Freitag, März 29, 2024
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Nicht zu viel Zeit verlieren und sofort rausgehen!

Julie Soléy die Sonnenschutz-Dusche macht Sonnenschutz für die Haut so einfach wie Duschen

Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen Julie Soléy doch kurz vor!
Hallo liebes StartupValley-Team, die Julie Soléy GmbH in Gr. besteht aus Julia Englert, Carsten Conrad, Patrick Rößler und Daniel Szkutnik. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, den Schutz vor Sonnenbrand einfacher, effektiver und komfortabler zu gestalten. Keine seltsamen Körperverrenkungen mehr, um an den eigenen Rücken zu gelangen, keine schmierigen Hände oder Sonnencreme auf der Badekleidung mehr. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene.
Unsere vollautomatisierte Sonnenschutz-Dusche macht Sonnenschutz für die Haut so einfach wie Duschen und stellt dabei einen nahtlosen Rundum-Schutz binnen weniger Sekunden sicher. Die Sonnenschutz-Dusche soll im Pool- oder Strandbereich von 5*-Sterne-Hotels und Beachclubs sowie auf den Sonnendecks der Luxusliner installiert werden. Durch ein Kapselsystem können wir ein breites Sortiment an Sonnencremes von unterschiedlichen Marken mit verschiedenen Ausprägungen von Lichtschutzfaktoren anbieten. So können wir, bzw. das Hotel, das die Sonnenschutz-Dusche stellt und die Kapseln an seine Gäste verkauft, auf die individuellen Wünsche der Gäste eingehen.

Wie ist die Idee zu Julie Soléy entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Das war eher ein Zufall, als vom Reißbrett geplant. Julia, Carsten und ich (Daniel Szkutnik) kennen uns vom gemeinsamen MBA-Studium, das wir alle drei neben unseren Vollzeitjobs absolviert haben. Wir hatten im vorletzten Semester die Vorlesung Businessplanning, in der es eigentlich nur darum ging, zu erlernen, wie man einen Businessplan schreibt. Doch dazu brauchten wir zunächst eine kreative Idee. Im gemeinsamen Brainstorming warf dann ein Kommilitone ein, dass man doch irgendetwas gegen das leidige Eincremen mit Sonnencreme machen müsste. Fünf Minuten später stand die rudimentäre Idee, ein Gerät zu bauen, das es erlaubt sich automatisch mit Sonnenschutzmittel einzusprühen zu lassen. So begann der Entwurf eines Produktkonzepts mit einem tragfähigen Geschäftsmodell. Idee und Geschäftsmodell fanden nicht nur bei unserem Professor sehr großen Anklang, sondern auch bei Freunden und Bekannten. Wir merkten schnell, dass da einfach was dran ist an dem Thema und dass es sich lohnt es weiterzuverfolgen.
Wir haben über ein Jahr neben unseren Jobs am Konzept weitergefeilt, Netzwerke zu Designagenturen, Prototypern und Serienherstellern in Deutschland und im Ausland aufgebaut und auch an ersten Pitches teilgenommen. Aber erst im Juni diesen Jahres haben wir uns entschlossen, das Vorhaben mit vollem Risiko anzupacken. Carsten hat seinen Job als Firmenkundenberater einer Genossenschaftsbank gekündigt und ich habe meine Stelle als Geschäftsleiter in einer großen Kommunikationsagentur auf ein Minimum reduziert. Julia bleibt zunächst in ihrem Job als globale Produktmanagerin bei einem großen Chemieunternehmen bis die Finanzierung unseres Startups sichergestellt ist. Unser Techniker Patrick kam erst vor ca. einem Monat zu uns. Er ist ein wahrer Glücksgriff, da wir schon seit Monaten nach technischer Verstärkung Ausschau gehalten haben. Wenn Du nur BWLer in Deinem Gründungsteam hast, nimmt Dir in Deutschland niemand die technische Kompetenz ab, die benötigt wird unser Produkt zu durchdenken, den ersten Prototypen zu bauen, sowie die Schnittstellen zwischen Produktdesignagentur und Prototyper/Serienhersteller zu steuern. Patrick hatte gerade selbst Ausschau nach neuen Herausforderungen gehalten und stieß über den Tipp eines Bekanntenauf uns und war sofort Feuer und Flamme.

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?
Es ist wohl eine Mischung aus Selbstverwirklichung, Entdeckergeist und der Freude daran, etwas wirklich Neues zu entwickeln. Wahrscheinlich sind das die Auslöser, um sich aus den bestehenden, guten Jobs herauszulösen und etwas Eigenes auf die Beine stellen zu wollen. Dazu kommt noch dieses Gefühl permanent im Flow-Zustand – also wenn Sinn, Selbstbestimmung und Herausforderung zusammen kommen – zu arbeiten. Das peitscht unglaublich an und gibt Dir das Gefühl jedes Problem meistern zu können. Wichtig dabei ist, vor allem der Teamspirit. Das Vertrauen zwischen uns Gründern ist sehr groß und wir wissen, dass wir uns blind aufeinander verlassen können.

Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?
Wir stehen nach wie vor, vor der großen Herausforderung für die Finalisierung unseres Prototypens Investoren zu finden. Auf Hardware-Investitionen setzen momentan eher wenige. Deshalb bauen wir gerade unseren ersten Prototypen in einem kleinen Lager selbst. Diesen wollen wir bis Ende des Jahres soweit fertig haben, um den Investoren zu zeigen, dass das Konzept funktioniert und wir die Kompetenz haben die Sonnenschutz-Dusche auch wirklich zu fertigen, eine Produktion aufzubauen und zu steuern.

Wie kommt die Idee bei Hotels usw. an?
Die Idee kommt bei Hotels sehr gut an. Um den konkreten Marktbedarf zu ermitteln, sind wir kurzerhand nach Griechenland und in die Vereinigten Arabischen Emirate geflogen und haben die für uns passenden Hotels direkt besucht. Dabei haben wir uns mit einem Tablet in der Hand zum jeweiligen Hotelmanager durchgefragt. Auf diese Weise, und mit zusätzlichen Telefoninterviews mit spanischen und deutschen Hotelmanagern, konnten wir direkt mit den Kaufentscheidern persönlich sprechen und dabei wichtige Einblicke in die Hotelbranche gewinnen und vor allem erste Vertriebskontakte knüpfen. Das Ergebnis war überwältigend: nahezu alle Hotels fanden unsere Idee und die ersten Konzeptzeichnungen als sehr überzeugend und wir könnten unsere Sonnenschutz-Duschen bereits jetzt bei 12 Hotels aufzustellen.
Da aber neben den Hotels als Käufer, die Anwender – also die Urlauber/Gäste – als Nutzer der Sonnenschutz-Dusche als Produkt erst Relevanz verleihen, haben wir auch eine Nutzerstudie aufgesetzt, in der wir mehr als 350 potenzielle Anwender befragt haben. Auch hier hat das Ergebnis unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Über 80% der Teilnehmer finden das Eincremen mit Sonnenschutzmittel lästig und würden unsere Sonnenschutz-Dusche ein- bis mehrmals am Tag nutzen.

Wie genau soll die Julie Soléy Sonnenschutz-Dusche funktionieren?
Zunächst kauft sich der Gast entweder an der Rezeption oder direkt an der Sonnenschutz-Dusche am Automaten die Kapsel mit der bevorzugten Sonnencreme-Marke und dem zum Hauttyp passenden Lichtschutzfaktor. Der Gast betritt die Sonnenschutz-Dusche und schließt die Tür hinter sich.
Jetzt kann er/sie sich entkleiden und seine Wertsachen verstauen. Die Kapsel wird in die dafür vorgesehene Vorrichtung eingelegt und der START-Knopf betätigt. Ein Display weißt den Gast daraufhin, den inneren Ring zu betreten. Dann betritt der Gast den inneren Ring der Sonnenschutz-Dusche und schließt auch hier wieder eine Tür hinter. Die Sensoren in der Kabine messen automatisch die Körpergröße und -proportionen des Anwenders. Somit wird sichergestellt, dass die Sonnencreme auf dem Körper gleichmäßig aufgetragen wird und der Kopf ausgespart wird. Somit gelangt kein Sprühnebel in die Augen, Atemwege oder in die Haare. Damit dies sichergestellt wird, haben wir zusätzlich zur akkuraten Düsensteuerung unser Luftschild entwickelt. Dies bedeutet, dass ein feiner Luftstrom in Höhe der Schlüsselbeine des Gastes ausgestoßen wird, um damit eine natürliche Grenze für den Sonnencremenebel darstellt. Ein weiterer Vorteil des Luftschildes ist die automatische Trocknung des Körpers, indem es nach dem Sprühgang mit Sonnencreme den Körper des Anwenders von Schulter bis Fuß abfährt. Somit entfällt das Eincremen oder Nachcremen per Hand komplett. Der Gast kann sich nach der wenige Sekunden dauernden Anwendung wieder ankleiden und den Tag in der Sonne genießen.
Die Sonnenschutz-Dusche reinigt sich nach jeder Anwendung von selbst. Hygiene ist bei unserem Produkt ein wesentlicher Baustein. Daher sind die Innenwände der Kabine mit einer Lotusbeschichtung überzogen, damit Sonnencreme-Rückstände komplett abgespült werden können.

Gibt es schon einen Prototypen wie weit sind Sie mit der Entwicklung?
Wir stecken gerade mitten im Bau des ersten Prototyps und planen bis Ende des Jahres mit diesem fertig zu sein. Er wird alle wesentlichen Funktionen des Endprodukts beinhalten. Die
Weiterentwicklung bis zur Serienreife umfasst dabei sowohl die Definition der Materialien als auch der technologischen Ausstattung zur Erstellung der finalen Konstruktionspläne. Des Weiteren auch die Erstellung des User-Interfaces, damit der Anwender intuitiv durch die Benutzung der Sonnenschutz-Dusche geleitet wird. Bei allen diesen Schritten begleitet uns eine renommierte Produktdesignagentur.
Aber nicht nur das, wir werden unsere Sonnenschutz-Dusche digital monitoren können, um Ausfälle zu registrieren und dem Hotelpersonal via Ferndiagnose schnell unterstützen zu können. Daneben streben wir mit unseren Datenanalysen an, den Hotels bedarfsgerecht und individuell die passenden Kapseln automatisch zu zuschicken noch bevor der Vorrat des Hotels sich dem Ende neigt.

Was sind die nächsten Schritte?
Das wird definitiv die Suche nach Investoren sein. Wir brauchen 500.000 Euro, um den Prototypen zur Serienreife zu bringen und den ersten Fuß in die Märkte zu setzen. Dabei helfen uns die Kontakte zu den Hotelmanagern, die wir bereits geknüpft haben enorm. Gerade um erste Pilotkunden, -projekte und Feedbacks zu generieren. Sobald die Finanzierung steht, beginnt die Finalisierung des Prototyps bis zur Serienreife. Dies wird laut der gemeinsamen Zeitplanung mit unserer Produktdesign-Agentur nochmal ca. 9 Monate dauern. In dieser Zeit wollen Carsten und ich aber noch Spanien, Frankreich, Italien, sowie weitere Länder in Nahost besuchen, um dort weitere Kontakte zu knüpfen. Aber es gibt auch weitaus schlimmere Aufgaben als in den schönsten Urlaubsregionen arbeiten zu müssen.

Zum Schluss: Welche Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Nicht zu viel Zeit verlieren und sofort rausgehen, mit der/n Zielgruppe/n sprechen und Feedback einholen. Klar ist es am Anfang schwer, einfach so zum Telefonhörer zu greifen oder ohne Termin vor Ort vorstellig zu werden, aber genau das ist der Weg, mit dem man am ehesten vorankommt. Wenn es dann doch mal zur Ablehnung oder Durststrecken kommt – und zu denen kommt es – immer weitermachen. Dabei darf man aber seine Strategie nie aus den Augen verlieren, sonst verzettelt man sich. Uns hat dabei die Erstellung unseres sehr detaillierten und umfangreichen Businessplans sehr geholfen. Er ist unser interner Kompass und stellt unsere strategischen Leitplanken für unser weiteres Vorgehen dar.
Wichtig ist aber, dass man sich Fallstricke definiert. Also sich auch eine Exitstrategie für das Scheitern überlegt. Denn Gründer sein, bedeutet nicht waghalsig ins Risiko zu rennen, sondern es zu kennen und damit umgehen zu können.

Bild: 2. Gewinner des Elevator Pitches des Landes Baden-Württemberg in Freiburg (Quelle: Elevator Pitch BW 16/17).
V.l.n.r.: Julia Englert (2. v. links), Patrick Rößler (4 v. links), Daniel Szkutnik (5 v. links) und Carsten Conrad (6. v. links).

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Daniel Szkutnik für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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