Donnerstag, März 28, 2024
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Ein skalierendes Startup zu betreiben ist echter Leistungssport

Mit der Software von ArtiMinds Robotics erlernt der Roboter Aufgaben flexibel zu lösen

Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen ArtiMinds Robotics doch kurz unseren Lesern vor!
Wir haben ein Softwareprodukt für die intuitive Einrichtung komplexer Industrieroboteraufgaben entwickelt. Es stehen vor allem Anwendungen im Fokus, bei denen der Roboter Kräfte spüren oder Objekte sehen können muss, um Aufgaben ähnlich flexibel wie ein Mensch zu lösen. Solche Aufgaben treten vor allem in den Bereichen Montage, Handhabung und Labortätigkeiten auf. Wir haben das Produkt bereits an Kunden in Europa, den USA, China und Japan in 10 verschiedenen produzierenden Industrien verkauft.

Wie ist die Idee zu ArtiMinds Robotics entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Ein Teil der Gründer forscht auf dem Thema bereits seit 2002. Alle Gründer haben am Karlsruher Institut für Technologie studiert, zum Teil auch promoviert und sich dort auch in verschiedenen Kontexten kennengelernt. Irgendwann war klar, dass wir eine einmalige Technologie haben, die reale Probleme im Markt löst und dass wir diese Gelegenheit wahrnehmen müssen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
In unserem Marktsegment, der Automatisierung von Produktion ist das Thema Vertrauen ein besonders ausgeprägter Knackpunkt. Einem noch recht jungen Team ehemaliger Forscher von der Universität wird erst einmal überhaupt nicht vertraut, ganz gleich wie groß ihre akademischen Meriten sind. Die ersten paar Verkäufe in diesem Bereich sind extrem schwierig. Hat man dann einige Referenzen, wird es etwas leichter.
Bis zum ersten Lizenzverkauf haben wir uns ausschließlich über öffentliche Förderprogramme bzw. aus eigener Kraft finanziert. Mit ansteigendem Markterfolg sind wir zusätzlich zum laufenden Umsatz entsprechend auf immer aggressivere Finanzierungsinstrumente für schnelleres Wachstum umgestiegen, um die Chancen des sich rasch öffnenden Marktes möglichst voll auszuschöpfen.

Wer ist die Zielgruppe von ArtiMinds Robotics?
Alle produzierenden Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern, Losgrößen ab etwa 1000 und diskreten Werkstücken zwischen 1 Gramm und 100 Kilogramm.

Wie funktioniert die Software?
Es gibt zwei Sichtweisen auf diese Frage: einerseits, wie setzt man sie genau ein und andererseits, wie funktioniert sie technisch.
Eingesetzt wird sie auf einem Laptop oder Tablet, wo sie im Simulationsmodus einzelstehend verwendet werden kann und am realen Roboter dann, indem sie über Netzwerk mit dessen Steuerungscomputer verbunden ist. Durch einfaches drag&drop, sowie grafische Assistenten und simples Führen des Roboters in Simulation oder real können hochkomplexe, flexible Bewegungsverhalten erzeugt werden. Diese Verhalten werden in die native Programmiersprache des jeweiligen Roboterherstellers übersetzt und können nativ auf einem unmodifizierten Industrierobotercomputer ausgeführt werden. Unsere Software wird im Dauerbetrieb dann nicht mehr benötigt.
Technisch wird das durch eine proprietäre Repräsentation flexibler Roboterbewegungen realisiert, sowie Methoden des maschinellen Lernens, um die Instanzen für bestimmte Aufgaben zu erzeugen. Der Roboter erhält dadurch Bewegungsintelligenz ähnlich menschlicher Handhabungsfertigkeiten.

Welche Vorteile bieten Sie?
Roboter können nun in manuellen Aufgaben eingesetzt werden, in denen sie vorher nicht ökonomisch waren. Dies betrifft alle möglichen Arten von Aufgaben, in denen eine gewisse Flexibilität erforderlich ist.

ArtiMinds Robotics, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Es gibt eine klare strategische Vision, welche allerdings branchenüblich nicht geteilt wird.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1) Man sollte erst viele Jahre umfassende Kompetenz in einer Domäne sammeln (und dort jeweils Technik oder Vertrieb), bevor man gründet. Und dies möglichst früh – ich habe z.B. schon neben der Schule als bezahlter Programmierer gearbeitet und viel wichtige Erfahrung sammeln können.
2) Im Biotech- und Hardwarebereich kann man externesprivates Kapital auch für die initiale Produktentwicklung verwenden. Im Software- und Geschäftsmodellbereich sollte externes privates Kapital jedoch nur dazu verwendet werden, um den Vertrieb eines bewiesenermaßen funktionierenden Produkts zu skalieren. Sonst beschädigt man viel zu früh die Möglichkeiten seinesWachstumspfades irreparabel. Und das Skalieren ist immer noch schwer genug, so dass man dafür alle freien Ressourcen benötigt.
3) Ein skalierendes Startup zu betreiben ist echter Leistungssport. Möchte man dort signifikant erfolgreich sein, muss man die Persönlichkeit haben, sich auch 10 Jahre lang jeden Tag aufs Neue antreiben zu können, noch besser zu werden. Das Produkt zu verbessern, die Vertriebsprozesse zu verbessern, die Marketingbotschaft zu verbessern, das Team zu verbessern, sich selbst zu verbessern. Die Herausforderungen erscheinen immer viel zu groß und je weiter man kommt, desto ausgeprägter wird dieser Effekt. Nur wer in diesem Marathon die Ausdauer und den unbedingten Willen behält, wird Weltspitze werden. Und in einer globalisierten Welt überlebt nur die Weltspitze auf Dauer. Im Endeffekt muss man diesen Marathon lieben, um ihn voll durchzuziehen. Man muss also im Geiste ein echter Leistungssportler sein, mit all der Hingabe. Wer so ist, wird dafür mit dem großartigsten und erfüllendsten Abenteuer belohnt, das die Arbeitswelt zu bieten hat.

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Sven Schmidt-Rohr für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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