Ideen auszutauschen und neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen. 

Dr. Anita Sengupta eröffnet die OOP‐Konferenz im ICM München am Dienstag, den 4. Februar 2020 um 11 Uhr.

Quelle Vaubel Medienberatung GmbH

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